Die Kunst hat es ihm angetan

REINSFELD. Kreativität kennt keine Altersgrenze: Der 67-jährige Reinsfelder Schreinermeister Herbert Hemmes schnitzt aus Holz kleine Kunstwerke. Erholt von einem Schlaganfall, erfüllt er sich nun einen Jugendtraum.

 Profesionell bis ins letzte Detail: Der 67-jährige Schreinermeister Herbert Hemmes schnitzt an seiner Werkbank kleine Kunstwerke aus der Tierwelt. TV-Foto: Frank Faber.

Profesionell bis ins letzte Detail: Der 67-jährige Schreinermeister Herbert Hemmes schnitzt an seiner Werkbank kleine Kunstwerke aus der Tierwelt. TV-Foto: Frank Faber.

Eine künstlerische Ader hatte Herbert Hemmes schon als Kind. Er wollte Bildhauer oder Schnitzer werden, doch sein Vater hatte andere Pläne mit ihm. "Das kannst du auch später noch machen", sagte Alois Hemmes zu seinem Sohn, der fortan als Schreiner in die Fußstapfen seines Vaters trat. Hemmes machte seinen Schreinermeister und führte den elterlichen Betrieb bis ins Jahr 1996. Ein Schlaganfall riss ihn mitten aus dem Berufsleben. "Es war schon kritisch", sagt er. Monatelang war Hemmes an den Rollstuhl gefesselt, kämpfte um seine Gesundheit und wurde belohnt. "Die Ärzte haben mich immer wegen meiner enormen Willenskraft gelobt", sagt Hemmes. Er hatte immer fest daran geglaubt, dass er wieder auf die Beine kommt. Den Schreinerbetrieb übergab er an seinen Sohn Klaus, der die Familientradition des Unternehmens fortsetzte. Der Gedanke, sich nun endlich seinen Jugendtraum zu erfüllen, kam dem Ruheständler fortan ständig durch den Kopf. Vor sechs Jahren legte Hemmes schließlich los und widmete sich der Holzschnitzkunst. "Ich habe mir zuerst einmal das komplette Werkzeug besorgen müssen", erzählt er. In der Schreinerwerkstatt nahm er dann eine Werkbank in Beschlag und ließ seiner Fantasie freien Lauf. "Meine Motive habe ich mir in Tierbüchern oder Naturfilmen abgeschaut", sagt der 67-Jährige. Mit dem fertigen Bild im Kopf sitzt er dann einem groben Holzstück gegenüber, schneidet es zu, bearbeitet es mit einem Holzhammer oder Klöppel und kommt mit jedem Handgriff seiner Wunschvorstellung näher. Nach einer gewissen Zeit steht dann ein kleines, aus Holz geschnitztes Kunstwerk auf seiner Werkbank. Seeadler schnappt nach Fisch

Mittlerweile hat der Rentner eine große Sammlung von kleinen Hinguckern gefertigt. Der Hobbykünstler zeigt einen detailgetreuen Weiskopfadler oder eine anmutende Giraffe. Eine ganze Elefantenherde hat er bei seiner Tochter unterbracht, und auf dem Wohnzimmerschrank schnappt ein Seeadler nach einem Fisch. "Je komplizierter ein Motiv ist, desto ruhiger werde ich", urteilt er über sich selbst. Denn gerade seine filigranen Arbeiten zeugen von ungeheurer Präzision, einer ruhigen Hand und viel Fingerspitzengefühl. Ein Flamingo bei der Futtersuche oder Kraniche, die sich beim Balztanz necken, verwandeln das Wohnzimmer der Familie Hemmes in einen Ausstellungsraum. Von der Wohnzimmerlampe aus setzen Kraniche zum Flug an. "Herbert das musst du den Leuten mal alles zeigen", rät ihm sein Freund Ernst Eiden. Eiden ist selbst gelernter Schreiner, doch eine derartige Schnitzkunst traut er sich nicht zu. Eiden schaut Hemmes gern bei der Schnitzarbeit über die Schulter. "Dann wird viel gefachsimpelt und von alten Zeiten gequatscht", sagt Hemmes. Er liebt auch die Spaziergänge rund um die Gemeinde. Dabei beobachtet er intensiv die Natur, lässt sich von ihr inspirieren, sammelt neue Ideen für weitere Kunstwerke und zieht sich dann wieder - ohne jeglichen Stress - an seine Werkbank zurück und setzt diese in die Tat um.

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