Duell zwischen Salami und Spaghetti

HERMESKEIL. Ein besonderes Einkaufserlebnis erwartete die Besucher am Wochenende in der Hermeskeiler Fußgängerzone: Die Marktschreier "Wattwurm" & Co grölten sich die Seele aus dem Leib. Wer es weniger lautstark mochte, ging am verkaufsoffenen Sonntag auf "Schnäppchenjagd" in die Geschäfte.

"Wurst macht fett, hässlich, dumm und impotent", brüllt "Nudel-Toto" alias Peter Benner über den Markusplatz. Die Frechheit ist für seinen Mitbewerber, "Wattwurm" Klaas-Jan Sagel, bestimmt. "Dann musst du ja heute morgen schon acht LKW-Ladungen gefressen haben", kontert der Marktschreier markerschütternd aus dem Wurststand, während er Mett-, Leberwurst und Salami in die Tüten packt. Die derben Wortduelle und schmeichelnden Ansprachen - "Engelchen, probier' mal einen Wattwurm" - zeichnen Lachen in die Gesichter der Kunden, die am Sonntag tütenweise Pasta, Süßes, Fisch, Blumen, Käse und Wurst nach Hause schleppen.Tonnenweise Wurst und Nudeln

"Der Samstag war wetterbedingt nicht so gut", sagt Michael Beenen, Geschäftsleiter des Beenen-Veranstaltungsservices. Umso mehr müssen die gellend lauten Händler am Sonntag unter strahlend blauem Himmel schuften. "Alles muss raus!" lautet die Devise von "Aal-Peter", "Käse-Piti" und ihren Kollegen. "Durchschnittlich drei Tonnen Wurst, fünf Tonnen Nudeln und zwei Tonnen Kuchen werden an einem Wochenende verkauft", verrät Beenen. Ein paar Kilos davon hat Marktbesucher Peter Clemens in seinen Taschen. Wie weitere Hunderte von Kunden lässt er sonntags die Kassen der Marktschreier klingeln und kürt seinen persönlichen Favoriten, indem er auf einem Stimmzettel ein Kreuzchen für den besten Marktschreier setzt. Als Belohnung fürs Mitmachen winkt ein Preis: drei Tage Nordsee. "Es wird ein Zweikampf zwischen Nudel-Toto und Wattwurm", vermutet Beener. Während die Marktschreier seit acht Uhr ohrenbetäubend ihre Waren unter die Leute bringen und um den Titel "Marktschreierkönig" wetteifern, öffnet Verkäuferin Irina Dorscheck gegen 13 Uhr die Tür des Jeansladens, der zum Modehaus "Astor" gehört. Fünf Stunden lang wird sie Mode verkaufen - ohne die Kunden anzuschreien. Schnäppchen plus individuelle Beratung lautet das Motto in den Geschäften. Der Veranstalter, der Hermeskeiler Gewerbeverband (HGV), ist sehr zufrieden mit der Resonanz. Renate Kessler, Zweite Sprecherin des HGV: "Die Parkplätze sind voll, sehr viele Menschen sind unterwegs, und die Kunden sind sehr kauffreudig." Um 18 Uhr wird es wieder leiser in der Fußgängerzone. "Wattwurms" Wagen wird leer, und der schrille, originelle Verkäufer wird kein bisschen heiser sein. "Der Trick ist, dass ich über den Bauch spreche", verrät er.

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