Ein Riese macht Ärger

In Naurath regt sich Widerstand gegen die von der Nachbargemeinde Mehring geplante Errichtung eines weiteren Windrades. Das Riesenrad soll bis zu anderthalb mal so hoch sein wie die bisher 15 Anlagen auf der Höhe zwischen den beiden Orten und Bescheid, das ebenfalls Pachteinnahmen aus der Windkraft erhält.

Naurath. Einschließlich der Rotorflügel soll der Neuzugang 185 Meter hoch sein - 35 bis 65 Meter höher als die übrigen Anlagen des Windparks "Mehringer Höhe". Die Windräder, die sich bisher auf der Höhe zwischen Naurath und Bescheid, beide Verbandsgemeinde Hermeskeil, und Mehring (VG Schweich) drehen, bringen es auf 120 bis 150 Meter Gesamthöhe. Allerdings soll der Riese in einer Senke errichtet werden, so dass er die anderen Anlagen nicht gar so hoch überragen wird. Nach Ralf Heidenreich, Pressesprecher der Firma Juwi, Projektentwickler und Betreiber der meisten Anlagen dort, wird der "Riese" die anderen nur um fünf Meter überragen: "Das ist nicht sichtbar", ist er überzeugt. Außerdem ist der Nutzen für die Gemeinden enorm. Naurath erhält pro Jahr 40 000 Euro Pacht für zwei Anlagen, Bescheid 60 000 Euro für drei und Mehring rund 300 000 Euro für elf Windräder plus Photovoltaikanlagen.

Dennoch regt sich in Naurath Widerstand gegen den Riesen auf Mehringer Gemarkung. Im Gemeinderat Naurath wurden Stimmen laut, die Beeinträchtigungen durch Schattenwurf und Geräusche befürchten. Für diese Sorgen sieht Juwi jedoch keinen Anlass. Sämtliche Richtlinien würden eingehalten. Ortsbürgermeister Werner Weber befürchtet aber dennoch Belastungen für einen nur etwa 750 Meter von der Anlage entfernten Hof. Zumal der Eigentümer derzeit eine Reithalle baue und an die 30 Pensionspferde aufnehmen wolle. Rein rechtlich wird die Gemeinde allerdings das Riesenrad nicht verhindern können. Zum einen handelt es sich beim künftigen Standort um eine im Flächennutzungsplan ausgewiesene "Vorrangfläche Windkraft". Zum andern gibt es laut Kreisverwaltung keinen Bebauungsplan mit Vorgaben wie etwa zur Höhe von Anlagen. Daher hat der Kreis sein Einverständnis für die Errichtung der Anlage bereits erteilt. Für Mehrings Ortsbürgermeister Jürgen Kollmann sind die Bedenken in Naurath nicht nachvollziehbar.

Der Flächennutzungsplan sei doch von beiden Gemeinden entwickelt worden. Der Schweicher Verbandsbürgermeister Berthold Biwer sieht zudem für Mehring keinen Entscheidungsspielraum. "Die Gemeinde muss sich ja vertragstreu verhalten", meint er mit Hinweis auf den mit Juwi geschlossen Vertrag. Andererseits liege es natürlich nicht im Interesse Mehrings, mit den Nachbarn in Streit zu geraten. Biwer vertraut daher auf die Zeit: "Das ist Gewöhnungssache - nachher regt sich kein Mensch mehr drüber auf." Sein Hermeskeiler Kollege Michael Hülpes verweist indes auf den Konsens zu beiden Flächennutzenplänen, "dass man eine bestimmte Höhe nicht überschreiten sollte". Daher begrüßt er das Angebot von Juwi, vor Vertretern der betroffenen Gemeinden "die Fakten auf den Tisch" zu legen. Einziger Hoffnungsschimmer für Naurath ist, dass die Stromversorgung für den Riesen über Naurather Land verlegt werden soll. Die dafür benötigte Einwilligung hat Weber bisher nicht erteilt: "Wenn wir das rechtlich nicht verhindern können, muss wenigstens finanziell etwas rausspringen."

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