Durstlöscher neben dem Feuerlöscher

Einstmals beherbergte das alte Heimatmuseum in Hermeskeil die Geschichte der Region. Mit der Absicht, dort eine Gaststätte und das Feuerwehrmuseum unterzubringen, will ein Investor das Umfeld des alten Gebäudes voranbringen.

 Rot ist die Farbe der Feuerwehr: Das Hermeskeiler Heimatmuseum soll künftig eine Gaststätte mit Feuerwehrmuseum beherbergen. Foto: Ifa-Immobilien

Rot ist die Farbe der Feuerwehr: Das Hermeskeiler Heimatmuseum soll künftig eine Gaststätte mit Feuerwehrmuseum beherbergen. Foto: Ifa-Immobilien

Hermeskeil. Holz springt dem Betrachter im alten Heimatmuseums ins Auge: vertäfelt zur Wandverschönerung, knarrend unter den Füßen oder verwittert in Form uralter Truhen. Sowohl die Exponate des benachbarten Hochwaldmuseums, die hier deponiert sind, als auch das 1936 erbaute Gebäude stellen Geschichte dar. Eine mit vielen Kapiteln: Nazi-Jugendheim, dann Standortverwaltung, später Heimatmuseum, schließlich verlassen. Die Stadtbibliothek sollte hier einziehen, es war nur eine von vielen Gestaltungsideen. Einziger Nutzer ist derzeit der Kulturgeschichtliche Verein Hochwald.

Stadt, Feuerwehr und ein privater Investor schlagen nun ein neues Kapitel in der Geschichte des zweistöckigen Hauses auf: Die Ifa-Immobilien aus Schillingen will im alten Heimatmuseum einen Gastronomiebetrieb eröffnen. Auf 280 Quadratmetern Fläche soll naturtrübes Bier ausgeschenkt werden. 150 Gäste finden Platz, verteilt auf Innenräume und separatem Biergarten. Damit verbunden, und um einen Anbau vergrößert, ist das geplante Landesfeuerwehrmuseum.

Bier für Hermeskeil

Ifa-Geschäftsführer Wolfgang Schäfer ist Besitzer des "Hochwälder Brauhauses" in Losheim am See. Man habe sich angesichts dort gemachter Erfahrungen für das Hermeskeiler Projekt interessiert - "als Ergänzung zu unserer Brauerei", sagt der Schillinger. Um den neuen Standort hervorzuheben, sei ein eigens für Hermeskeil gebrautes Bier geplant. Die Umnutzung des Gebäudes ist Teil des jüngst gebilligten Innenstadtkonzepts. Die Aufwertung des Neuen Markts steht auf der Prioritätenliste ganz oben (der TV berichtete). Der Stadtrat hat den Vorentwurf gebilligt, auch wenn es manche kritische Stimme - "Altes Gebäude nicht verstecken", sagte etwa Sigurd Hein" (SPD) - gab.

"Die nächsten Schritte werden mit der Verwaltung zu besprechen sein", sagt Schäfer. Bei der Vorlage des Finanzierungskonzeptes könnte noch in diesem Jahr mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Offen sind noch das zukünftige Betreiberkonzept sowie die zukünftigen Besitzverhältnisse. So soll ein noch zu gründender Förderverein die Trägerschaft für das geplante Landesfeuerwehrmuseum übernehmen. Das geplante Museum, einzigartig in Rheinland-Pfalz und Saarland, wird der Nachfolger der "Feuerpatsche", die bislang am Bahnhof angesiedelt ist. "Für uns ist es eine Riesenchance", sagt Arnold Eiden, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Feuerwehr Hermeskeil. Der Verein will auf breiterer Basis agieren, um das neue Museum professionell betreiben zu können. Im geplanten Trägerverein wird daher auch der Landesfeuerwehrverband partizipieren. 890 Quadratmeter Grundfläche hat Investor Schäfer für Feuerwehrfahrzeuge und -geräte zur Verfügung gestellt, ergänzt durch einen großen Veranstaltungsraum. Schäfer: "Eine große Zielgruppe werden sicher die nach Hermeskeil kommenden Feuerwehrkameraden sein." Noch ungeklärt ist, wo die alten Holzräder und Truhen künftig ihren Ruheplatz finden werden.

Unklar ebenso, wo der Kulturgeschichtliche Verein eine neue Bleibe erhält. Stadtbürgermeisterin Ilona König ist jedoch optimistisch, eine Lösung zu finden.

Meinung

Ein Prost am Markt

Die Liste der Möglichkeiten, das Gebäude des alten Heimatmuseums zu nutzen, war recht umfangreich. Jetzt ist eine konkrete Lösung in Sicht. Höchste Zeit: Das Gebäude steht praktisch vor dem Verfall, das Dach ist marode, das Umfeld nicht sonderlich attraktiv. An dieser Ecke der Stadt eröffnet sich nun die Möglichkeit, den Neuen Markt aufzuwerten - und das Hochwaldmuseum aus seiner Einsamkeit zu reißen. Ein Projekt mit Signalwirkung angesichts der vielen Pläne und Ideen für die Verschönerung von Hermeskeil, so wie sie jüngst im Innenstadtkonzept festgehalten wurden. Doch bei aller Euphorie: Am Rand sollten nicht die bleiben, die sich erst recht um Kultur und Geschichte kümmern. Deshalb muss ein angemessener Sitz für den Kulturgeschichtlichen Verein gefunden werden. m.castro@volksfreund.de

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