Ein Lädchen für alle Fälle

GEISFELD. Auf 40 Quadratmetern Verkaufsfläche hat Bernhardine Peters in Geisfeld alles zu bieten, was Hausfrau oder -mann täglich braucht. Vor mehr als 100 Jahren gründete ihr Großvater das Geschäft.

Der Trierische Volksfreund , Butter, Geschenkbänder, frisches Obst und Gemüse liegen in den Regalen im Edeka-Markt von Bernhardine Peters. Edeka-Märktchen wäre angesichts der Überschaubarkeit des Ladens treffender. "Tante-Emma-Laden" hört sie gar nicht gerne. "Ich bin schließlich Bernhardine und nicht Tante Emma", stellt sie klar. Das Geschäft ist klein, aber die Kunden finden, was sie brauchen. "Ich weiß schließlich, was die Leute wollen", sagt die 63-Jährige. Von Einkaufsstress und Gehetztsein gibt es keine Spur. Individualität ist es, was vor allem ältere Menschen in ihren Laden führt und das Lebensmittelgeschäft überleben lässt. "Wenn jemand nicht gut zu Fuß ist, bringen wir die Ware selbstverständlich nach Hause", erzählt die Geschäftsinhaberin, die das Dorfgeschehen auch durch ihr Engagement in zahlreichen Vereinen bereichert. Für die Senioren ist das Geschäft in der Dorfmitte eine Begegnungsstätte, die Gelegenheit zum Plausch bietet. Schüler können sich darauf verlassen, dass Bernhardine das plötzlich fehlende Heft parat hat, und Kinder schätzen ihr Sortiment an Naschwerk. Vor 102 Jahren hat ihr Großvater Jakob Barth die "Handlung", wie der heutige Edeka-Markt damals hieß, gegründet. Bernhardine Peters führt das Geschäft in der dritten Generation. "Ich hatte damals keine Chance, etwas anderes zu machen", sagt die dreifache Mutter und Oma. Mit dem Edeka-Markt kann sie sich zwar keine goldene Nase verdienen, doch um ihre Witwenrente aufzubessern, reicht es am Monatsende allemal. Wenn Bernhardine Peters in ein paar Jahren den Laden schließt, dann wird das kleine Unternehmen ein Stück Geisfelder Geschichte sein. Die Kinder jedenfalls wollen nicht in die Fußstapfen der Mutter treten. Doch ganz so weit ist der Apfel nicht vom Stamm gefallen. Mit dem Geschäftssinn ihrer Mutter ausgestattet, betreibt Tochter Elke im Nebenraum eine gut gehende Änderungsschneiderei. Bernhardine Peters musste in den vergangenen Jahrzehnten mit einigen Veränderungen zurechtkommen: Große Supermärkte machen kleinen Läden das Überleben schwer. Und: "Familien wollen nicht nur Einkaufen, sondern sie wollen das Einkaufserlebnis", so Bernhardine Peters. Wer motorisiert ist, fährt wöchentlich zu den großen Einkaufszentren. Doch was für den einen das Kauferlebnis im Supercenter ist, ist vor allem für Senioren der fast tägliche Gang zum kleinen Laden. "Wir sind froh, dass wir ,ät Bernhardine' haben", sagt eine ältere Dame mit Einkaufstasche in der Hand und setzt ihren Weg in Richtung des individuellen Einkaufsvergnügens fort. Morgen lesen Sie: Seit 23 Jahren kümmert sich der Heimatverein Hermeskeil um die Sanierung und Instandhaltung von Kulturdenkmälern.

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