Ein heiliger Mann aus Hirsekörnern

Jedes Jahr im Herbst wird Reinsfeld zum Ausflugsziel von vielen, vielen Besuchern. Sie wollen in der Remigiuskirche ein berühmtes Kunstwerk aus abertausenden Körnern bewundern. Das wird vom 29. September bis 21. Oktober nicht anders sein. Einmal mehr zeigt die Frauengemeinschaft ihren neuen, farbenprächtigen Erntedankteppich.

 Außergewöhnlich und sehr arbeitsaufwendig: Elfriede Hanke,Gerlinde Ott,Ilse Philipp (von links) und zwölf andere Mitstreiterinnen von der Reinsfelder Frauengemeinschaft haben insgesamt rund 1000 Stunden damit verbracht, den neuen Erntedankteppich herzustellen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Außergewöhnlich und sehr arbeitsaufwendig: Elfriede Hanke,Gerlinde Ott,Ilse Philipp (von links) und zwölf andere Mitstreiterinnen von der Reinsfelder Frauengemeinschaft haben insgesamt rund 1000 Stunden damit verbracht, den neuen Erntedankteppich herzustellen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Reinsfeld. Nur noch der Feinschliff fehlt, dann ist die neue Kreation fertig. Sie hat ihren "Schöpferinnen" so viel Arbeit wie noch nie gemacht. In der Remigiuskirche legen derzeit 15 Reinsfelder Damen letzte Hand an den 19. Erntedankteppich. Wie immer gilt für das handgefertigte Kunstwerk, das die Frauengemeinschaft aus dem Hochwald -ort berühmt gemacht hat, das Motto: "Es ist Natur pur". Das Bild, das vor dem Altar liegt, setzt sich nämlich aus abertausenden Körnern, Samen und Blütenblättern zusammen, die die neue Vorsitzende Andrea Neufing und ihre Mitstreiterinnen entweder gekauft oder aber das ganze Jahr über auf den Wiesen und Feldern oder im heimischen Garten gesammelt haben.

In mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich

"So weit, so vertraut", denkt sich der Betrachter beim Anblick, der sich ihm im Gotteshaus bietet. Wer genauer hinschaut, wird aber schnell bemerken: Der Erntedankteppich 2007 verdient gleich in mehrfacher Hinsicht das Prädikat "außergewöhnlich". Denn mit Form und Motiv ihres Kunstwerks beschreiten die Reinsfelder Frauen neue Wege.

Eine Fahrt nach Reims habe den Anstoß für ihr neues Bild gegeben, berichtet Christel Weber. In der Basilika der alten französischen Krönungsstadt entdeckten die Ausflüglerinnen auf dem Reliquienschrein des heiligen Remigius ein Medaillon. Diese Email-Arbeit zeigt die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig durch den Bischof Remigius am Ende des fünften Jahrhunderts. Als " epochales Ereignis für die Entwicklung der Franken auf der Grundlage des Christentums und darüber hinaus für die gesamte abendländische Geschichte", bezeichnet Pastor Heinz Werner Schultes das dargestellte Geschehen.

Erstmals diente also kein biblisches Motiv, sondern ein historischer Akt den Reinsfelder Frauen als Vorlage für ihren Erntedankteppich. "Wir feiern ja 2007 die Grundsteinlegung unserer Pfarrkirche vor 100 Jahren und der heilige Remigius ist deren Patron", sagt Neufing. Deshalb haben die Frauen diesmal auch keinen kreisrunden Teppich geschaffen, sondern ihn in Anlehnung an das Aussehen eines Kirchenfensters gestaltet.

Vor allem aber betonen die kreativen Damen eins: "Der Aufwand für dieses Bild war deutlich größer als in früheren Jahren. Es war diesmal sehr viel mehr Kleinarbeit notwendig", sagt Elfriede Hanke. Das gilt nicht nur für die Gestaltung des Remigius, der als Hauptperson im Mittelpunkt des Bildes steht. Für sein weißes Gewand haben die Künstlerinnen unzählige Graupen und Hirsenkörner verwendet, während der Heiligenschein im satten Gelb tausender Ringelblumensamen leuchtet.

1000 Arbeitsstunden für den Erntedankteppich

Insgesamt 1000 statt wie sonst 600 Arbeitsstunden seien diesmal bei der Herstellung zusammengekommen, wagt Neufing eine vorsichtige Schätzung. Kein Wunder, dass die Reinsfelder Frauen hoffen, "dass das Remigius-Bild fachmännisch konserviert und dauerhaft in unserer Taufkapelle aufgestellt werden könnte", so Neufing.

Ob dieser Wunsch erfüllt wird, ist zwar offen. Der Fleiß der Frauen lohnt sich aber auch so: Zum einen machen sie die Kirche drei Wochen lang zu einem Besuchermagneten, "wobei immer eine von uns für kleine Führungen und Erklärungen bereitsteht", wie Neufing betont. Zum anderen dienen die Spenden und der Verkauf von Bildern, auf denen der aktuelle und die vorherigen Erntedankteppiche abgelichtet sind, einem Hilfswerk, das Medikamente in die Dritte Welt liefert.

Eröffnet wird die Ausstellung nach dem Festhochamt am Samstag, 29. September, 19 Uhr. Bis zum 21. Oktober ist das Bild zusammen mit den Exemplaren von 2005 und 2006 täglich von 10 bis 12 sowie von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Gruppen können sich im Pfarrbüro, Telefon 06503/3055, anmelden.

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