Ein Motor ohne Stottern

ZERF. In jedem Jahr an den Tagen vor Ostern bestimmt in der Ruwertalgemeinde Zerf der Motorsport das Geschehen. Wenn die Männer und Frauen vom Motorsportclub Zerf (MSC) alljährlich zur Osterrallye rufen, dann ist das ganze Dorf zur Stelle, um zu helfen. Egal ob man nun "Benzin im Blut hat" oder nicht.

Als rühriger Sportverein ist es in diesen Tagen, wenn die Plätze draußen wieder bespielbar werden, gar nicht so einfach, einen freien Tag "einzubauen". Denn nach den vielen Spielausfällen gilt es meist, den Spielplan wieder "auf Vordermann" zu bringen, und in etlichen Nachholspielen die Tabelle zu begradigen. Für die Zerfer Fußballer um ihren Vorsitzenden Alfred Rommelfanger gilt jedoch: "Betreten des Platzes verboten." MSC-Vorsitzender Andreas Annen weiß, was er an "seinen" Fußballern hat. "Die haben über Ostern alle Spiele verlegt, treten nur auswärts an - wenn überhaupt - und sind für die Motorsportler da", berichtet er voller Stolz. Der Fußballplatz wird zum Parkplatz umfunktioniert, aus dem Klubgebäude der Zerfer Fußballer wurden Bälle, Tornetze, Eckfähnchen und Kalkwagen herausgeschafft. Stattdessen befinden sich dort jetzt Sitzgruppen, Computer und Aufzeichnungsgeräte. "Im Vereinsheim des FC hat sich das Zeitnehmerteam zur Rallye niedergelassen, doch damit allein ist es nicht getan, die Fußballer stellen auch noch jede Menge Helfer für unsere Rallye ab", beleuchtet Annen das Engagement der FC-Kicker. Was den Fußballern recht, ist den Leuten von der Feuerwehr billig. Die Floriansjünger stellen sich ebenfalls in den Dienst der guten (Motorsport)-Sache. Feuerwehr-Chef Winfried Leineweber und seine Leute packen nicht nur an, wo hilfreiche Hände gebraucht werden, sondern stellen wie auch die Fußballer Raum zur Verfügung. Im Aufenthaltsraum der freiwilligen Feuerwehr tagen an den Rallyetagen die "Spokos": Die Sportkommissare sind quasi die Schiedsrichter im Motorsport, ohne die keine Veranstaltung über die Bühne gehen kann. Bei den Feuerwehrleuten können sie ihrer Aufgabe in aller Ruhe nachgehen. Nicht nur die Zerfer Feuerwehrleute sind zur Stelle, wenn im Ort helfende Hände gebraucht werden. Die Wehren aus Mandern, Pellingen, Saarburg und Vierherrenborn stellen sich mit Mensch und Material zur Verfügung, um die Strecken abzusichern oder sonstige Hilfsdienste zu leisten. An Ostern zeigt sich in Zerf, dass die dörfliche Gemeinschaft funktioniert. Denn auch viele Privatleute stellen Platz für die von weit her angereisten Motorsportler zur Verfügung, damit diese ihren Hänger oder Auflieger für die Rallyefahrzeuge abstellen können. Oder es kommen aus den Haushalten zahlreiche Kuchen- und Salatspenden für das Büfett in der Ruwertalhalle, wo ab Samstagabend, wenn die letzte Wertungsprüfung absolviert ist, zünftig gefeiert wird. Dort sorgt dann der Karnevalsverein für die Bewirtung, das ist quasi eine Art "Hand in Hand", denn: "Wenn die uns zur Fastnachtszeit brauchen, dann sind wir auch da", erzählt Annen vom Entgegenkommen zwischen den Vereinen. Derweil haben viele Fans aus der Gemeinde am Rande der Wertungsprüfungen schon Zelte oder Stände aufgebaut, an denen sich die Besucher der Zerfer Osterrallye verköstigen können, wenn die Rallye-Boliden über Stock und Stein jagen. Von Jahr zu Jahr gewinnt das Event an Bedeutung. In diesem Jahr wurde die Starterliste erstmals sogar für Teilnehmer aus Luxemburg, Frankreich und Belgien geöffnet. Doch die Zerfer haben keine Angst, dass ihnen das alles über den Kopf wächst. "Das funktioniert hier im Dorf", sagt Annen, denn viele Einwohner sind nicht nur in einem, sondern in zwei oder drei Klubs aktiv. Und da ist es einfach selbstverständlich, dass man sich gegenseitig hilft. Das ist wie ein Motor ohne Stottern. Doch spätestens am Sonntagmorgen sind die meisten wieder verschwunden. Aus halb Deutschland sind sie angereist, doch zur Mittagszeit am Ostersonntag ist dann auch der österliche Friede in Zerf wieder hergestellt. WEITERER BERICHT

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