Ein Leben für die Bildung

Nach einer ungewöhnlichen Karriere steht bei der früheren Hermeskeiler Schulrätin Franziska Kohley auch im Ruhestand die Bildung ganz oben.

 In ihrem Garten kann Franziska Kohley hervorragend entspannen. TV-Foto: Ursula Schmieder

In ihrem Garten kann Franziska Kohley hervorragend entspannen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. (urs) Denjenigen, die im Regierungsbezirk Trier die Schulbank gedrückt haben, ist sie ein Begriff. Zwar kennen viele Franziska Kohley vom Hermeskeiler Erwachsenenbildungswerk Johanneshaus, das sie mitbegründet und 35 Jahre geleitet hat. Doch für andere ist sie nach wie vor die frühere Schulrätin. Die Visiten der späteren Regierungsschuldirektorin haben bei Schülern, Lehrern und Eltern bleibenden Eindruck hinterlassen. Und das nicht zuletzt deshalb, weil es gar nicht so selbstverständlich war, dass eine Frau ein solches Amt bekleidete. Ein tragender Baustein dieser ungewöhnlichen Karriere dürften Kohleys Startbedingungen als Dorfschullehrerin in Nachkriegsdeutschland gewesen sein.Noch heute erinnert sich die 81-Jährige an den ersten Klassenraum, in dem sie unterrichtete. Durch den undichten Fußboden des Grimburger Wirtshaussaales - die alte Schule war unbewohnbar - seien die Düfte des darunter gelegenen Stalles nach oben gestiegen. Wenige Monate später folgte dann der Umzug in die neue Schule, in der auch Theater gespielt wurde. Als Kohley nach sechs Jahren in Grimburg (1950 bis 1956) in Kell das fünfte bis achte Schuljahr unterrichtete, saßen in ihrer Klasse durchweg Mädchen. Dieses "Trierer System", das im gesamten Regierungsbezirk gegolten habe, sei erst Mitte der 60er Jahre zugunsten der Koedukation aufgelöst worden. "Obwohl das eine zweischneidige Sache ist", weiß Kohley um die Nachteile. Wegen der mehr auf Jungs zugeschnittenen Bücher kämen die Mädchen zu kurz. Ihre Vorteile habe auch die früher in den Klassen übliche "Stillbeschäftigung" gehabt. Es sei viel geübt worden; und die Hilfe, die jüngere Schüler von älteren erfuhren, sei gut gewesen für das Sozialbewusstsein. Heute seien Eltern und Kinder anspruchsvoller; und das Zuhören und Einordnen falle viel schwerer. Hinzu komme die teils unkontrolliert aufgenommene Flut der neuen Medien. Parallel zu ihrem Beruf engagierte sich Kohley auf Dekanatsebene und in der Christlichen Arbeitnehmer-Jugend. Von Kell aus seien sie damals bis nach Klausen gelaufen, spricht sie von "schönen Jahren" und bis heute gepflegten Kontakten. Ein weiteres Studium in Münster/Westfalen führte Franziska Rieländer, wie sie damals hieß, 1961 nach Trier. Dort beriet sie bis zur Verlegung der Pädagogischen Hochschule nach Koblenz angehende Lehrer. Ab 1971 begann dann nach einer Zwischenstation als Leiterin einer Trierer Grundschule ihre Laufbahn als Schulrätin und Regierungsschuldirektorin. 36 Schulen betreute die bis zu ihrer Pensionierung bezirksweit einzige Frau in dieser Position damals zwischen Trier und Morbach. Der Eintritt in den Ruhestand bedeute 1988 aber nicht das Ende von Kohleys Engagement für die Bildung. Ihr "Dienstagstreff" für Menschen ab 60 ist bis heute eine tragende Säule des Johanneshauses. Bis 1998 war sie zudem Vorsitzende der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Trier sowie 20 Jahre im Vorstand der Stefan Andres Stiftung. 1992 erhielt die gebürtige Hermeskeilerin das Bundesverdienstkreuz und 1996 von Papst Johannes Paul II das Ehrenzeichen "Pro Ecclesia et Pontifice". Beim Blick auf ihr Lebenswerk spricht Kohley von drei Schwerpunkten. Je etwa ein Drittel ihrer Arbeit habe sie der Ausbildung von Kindern, Lehrern und der Erwachsenenbildung gewidmet: "Die Pädagogik ist mir immer ein Anliegen geblieben."

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