"Die kleinen Dinge nie übersehen"

MANDERN. Die Kommunalwahlen stehen vor der Tür, die Kandidaten scharren bereits in den Startlöchern. Zwölf der 13 Ortsbürgermeister der Verbandsgemeinde Kell am See werden offensichtlich wieder kandidieren. Warum Josef Stüber aus Mandern sein Amt zur Verfügung stellt, erklärt er im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund.

Herr Stüber, Sie sind seit 15 Jahre Ortsbürgermeister in Mandern und wollen nun Ihr Amt zu Verfügung stellen? Stüber: Da sind nicht nur 15 Jahre Ortsbürgermeister. Insgesamt bin ich seit 30 Jahren im örtlichen Gemeinderat, weitere fünf Jahre war ich im Rat der Verbandsgemeinde Kell am See. Ich bin 62 Jahre alt und glaube, es sollte ein Jüngerer ran. Doch der eigentliche Grund ist, dass ich Zeit für meine Familie haben möchte, insbesondere für meine Frau, die mich jahrelang entbehren musste. 30 Jahre kommunalpolitische Arbeit sind eine lange Zeit. Wie sieht Ihr Rückblick aus? Stüber: Eigentlich war es nie mein Ziel, Ortsbürgermeister zu werden. Doch als mein Vorgänger Ferdi Schuh während seiner Amtszeit plötzlich an einem Herzinfarkt starb, legte man mir als Erstem Beigeordneten der Gemeinde nahe, sein Nachfolger zu werden. Ich war in der Pflicht, wurde dennoch ins kalte Wasser geworfen. Allerdings kam mir zugute, dass ich vor meiner Pensionierung Beamter war und so verwaltungstechnische Vorkenntnisse hatte. Zudem stammte ich aus einer Bauernfamilie und kenne die ländlichen Wünsche und Nöte. Mandern ist ein großer Ort. Dort hat sich in den letzten Jahren doch einiges getan. Stüber: Das ist richtig. Aber es war nicht alleine mein Verdienst. Die Partnerschaft mit Manderen/Frankreich war schon von Schuh vorbereitet, ebenso war der Bau der Siebenbornhalle bereits in Angriff genommen worden. Ich habe mit dem Rat die Projekte vollendet. Der Bau der Halle war eine gute Maßnahme, denn der Bedarf zeigt sich täglich. Mit der Kostengestaltung liegen wir im Landkreis ganz weit oben. Und die Projekte in Ihrer Amtszeit? Stüber: Der Sportplatz wurde zum Rasenplatz umgebaut, das Neubaugebiet "Auf dem Scherchen" erschlossen. Ein sensibles Thema war die Flurbereinigung im Rahmen des Ruwer-Randstreifen-Programms. Als ehemaliger Bauernjunge sah ich die Notwendigkeit, dieses äußerst sensible Thema anzugehen. Das Projekt hat sich inzwischen als Segen für unser Dorf entpuppt. Stolz bin ich auf die Durchsetzung des Baus eines Rad- und Fußweges von Mandern bis Niederkell neben einer unfallträchtigen Fahrbahn. Aber die kleinen Dinge sind es eigentlich auf dem Dorf, die man beachten muss. Große Projekte werden von vielen Fachkräften aus Behörden und Ämtern unterstützt. Doch das kleine Problem wahrzunehmen, ist die eigentliche Aufgabe eines Ortsbürgermeisters. Ich habe versucht, diese Dinge nicht zu übersehen. Gehen Sie schweren Herzens? Stüber: Nein. Ich brauche jetzt einfach 'mal Zeit für die eigenen Dinge, möchte mit meiner Frau spazieren gehen oder Radtouren halten. Und die Zukunft Manderns? Stüber: Wird in guten Händen liegen, das kann ich heute schon sagen, ohne Namen zu nennen. Mit Ortsbürgermeister Alois Stüber sprach unser Mitarbeiter Hans Muth.

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