"Die Menschen machen es aus"

HERMESKEIL/KELL AM SEE. Bei gerade einmal 4,1 Prozent liegt derzeit die Erwerbslosenquote im Geschäftsstellenbereich Hermeskeil der Agentur für Arbeit. Damit weist der Hochwald den niedrigsten Wert in ganz Rheinland-Pfalz und dem Saarland auf. Der TV geht auf Suche nach einer Erklärung für dieses erfreuliche Phänomen.

Monat für Monat ist es das gleiche Bild: Wenn die Arbeitsverwaltung die neuen Zahlen der als erwerbslos Gemeldeten in der Region Trier veröffentlicht, dann nimmt der Agentur-Bezirk Hermeskeil stets im positiven Sinne die Spitzenposition ein. Nachdem auch der Hochwald vom allgemeinen Trend des konjunkturellen Frühlingserwachens profitierte und die Erwerbslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozentpunkte sank, liegt die aktuelle Arbeitslosenzahl im April "nur" noch bei 4,1 Prozent. Zum Vergleich: Im Gesamtbezirk der Region Trier sind es 6,5 Prozent, im Land Rheinland-Pfalz 8,6 Prozent, im Bundesdurchschnitt 11,5 Prozent."Fast südbayerische Verhältnisse"

"Wir haben im Hochwald fast schon südbayerische Verhältnisse", sagt Hans Dieter Kaeswurm im Gespräch mit dem TV. Dabei betont der Direktor der Trierer Arbeitsagentur, dass - unter Berücksichtigung von saisonalen Schwankungen - der kontinuierliche Rückgang der Arbeitslosigkeit eine Entwicklung sei, die seit einigen Jahren im Hochwald anhält. Doch woran liegt das? Ein Faktor ist für Kaeswurm die Tatsache, dass es "keine Monostrukturen, sondern einen guten Branchen-Mix" in der Hochwald-Region gibt, wobei die Metall- und Holzverarbeitung, aber auch der Tourismus eine besondere Bedeutung haben. Hinzu kommen laut Kaeswurm mehrere "größere, gestandene Betriebe" wie die Firmen Bilstein (Mandern) oder Siegenia-Aubi (Hermeskeil, Reinsfeld), die als Arbeitgeber eine wichtige Rolle spielen. So strukturschwach, wie oft behauptet wird, ist die Region also offensichtlich nicht. Gleichwohl sei im ländlichen Raum das Angebot an Arbeitsplätzen naturgemäß nicht ausreichend, um allen Erwerbsfähigen ein Betätigungsfeld zu garantieren, sagt der Chef der Arbeitsagentur. Daher ist nach Auffassung Kaeswurms ein anderer Punkt ganz entscheidend, um das Phänomen der geringen Arbeitslosigkeit im Hochwald zu erklären. Und diese Aussage ist zugleich ein großes Kompliment für die heimische Bevölkerung: "Die Menschen machen es aus. Sie sind sehr flexibel, mobil und bereit, weite Entfernungen zurückzulegen, um Arbeiten zu können", stellt Kaeswurm mit Nachdruck heraus. Dieter Reinsbach kann diese Beobachtung aus seiner Erfahrung heraus nur bestätigen. "Die Leute helfen sich selbst und ergreifen im Vergleich beispielsweise zu städtischen Bereichen ein höheres Maß an Eigeninitiative", sagt der Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Hermeskeil und Saarburg. Das lasse sich sogar durch Zahlen belegen. Erhält nämlich ein Arbeitnehmer die Kündigung, so muss er sich schon rechtzeitig bei der Agentur arbeitslos melden. "Bevor diese Arbeitslosigkeit aber faktisch eintritt, sind im Hochwald schon etwa 90 Prozent der Betroffenen versorgt und haben einen neuen Job gefunden", betont Reinsbach. Dass sich auch die Kommunalpolitiker über die niedrigen Arbeitslosenzahlen freuen und sie wie Werner Angsten als Beleg für eine "positive Standort-Atmosphäre" betrachten, versteht sich von selbst. Ähnlich wie die Experten von der Arbeitsverwaltung verweist auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kell am See auf die besondere Arbeitsmentalität und -moral der Bevölkerung. "Unsere Menschen identifizieren sich mit ihren Betrieben", sagt der CDU-Politiker, der sich seit mehreren Jahren aktiv als Job-Vermittler einsetzt und Jugendlichen aus dem Keller Raum bei der Lehrstellensuche hilft. Doch wie groß ist die Gefahr, dass der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt im Hochwald nicht von Dauer ist? Zunächst ist das selbstverständlich stark von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage abhängig. "Wir wollen natürlich auch hoffen, dass kein großer Betrieb wegfällt", betont Kaeswurm. Eine Entscheidung wie die bevorstehende Schließung der Hermeskeiler Hochwaldkaserne müsse jedoch nicht zwangsläufig eine negative Auswirkung für den Arbeitsmarkt haben. Denn sollten die Konversionspläne erfolgreich in die Tat umgesetzt werden, "dann werden dort mehr zivile Arbeitsplätze entstehen, als es früher militärisches Personal gab", ist Kaeswurm überzeugt.

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