"Die spinnen, die Stripperinnen"

KELL AM SEE. Die Herrensitzung der Keller Karnevalisten war bisher immer eine Testosteron-gesteuerte absolut frauenlose Männersache. So lautete auch dieses Mal das Motto "Ganz ohne Fra'." Doch daraus wurde nichts.

"Seien sie unbesorgt, es ist bis heute noch nie einem Weibgelungen, in diese Sitzung einzudringen", hieß es vor dem Beginnder karnevalistischen Matinee des Karnevals-Clubs Callida amSonntagmorgen. Von wegen. Der fünfstündige Sitzungsmarathonsollte nicht frauenlos bleiben. Dabei fing alles überaus männlich an, denn Frauen spielen in den Abenteuern des kleinen Galliers Asterix bekanntlich nur Nebenrollen. Stolz marschierten sie ein: Obelix, Miraculix, Asterix und Idefix. Ihnen folgten in der frauenfreien Zone unter dem Gejohle von 150 begleitungslosen Männern Imperator Julius Cäsar mit seinem Gefolge.

Reinhard Lorenz, er war der alte Römer, hatte seine liebe Mühe, den bereits zu diesem Zeitpunkt auf dem Kopf stehenden Saal des Gasthauses "Zum friedlichen Landmann" zu beruhigen. "Wenn ich die Feinde nahen seh\\', nehm\\' ich \\'nen Schluck Zaubertee. Da habe ich nicht lang gefackelt und schnell zwei Schillinger gewackelt", witzelte Obelix, der Gallier.

Norbert Stüber wagte den Vergleich zwischen Frauen und Bier. "Bier schaut am Morgen noch genau so aus wie am Abend vorher und braucht nicht viel Platz im Bad." Michael Lauer deckte Schwächen des Mannes auf, und Rainer Lauer berichtete von Zwiegesprächen mit seiner Ehefrau. Als Gärtner präsentierte Markus Lehnen seine Vorstellung vom Einbringen des Saatgutes. "Viel gibt man für ein Hobby aus, doch wer nichts rein steckt, holt nichts raus." Und Heini Erschens brachte als Bänkelsänger mit Schunkelreimen den Saal zum Kochen, bevor es mit "Helau Olé in Kell am See" in die Pause ging. Christian Backes eröffnete den zweiten Teil mit kleinen Seitenhieben auf Nachbardörfer. Karl-Heinz Willger hatte als "Schoppenstecher" den Männer-Saal schnell auf seiner Seite. Den Reigen beendete Dittmar Lehnen mit Weisheiten um Mann und Frau. Amüsant: Alle Redner bekamen rechtzeitig die Kurve und stellten die Frau am Ende der Vorträge wieder positiv dar.

Angeblich weiß niemand, wie es der anfangs leicht und später gar nicht mehr bekleideten jungen Frau gelungen ist, die Herren-Bastion zu knacken. Ausreden wie "überrumpelt" oder "Lücken im System" machten die Runde. So schaute man der Show erst skeptisch, dann begeistert zu, und Obelix entglitten die Worte "Die spinnen, die Stripperinnen".

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