Die Fronten verhärten sich

Die Starthilfe AG aus Trier lässt nicht locker: Sie will an ihrem Plan festhalten, in einem Privathaus in Beuren-Prosterath eine sozialtherapeutische Jugendwohngemeinschaft einzurichten. Die Noch-Eigentümerin kündigt an, notfalls vor Gericht zu ziehen, weil die Gemeinde den Verkauf nach Bürgerprotesten durch eine Veränderungssperre im Bebauungsplan verhindern will.

Beuren-Prosterath. Wer am zweiten Advent das Haus von Ilke Hoepfner betrat, in dem sie ihre Keramikkunst ausstellt, konnte auf den ersten Blick nicht ahnen, dass hinter der Idylle ein sich zuspitzender Konflikt versteckt ist. Der Trierer Verein "Starthilfe AG" will ihr Anwesen im Beurener Ortsteil Prosterath kaufen und zur Integration von Jugendlichen mit Erziehungsdefiziten nutzen. Die vier Jugendlichen waren auch anwesend und unterhielten sich mit vielen der rund 100 Besucher, die zum "Tag der offenen Tür" gekommen waren. Die von der Starthilfe angedachte Nutzung wird jedoch durch eine vom Gemeinderat beschlossene Veränderungssperre verhindert (der TV berichtete). Dieses rechtliche Instrument bestimmt, dass das Haus zwei Jahre lang nicht umgebaut werden darf und auch nicht anderweitig genutzt werden kann. Die Fronten sind verhärtet: "Am Abend der Ratssitzung saßen wir bei Pastor Ingo Flach, um ihn um Vermittlung in diesem Konflikt zu bitten", sagt Starthilfe-Vorsitzende Karin Adrian. Man suche weiterhin das Gespräch mit dem Rat und der gesamten Bevölkerung.

Köhl: "Haben über jeden Schritt informiert"



Ortsbürgermeister Manfred Köhl (SPD) stellt dazu fest: "Ich habe die Starthilfe über jeden der geplanten Schritte schriftlich informiert und ausdrücklich um eine Teilnahme an der Sitzung gebeten. Ich hätte sie auch zu Wort kommen lassen."

Die Kommune will einen Architekten zu beauftragen, Pläne für die Umwandlung der früheren Dorfschmiede zwecks touristischer Nutzung zu erstellen und einen Zuschussantrag zu formulieren. "Das braucht alles seine Zeit, die wir nur über eine Veränderungssperre bekommen", erklärt Köhl.

Das sieht Hoepfner naturgemäß anders: "Ich werde klagen, weil ich mich durch den Ratsbeschluss in meiner Privatsphäre stark eingeschränkt fühle". Aus gesundheitlichen Gründen müsse sie das Haus bald verkaufen und umziehen. Die Entscheidung habe sie hart getroffen, aber mehr noch, welche haarsträubenden Gerüchte im Ort kursierten. "Wir bringen hier keine gefährlichen Leute unter", versichert Starthilfe-Vize Heinz Berger. Einer der vier Jugendlichen, die jetzt noch auf einem Aussiedlerhof bei Geisfeld untergebracht sind, ist der 17-jährige Thomas. "Ich würde mich freuen, hierher zu kommen. Das Haus ist viel schöner und größer", findet er.

Die Gemeinde rechtfertigt ihre Entscheidung vor allem mit Blick auf die großen Bedenken in der Bürgerschaft. Köhl verweist auf die 160 Protest-Unterschriften und sagt: "Selbst der Jugendklub wehrt sich gegen diese Einrichtung." Inge Reuter von der Frauengemeinschaft war gekommen um sich ein eigenes Bild zu machen: "Ich habe keine Probleme damit, dass Jugendliche hierher kommen, aber in unserer Gruppe gehen die Meinungen darüber schon stark auseinander".

Meinung

Kaum Chance für Kompromiss

Kann es bei dem Kollisionskurs, den Gemeinde und Starthilfe eingeschlagen haben, überhaupt noch zu einer Kompromisslösung kommen? Die Antwort lautet wohl "Nein". Angesichts der Bürgerproteste kam die Kommune nicht daran vorbei, mit der Veränderungssperre zum einzigen Mittel zu greifen, das ihr zu Gebote steht, um das umstrittene Projekt zu verhindern. Dass sie damit in letzter Konsequenz einer Hausbesitzerin vorschreiben will, an wen sie ihr Privateigentum verkaufen darf, erscheint rechtlich aber ein gewagtes Unterfangen zu sein. Doch was würde es der Starthilfe nützen, wenn sie sich mit der Jugendwohngruppe nach Prosterath einklagen könnte? So sinnvoll die Aufgabe ist, der sich der Verein widmet: In einem, gelinde gesagt, ablehnenden Umfeld sind die Voraussetzungen dafür, dass die Jugend ins Dorfleben integriert und pädagogisch erfolgreiche Arbeit geleistet werden kann, denkbar schlecht. a.munsteiner@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort