Die "Abtei" hat harte Zeiten erlebt

LAMPADEN. Fünf Hochwaldgemeinden haben eine gemeinsame Vergangenheit: Lampaden, Hentern, Paschel, Schömerich und Baldringen waren in früheren Zeiten einfach nur "die Abtei". Spuren aus dieser Zeit gibt es auch heute noch.

 Auch Ober- und Niedersehr gehörten zur "Abtei".Foto: Hans Muth

Auch Ober- und Niedersehr gehörten zur "Abtei".Foto: Hans Muth

Längst hat sich "die Abtei" zu fünf politisch und gesellschaftlich eigenständigen kleinen Orten inmitten einer herrlichen Landschaft entwickelt. So wissen heute nur noch wenige, dass Paschel früher ein Ortsteil von Lampaden war.Gemeindegrenze führte über den Sportplatz

Erst 1815 wurde die Bürgermeisterei Kanzem gebildet. Dieser wurde Paschel zugeordnet. Der 82-Seelen-Ort war damit eine selbstständige Gemeinde. Diese Entwicklung hatte noch 188 Jahre später Auswirkungen: Bis vor kurzem führte die Pascheler Gemeindegrenze quer über den Lampadener Sportplatz, obwohl drei Kilometer zwischen den Ortschaften liegen.Die gemeinsame Geschichte der Hochwaldgemeinden Lampaden, Hentern, Paschel, Schömerich und Baldringen beginnt im Jahr 936. Damals schenkte Probst Adalbero diese Orte mit ihren Besitztümern der Abtei St. Matthias in Trier.Der Hof Benrath, heute ein Ortsteil von Paschel, war der Mittelpunkt eines der interessanten Hochgerichtbezirke der Hochwaldregion. Die ihm zugehörigen Orte erhielten die Sammelbezeichnung "die Abtei", die sie über Jahrhunderte hinweg behalten sollten.Wer heute am Lampadener Ortsteil Niedersehr vorbei fährt, ahnt kaum etwas von der Bedeutung dieses Hofes, der heute aus wenigen Häusern besteht. Dort waren Arbeitskräfte eingesetzt, die Landwirtschaft betrieben, wobei der Ertrag dem Stift St. Simeon zufiel. Wie vorhandene Schriften eindeutig belegen, ist dieser Hof im 18. und 19. Jahrhundert oft renoviert und neu aufgebaut worden. Dabei ging es offenbar nicht immer sehr ernst zu. Ein Handwerker, der die Fenster im Stall tatsächlich komplett vergessen hatte, musste dem Capitular in Trier schriftlich Rechenschaft ablegen. Der vergessliche Handwerker versuchte, den hohen Herrn davon zu überzeugen, dass "dort, wo keine Fenster sind, auch keine vom Vieh zerbrochen werden".Die "Abtei" wurde auch von einem dunklen Kapitel der Geschichte geprägt: der Hexenverfolgung. Gerade auf diese Ecke des Hochwalds hatte es die Hochburg der Inquisition in Oberemmel abgesehen. Viele Menschen aus der "Abtei" starben auf dem Scheiterhaufen.Weidewirtschaft prägte die Region

Noch vor hundert Jahren wurde die "Abtei" von der Weidewirtschaft geprägt. Das Vieh ernährte sich fast ausschließlich auf der Weide, da für eine Stallfütterung zu wenig Futter vorhanden war. Selbst draußen gab es für die Tiere nur wenig Futter. Nur selten waren Weiden eingezäunt, der "Weidegang" unter Leitung eines Hirten war üblich. Diese Form der Weidewirtschaft endete nach dem Ersten Weltkrieg.Dass es die fünf Gemeinden in diesen bewegten Zeiten mit ihren Flurgrenzen nicht so ernst nahmen, hatte viele Streitigkeiten zu Folge. Relikte aus dieser Zeit gibt es innerhalb der "Abtei" in großen Mengen. Marksteine aus Sandstein, mit dem Zeichen der Abtei St. Matthias versehen, erinnern an die alten Zeiten und eine gemeinsame Vergangenheit, die diesen Bereich des Hochwaldes kennzeichnet.Am Montag blicken wir in der Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" nach Paschel. Dort wehrt sich eine Bürgerinitiative gegen die Errichtung eines Schweinestalls in Ortsnähe.

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