Die blutige Schlacht um Lampaden

Lampaden · Als der Krieg vor 70 Jahren in den Hochwald kam, lieferten sich Anfang März 1945 die US-Armee und SS-Gebirgsjäger tagelange heftige Kämpfe um Lampaden und die Höhe 507 - den Dreikopf. Ihnen fielen Hunderte Soldaten sinnlos zum Opfer. An diesen bedrückenden Teil ihrer Ortsgeschichte erinnert die Gruppe LampaDia mit einer Mulitmedia-Ausstellung vom 1. bis 8. März.

Lampaden. Die Bilder in diesem Film sind schonungslos und sehr beklemmend. In den schmalen Straßen des stark zerstörten Orts Lampaden stehen amerikanische Panzer. Angehörige der 94. US-Infanteriedivision gehen am 9. März 1945 durch das Dorf. Dort liegen die Leichen vieler deutscher Soldaten. Die Aufnahmen entstanden einen Tag nach dem Ende der Kämpfe, die mehrere Tage im Ort und in dessen Nähe getobt hatten.
Dieser Film ist Bestandteil einer Ausstellung mit Begleitprogramm, die das LampaDia-Team vom 1. bis 8. März im Bürgerhaus veranstaltet (siehe Extra).

Die Amerikaner kommen: Die 94. US-Infanteriedivision hatte am 27. Februar 1945 ihren Kommandostand nach Saarburg verlegt. Von der Saar kommend stieß die US-Armee anschließend auf die Höhen zwischen Zerf und Pellingen vor. Am 1. März 1945 rückte die Truppe in Lampaden ein. Schon tags darauf nahmen die Amerikaner vom Hochwald her Trier ein. Die deutschen Soldaten hatten sich zu diesem Zeitpunkt hinter die Ruwer-Linie zurückgezogen. In Lampaden selbst machten die US-Soldaten nach ihrem Einmarsch laut Schulchronik die Kirche zum Sammelpunkt für alle Dorfbewohner. "Während sich die Leute dort aufhielten, hat ein amerikanisches Flugzeug irrtümlich Bomben abgeworfen. Eine schlug nur etwa 100 Meter von der Kirche entfernt ein", berichtet Florian Lorenz vom LampaDia-Team von seinen Forschungen und den Aussagen von Zeitzeugen. Eine Granate der US-Armee hatte bereits einige Tage vor deren Einmarsch ein Haus getroffen und elf Menschen getötet.
Alle Lampadener Zivilisten wurden am 2. März aus der Kirche gebracht und ins benachbarte Paschel evakuiert.

Der deutsche Gegenangriff: Der Widerstand der nationalsozialistischen Truppen war damit aber noch nicht gebrochen. Auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers startete die sechste SS-Gebirgsjäger-Division Nord einen Gegenangriff. Ihr Ziel war es, die löchrige Gefechtslinie zwischen Zerf und Ollmuth zu durchstoßen. Die SS-Gebirgsjäger sollten den Höhenrücken mit der heutigen B 268 wieder unter ihre Kontrolle bringen, um die Nachschubverbindung der Amerikaner zu kappen. Der Bereich des Dreikopfs (Höhe 507), wo sich in der Gegenwart Windräder drehen, war dabei strategisch besonders wichtig. Die Offensive der deutschen Soldaten, die von der Ruwer her wieder vorrückten, begann am 6. März 1945. Es folgten erbitterte Kämpfe um Lampaden und Umgebung - besonders heftig in der Nähe des heutigen Ortsteils Obersehr. Soldaten beider Seiten gruben sich auf freiem Feld ein und beschossen sich gegenseitig. Im Dorf Lampaden tobte ein Häuserkampf. Die Schule geriet in Brand.
Die Strategie der Deutschen erwies sich letzten Endes aber als völlig aussichtslos und forderte kurz vor Kriegsende nur viele unnötige Todesopfer. Dank ihrer materiellen Überlegenheit und der Verstärkung durch ein Panzer-Bataillon drängte die 94. US-Infanteriedivision die SS-Gebirgsjäger am 8. März 1945 letztendlich zurück. Weiter östlich wurde im Hochwaldraum aber noch bis Mitte März weitergekämpft.

Die Rückkehr: Laut Hans Muth, Verfasser der Ortschronik, blieben die Lampadener Bürger noch bis zum 24. März in Paschel. Dann kehrten sie in ihr Dorf zurück. Auf amerikanischer Seite sind vermutlich über 400 Soldaten bei den Kämpfen um Lampaden ums Leben gekommen. So viele Menschen seien in der Kirche vom US-Militär aufgebahrt und später abtransportiert worden, heißt es in der Lampadener Pfarrchronik. Die Zahl der deutschen Opfer ist nicht zweifelsfrei belegbar. In früheren Quellen gibt es die Angabe, dass 800 deutsche Soldaten fielen. Das erscheint Lorenz, der sich intensiv mit den Kämpfen um Lampaden und der Geschichte der SS-Gebirgsjägerdivision beschäftigt hat, aber zu hoch gegriffen. Er halte eine Zahl von etwa 400 Toten auf dieser Seite für realistischer.
Der TV zeichnet in einer Serie nach, wie die Amerikaner im Februar und März 1945 das Saar-Mosel-Dreieck sowie den Westwall erobert und die Region vom Naziterror befreit haben.
Extra

Das LampaDia-Team hat seine Ausstellung vom 1. bis 8. März unter das Motto "70 Jahre Frieden - Kämpfe um Lampaden und Umgebung" gestellt. Es werden Filme, Originalfotos, Dokumente und militärische Fundstücke aus dem Kampfgebiet gezeigt. Zeitzeugen aus dem Ort berichten von ihren Erinnerungen. Es sind zudem Videos zu sehen, in denen beteiligte US-Soldaten ihre Erlebnisse schildern. Die Ausstellung wird am Sonntag, 1. März, nach einem Friedensgottesdienst (9.30 Uhr) mit anschließender Kranzniederlegung um 11 Uhr offiziell eröffnet. Ab 17.30 Uhr steht ein multimedialer Themenabend auf dem Programm, bei dem der Blick auf Lampaden während der Zeit des Nationalsozialismus gerichtet wird. Beim zweiten Themenabend geht es dann am Dienstag, 3. März, ab 18 Uhr speziell um die Kämpfe rund um den Ort vor 70 Jahren. Am Samstag, 7. März, sind um 10 Uhr und um 14 Uhr Wanderungen zu den Kriegsschauplätzen geplant. Abgesehen von diesem Begleitprogramm ist die Ausstellung montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Am Samstag, 7. März, ist sie von 10 bis 18 Uhr, am Sonntag, 8. März, von 10 bis 15 Uhr zu sehen. Wichtig ist Florian Lorenz und Bernd Hermesdorf vom LampaDia-Team der Hinweis, dass die von ihrer Gruppe organisierte Ausstellung "nicht als Begeisterung für Krieg oder die Nazizeit missverstanden werden darf. Wir distanzieren uns ausdrücklich von Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit jeglicher Art. Wer diese Ausstellung besucht, wird feststellen, dass Krieg alles andere als begeisternd ist". ax

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