Ein Leben fürs Ehrenamt

RASCHEID. (jolo) Ob "Seppel" oder "Schorsch" – die Rufnamen von Werner Jochem sind so vielseitig wie der ganze Kerl. Der fühlte sich schon früh zum Ehrenamt berufen. Seit fast 50 Jahren hat der Sänger kaum eine Übungsstunde verpasst, ebenso lange ist er in Sachen Sportverein unterwegs und sich nicht zu schade, mit seinen Späßchen bei Familienabenden und an Karneval seine Mitbewohner zu erfreuen.

 Junggeselle ,,Schorsch" - der geborene Ehrenämtler, steht bis heute in den Vereinen seines Heimatdorfes Rascheid seinen Mann. Foto: Hans-Josef Loch

Junggeselle ,,Schorsch" - der geborene Ehrenämtler, steht bis heute in den Vereinen seines Heimatdorfes Rascheid seinen Mann. Foto: Hans-Josef Loch

,,Die meisten Leute wissen gar nicht, dass ich Werner heiße", sagt der 64-Jährige, "weil ich schon früh ,Seppel‘ gerufen wurde". An diesem Spitznamen war ein Hund gleichen Namens schuld, der in der Mühle unweit seines Elternhaus wohnte. In seiner Jugendzeit war der Ball Werners liebstes Spielgerät. Als er einmal beim Kicken mit den Freunden im Bach landete, taufte ihn sein Bruder "Schorsch". Schnell merkte der Heranwachsende, der sich in der Rascheider Fußball-C-Jugend versuchte und später nur Ergänzungsspieler und ,,Notstock" in der zweiten Seniorenmannschaft war, dass ihm keine große Sportlerkarriere beschieden war. Nach dieser Erkenntnis widmete er sich dem Funktionärswesen, wurde 1968 als Platz- und fünf Jahre später zum Hauptkassierer des Sportvereins gewählt. Letzterer ist er bis heute, seine Platzkassierer-Ära endete 2004. Zuletzt wurde er für seine 50-jährige Mitgliedschaft im Sportverein geehrt und gleichzeitig zum Ehrenmitglied ernannt. Was er in jener Sportplatzzeit am wenigsten habe verstehen können, sei, dass Leute den Eintritt sparten, indem sie mit der Karte eines anderen an ihm vorbeigingen oder auf dem Sportplatz vor ihm wegliefen, erzählt Jochem. Seine Gesangskarriere begann Seppel Schorsch Werner Jochem im Jahr 1956 im Männerchor Lückenburg/Burtscheid, wohin ihn ein Arbeitskollege mitnahm. Teilweise mit dem Zug und per pedes ging es zwei Jahre ins Nachbardorf zu den Übungsstunden, bis er ein paar Mal "für die Katz" da war, weil die dortigen Bauern keine Zeit fürs Proben hatten. So schloss sich Jochem im Jahr 1958 dem Gesangverein seines Heimatdorfes an. Immer war er zur Gesangsstunde da, außer wenn er Mittagsschicht im Büschfelder Saargummiwerk hatte, wo er 42 Jahre lang arbeitete.Ehrung am Wochenende

In diesem Jahr wird der Mittsechziger für 50 Jahre aktives Singen geehrt, und zwar beim Fest zum 75. Jubiläum des Gesangvereins, das am Wochenende stattfindet. Durch den Gesangverein kam er auch in die Bütt, wo er bis heute seinen Mann steht. Zudem erklingen seine Lied- und Textvorträge bei den Familienabenden des Gesang- oder Sportvereins. Außerdem unterstützt er den Musikverein seit mehr als 30 Jahren inaktiv. Seit 2001 ist der Vereinsmensch Jochem Rentner. Wenn der Junggeselle mal nicht bei einer Probe oder bei einem Auftritt ist, vertreibt er sich seine Zeit damit, dass er mit dem zehnjährigen Timmy, einem schottischen Highland-Terrier, seine Runden dreht, Bücher mit geschichtlichen Themen oder Biografien liest oder klassische Musik hört. Dazwischen dürfen aber auch die unsterblichen "Beatles" mal ihr "Let it be" singen.

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