"Ein großartiges Gemeinschaftswerk"

HINZERT-PÖLERT. Darauf können die Hinzerter zurecht stolz sein. Sie haben es geschafft, dass im wahrsten Sinne des Wortes ihre Kirche im Dorf bleibt und die baufällige Johanneskapelle re-stauriert werden konnte.

Die große Feier steht zwar erst noch bevor, ein denkwürdiges und freudiges Ereignis haben die Hinzerter aber bereits vor einer Woche erlebt. Am 26. November wird im Ort die Johanneskapelle nach mehrmonatiger Bauzeit offiziell wiedereröffnet. Doch für einen hohen Besuch hatten die Hinzerter bereits vor diesem Termin die Türen der frisch renovierten Kirche geöffnet und dort den ersten Gottesdienst seit Frühjahr gefeiert. Auf seiner Visitationsreise hatte Bischof Reinhard Marx eine feierliche Vesper in der voll besetzten Johanneskapelle abgehalten. "Sie haben hier ein großes Gemeinschaftswerk in Gang gebracht", lobte der Bischof die Hinzerter. Denn - so viel ist sicher - ohne ihr Engagement wäre es nicht möglich gewesen, die Kirche im Dorf zu lassen. Das betont auch der Beurener Pastor Ingo Flach, zu dessen Pfarrei die Hinzerter Filialkirche gehört. Vor drei Jahren trat das ganze Ausmaß der Schäden an der Kirche offen zutage. Durch das undichte Dach regnete es in das Gotteshaus hinein. Diese eindringende Feuchtigkeit zog die Zwischendecke so stark in Mitleidenschaft, dass diese akut einsturzgefährdet war und eine Notsicherung vorgenommen werden musste. "Wir haben damals im Verwaltungsrat viele Alternativen diskutiert. Dazu zählte auch die Schließung", sagt Flach. Doch es sollte anders kommen: "Eine Kirche gehört ins Dorf", lautete die Devise vieler Hinzerter, die im November 2003 einen Förderverein zur Rettung der baufälligen Johanneskapelle gründeten, dem inzwischen 47 Mitglieder angehören. "Als zum ersten Mal die ungefähren Baukosten ermittelt wurden, schien es aber so, als würde die Sanierung in weite Ferne rücken", erinnert sich der Fördervereins-Vorsitzende Mario Leiber. Rund 130 000 Euro würden notwendig sein, um die Kirche wieder auf Vordermann zu bringen - das war die ernüchternde Nachricht für den Förderverein. Das Bistum erklärte sich zwar bereit, 60 Prozent der Kosten übernehmen. Das restliche Geld würden die Hinzerter aber selbst aufbringen müssen - so lautete die unmissverständliche Botschaft aus Trier. Doch, was viele nicht für möglich gehalten hätten: Die Hinzerter stellten einen lückenlosen Finanzierungsplan auf und sammelten genug Geld für eine erfolgreiche "Rettungs-Aktion" der Johanneskapelle. "Natürlich sind wir sehr stolz darauf, dass wir das gepackt haben. Und das auch noch in so kurzer Zeit", sagt Vorstandsmitglied Edgar Spurk stellvertretend für seine vielen Mitstreiter im Förderverein. Geld in die Kasse brachten nicht nur mehrere Veranstaltungen des Fördervereins wie Frühlings- und Weihnachtsbasar oder ein Kartoffelfest. Auch die Kirmesgemeinschaft, die Ortsvereine und die Jagdgenossenschaft spendeten für die gute Sache. Zudem gab es Sonderkollekten für den Erhalt der Kapelle. "Insgesamt sind so fast 40 000 Euro zusammen gekommen", rechnet Leiber vor. Schließlich steuerte auch die Ortsgemeinde 10 000 Euro für das Sanierungs-Projekt bei. Doch das Engagement der Hinzerter beschränkte sich nicht nur aufs Geldsammeln. Als es im Frühjahr an die Arbeit ging, packten viele Dorfbewohner tatkräftig mit an. "Wir haben sehr viel in Eigenleistung gemacht. Die Hilfsbereitschaft war enorm. Da gab es kein Wenn oder Aber", betont Leiber.Auch der Bischof war schon zu Besuch

Jetzt erstrahlt die Johanneskapelle nicht nur innen wieder in neuem Glanz. Auch die Fassade der Filialkirche erhielt einen neuen Anstrich. "Es ist ein schönes, festliches Haus geworden, das dazu einlädt, darin zusammenzukommen", sagte Bischof Marx bei seinem Besuch. Das sehen die Vorstands-Mitglieder des Fördervereins genau so. Besonders wichtig sei für die Hinzerter aber in erster Linie die Tatsache, dass "wir jetzt endlich wieder im Ort Gottesdienst feiern können", betont Leiber. Es sei in der Vergangenheit für die Hinzerter schon eine große Umstellung gewesen, wenn beispielsweise bei Sterbefällen die Trauergesellschaft zuerst zum Gottesdienst in die Beurener Kirche fahren musste. Bei aller Freude über den erfolgreichen Abschluss ihrer "Rettungs-Aktion" weckt jedoch gerade dieser Gedanke bei den Verantwortlichen des Fördervereins schmerzliche Erinnerungen. Vor einigen Wochen mussten sie den Mit-Initiator und Kassierer des Vereins zu Grabe tragen. "Er wäre sicher stolz gewesen, wenn er das noch erlebt hätte", stellen sie deshalb das Andenken an Bernhard Backes im Gespräch mit dem TV besonders deutlich heraus.

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