Ein Schützenverein ohne Schießstand

Hermeskeil · Alle vier Jahre muss eine Schießsportanlage von einem Sachverständigen auf ihre Sicherheit überprüft werden. Dieser "Tüv" war für den ältesten Hermeskeiler Verein auf seiner Anlage am Tivoli diesmal vernichtend. Die Untere Waffenbehörde des Landkreises untersagte daraufhin dem Verein jeden weiteren Schießbetrieb. Die 53 Kyffhäuser-Kameraden wollen die Instandsetzung nun selbst in die Hand nehmen.

Hermeskeil. Das traditionelle Dreikönigsschießen zu Jahresbeginn ist bereits ausgefallen und auch aus dem Ostereierschießen wird nichts. Denn die Mitglieder der Kyffhäuser Kameradschaft 1877 - Lützower Jäger dürfen auf ihrer Anlage am Hermeskeiler Tivoli keinen einzigen Schuss mehr abgeben. Grund ist eine Überprüfung durch einen Sachverständigen im Auftrag der Kreisverwaltung, die alle vier Jahre vorgeschrieben ist.
53 aktive Schützen


Seit kurzem hat es Berthold Ehlen schriftlich: "Die Untere Waffenbehörde hat schwerwiegende Mängel festgestellt und uns die Anlage stillgelegt", sagt der Vorsitzende des ältesten Hermeskeiler Vereins. Er wurde 1877 als "Kriegerverein" gegründet.
Die derzeit 53 aktiven Schützen sehen sich nun ebenfalls als Kämpfer - zumindest, was den Fortbestand ihres Vereins angeht. In ihrer Vollversammlung haben sie einstimmig die Instandsetzung ihrer Anlage am Tivoli beschlossen.
"Ich habe mir die Schießstandordnung besorgt, die der Bund 2012 erlassen hat. Nach dieser Vorschrift werden wir die Anlage instand setzen", sagt Ehlen selbstbewusst. Er ist sich dabei der Hilfe vieler handwerklich begabter Mitglieder sicher. Zu allem Überfluss ist jedoch bei einem der Stürme in jüngster Zeit noch ein Baum auf die Anlage gefallen.
Dass die Anlage renovierungsbedürftig ist, bestreitet im Verein niemand. Doch es fällt den Sportschützen schwer, einige der von einem Gutachter festgestellten Mängel zu verstehen. "Wenn ein Stück Blei hinter die Schießscheibe fällt, dann fällt es auf Pflaster. Man kommt dort halt nur schlecht ran", erklärt Ehlen.
Die fehlende Zugangs- und Wartungsmöglichkeit der Schießbahn und des Geschossfangs steht jedoch ganz oben auf der Mängelliste. Auch der Zaun drum herum und der ungepflegte Zustand mit schlechter Zugangsmöglichkeit werden im Gutachten des Sachverständigen Wolfgang Seel aus Trier moniert.
"Die laufende Sportsaison fällt wohl ins Wasser", sagt der Vorsitzende voraus. Denn man könne ja nicht trainieren, und Einnahmeverluste durch ausgefallene Turniere mit Gastvereinen drohen auch noch. Das alles passiert in einer Zeit, in der sich immer weniger Menschen für diesen Sport interessieren. Gerade vier Jugendliche sind bei den Kyffhäusern aktiv. "Vor sechs Jahren, als ich den Verein meinem Nachfolger übergeben habe, waren es noch mehr als 100 Mitglieder", bedauert Ehrenvorsitzender Erich Bous. "Wir mussten aber auch etliche Karteileichen aussortieren", relativiert Ehlen.
"Die Instandsetzung wird uns bis zu 3000 Euro kosten", schätzt Vorstandsmitglied Raimund Nellinger. Denn nach der Instandsetzung muss die Anlage von einem freien, und nicht von einem von der Behörde bestellten Sachverständigen beurteilt werden. Und der ist teurer.
Den Verein drücken ferner die Kosten, die für Heizöl von rund 2000 Euro anfallen. Die Rücklagen reichen nicht für beides. Als Vertreter der Stadt Hermeskeil wurde ihr zweiter Beigeordneter Volker König um Hilfe gebeten. Der konnte jedoch nichts versprechen, sondern rät: "Der Verein muss einen Antrag an die Stadt stellen, der dann im Stadtrat behandelt wird." Das Vereinshaus und die Schießanlage gehören nicht den Kyffhäusern, sondern sind von der Stadt gepachtet.Extra

Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg als Untere Waffenbehörde sah sich veranlasst, den Betrieb des Schießstandes zu untersagen, da eine den Vorschriften entsprechende Nutzung aus Sicherheitsgründen nicht mehr gewährleistet war. Ihr Sprecher, Thomas Müller, fügt hinzu: "Bei Waffen gibt es wenig Ermessensspielraum." doth

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