Die zwei Gesichter im Zentrum

KELL AM SEE. Was tun, um das drohende Ausbluten der Ortskerne zu verhindern? Gerade in ländlichen Gegenden wie der Verbandsgemeinde Kell am See ist dies angesichts der demografischen Entwicklung eine zentrale Frage, wenn es um die Zukunftsfähigkeit der Dörfer geht. Über Ansätze für die Lösung dieses Problems hat Bürgermeister Werner Angsten (CDU) im Gespräch mit dem TV nachgedacht.

Die Vision ist beängstigend und bereitet vielen, vielen Ortsbürgermeistern und Gemeinderatsmitgliedern in den Dörfern im Hochwald Kopfzerbrechen. Herrscht in einigen Jahren rings um Kirche und Schule gähnende Leere im Ortskern? Spielt sich das Gemeindeleben irgendwann nur noch in den Neubaugebieten ab, die sich wie Satelliten um das frühere Zentrum gruppiert haben? "So weit darf es nicht kommen. Denn das entspricht in keinster Weise einer gesunden Dorfentwicklung", betont Bürgermeister Werner Angsten (CDU) und dürfte mit dieser Aussage kaum auf Widerspruch stoßen. Doch genau in diese Richtung werden auch die Kommunen im Hochwald mehr und mehr gedrängt. Schuld daran ist der viel zitierte demografische Wandel. Die Prognosen sind nämlich eindeutig: Gerade im ländlichen Raum wird die Bevölkerungszahl deutlich schrumpfen. So sagen die Experten beispielsweise voraus, dass die Verbandsgemeinde Hermeskeil bis zum Jahr 2020 ein Viertel ihrer Einwohner verlieren wird. Hinzu kommt die fortschreitende Überalterung der Bevölkerung in Deutschland. Sowohl in den Orten rund um Hermeskeil als auch in denen rund um Kell am See gilt jedoch: Gerade in den Häusern in den Dorfkernen leben überwiegend ältere Menschen, und es ist in vielen Fällen ungewiss, was passiert, wenn diese Bewohner irgendwann sterben und deren Erben keinen Eigenbedarf für das Gebäude haben. Keine Nachnutzung bedeutet nämlich, dass in den Ortsmitten zwangsläufig mehr und mehr Häuser leer stehen werden und über kurz oder lang dem Verfall preisgegeben sind. "Das wäre ein Riesen-Einbruch in die Dorfstruktur, dem entgegengewirkt werden muss", betont Angsten. Deshalb lautet das Credo des CDU-Politikers, dass "die Innen-Entwicklung der Dörfer forciert und präferiert werden muss". So gibt es in vielen Orten zentral gelegene Baulücken-Grundstücke, die sich für eine Neubebauung anbieten würden. "Das ist ein Potenzial, das mobilisiert werden könnte", sagt Angsten. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das Beispiel Hentern, wo nach dem Abriss der alten Schule durch einen privaten Unternehmer zwei neue Baugrundstücke entstehen sollen. Um das "Bauen im Bestand" zu fördern, sind nach Auffassung Angstens aber zugleich "zusätzliche Anreize nötig, um den Dorfkern auch wieder für junge Leute interessant zu machen". Von der hohen Politik verlangt der CDU-Politiker daher, dass dringend über eine bessere staatliche Förderung für die Sanierung von Altbauten nachgedacht werden muss. In einem Brief an Landrat Günther Schartz regte Angsten zudem an, dass "uns hier die Sparkasse mit einem Sonderkreditprogramm und zinsgünstigen Krediten unterstützend zur Seite stehen kann." Allerdings, so die Überzeugung des Bürgermeisters, stehen auch die Politiker vor Ort in der Verantwortung, wenn es um die Lösung des Problems geht. "Wir müssen zwar das eine tun, ohne aber das andere zu lassen", spricht sich Angsten keineswegs grundsätzlich gegen die Ausweisung neuer Neubaugebiete aus. Der Drang nach Außen müsse aber seine Grenzen haben. Deshalb mahnt der Bürgermeister "bescheidenere" Größen an. Denn: "Es ist nicht mehr zeitgemäß, wenn Gemeinden heute Neubaugebiete planen, die erst in 20 Jahren besetzt sind", betont Bürgermeister Werner Angsten.

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