Ein langer Weg zum Arzt

Bislang mussten Patienten immer Bescheid wissen, welcher Hausarzt gerade Bereitschaft hat. Seit 1. Oktober gibt es im Saarburger Krankenhaus dafür nur noch eine Adresse und die Telefonnummer (06581) 997199. Patienten aus Kell am See fragen sich jedoch: Warum geht das nicht auch im Hermeskeiler Krankenhaus? Es geht, aber wann, weiß die Kassenärztliche Vereinigung noch nicht.

 Dr. Frank Wiß und seine Kollegen schafften es am ersten Bereitschaftswochenende im Saarburger Krankenhaus, trotz vieler Patienten niemanden lange warten zu lassen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Dr. Frank Wiß und seine Kollegen schafften es am ersten Bereitschaftswochenende im Saarburger Krankenhaus, trotz vieler Patienten niemanden lange warten zu lassen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Saarburg/Kell am See. Am ersten Bereitschaftswochenende vom letzten Mittwoch bis am Montag nutzten 195 Kassenpatienten die neue Einrichtung in Saarburg. Patienten aus der Verbandsgemeinde Kell waren mit vier Hausbesuchen am Samstag und einem am Sonntag sowie vier ambulanten Fällen eher unterrepräsentiert.

Unter ihnen Katja Wagner aus Mandern. Sie findet die Einrichtung der Bereitschaftszentrale gut, aber: "Es ist doch weit zu fahren. In Hermeskeil wäre ich viel schneller gewesen." Auch die Mediziner im Einsatz sind nicht glücklich, wenn bei Fahrten zu den Patienten zu viel Zeit verloren geht. Seit Monatsbeginn müssen Patienten aus Kell den langen Weg zum Saarburger Krankenhaus in Kauf nehmen, wenn sie am Wochenende, an einem Feiertag oder "Brückentag" hausärztliche Hilfe benötigen. Die bekommt man mittwochs von 13 bis donnerstags 7 Uhr, samstags von 8 bis montags 7 Uhr und feiertags vom Vortag 13 Uhr bis zum nächsten Werktag 7 Uhr.

Pool von 30 Ärzten



Unter dem Vorsitz von Dr. Frank Wiß hat sich ein Trägerverein gegründet, der die Ärztebereitschaft aus einem Pool von rund 30 niedergelassenen und externen Ärzten betreibt und für einen Einzugsbereich von 50 000 Menschen in Saarburg, Konz, dem Hochwald und an der Obermosel zuständig ist. "Die Vorteile dieser Regelung überwiegen", findet Wiß. Zufriedener wäre der Mediziner jedoch, wenn der ursprüngliche Plan, die Versorgung der Patienten aus Kell am See und der angrenzenden Ortschaften von Hermeskeil aus zu gewährleisten, aufgegangen wäre. "Leider haben sich die Kollegen in Hermeskeil gegen diese Regelung ausgesprochen", bedauert Wiß.

Doch es gibt Hoffnung. Manfred Esters, Leiter des Ressorts "Bereitschaftsdienst" bei der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland- Pfalz, signalisierte: "Wir wollen überall, wo es geht, hausärztliche Bereitschaftszentralen einrichten, auch in Hermeskeil". Gespräche würden bereits geführt. Ein Ergebnis für Hermeskeil sei jedoch noch nicht in Sicht. Für die Mediziner in der Bereitschaft wie die Patienten ist es ein beruhigendes Gefühl, gleich in einem großen Krankenhaus zu sein, falls sich eine Unpässlichkeit doch als ernsthafte Erkrankung entpuppt. "Die Intensiv-Abteilung ist nur zehn Meter entfernt", beruhigt Frank Wiß. Tagsüber haben immer zwei Ärzte Dienst, damit auch Hausbesuche kein Problem darstellen. Wenn nachts eine Fahrt ansteht, kann ein Krankenhausarzt in der Bereitschaftszentrale einspringen. Recht zügig kommen die Patienten in Saarburg an die Reihe. Einige wenige wurden zur Weiterbehandlung ans Krankenhaus überwiesen. Stets gibt es einen guten Rat und man weiß sofort, wo die nächste Apotheke Bereitschaft hat. Über die Ärztebereitschaft Saarburg-Konz-Hochwald-Obermosel informiert der Trägerverein im Internet unter www.bdz-saarburg.de.Extra Qualitätsmanagement: Mit der Einrichtung der Ärztlichen Bereitschaftsdienst-Zentrale im Kreiskrankenhaus Saarburg ist es Anliegen der niedergelassenen Ärzte, die Qualität dieses hausärztlichen Vertretungsdienstes auf einem hohen Niveau festzuschreiben. An die Qualifikation der Dienstärzte werden deshalb hohe Anforderungen gestellt. Voraussetzung ist die Anerkennung als Facharzt für Allgemeinmedizin oder Innere Medizin. Assistenzärzte müssen zumindest das dritte Weiterbildungsjahr abgeschlossen haben. Ärzte, die in der Bereitschaftsdienstpraxis arbeiten, müssen die geforderte Qualifikation nachweisen und in der Beurteilung von EKGs und Laborbefunden sicher sein. Regelmäßige Weiterbildungen müssen nachgewiesen werden. Garant für Qualität und Kontinuität ist ein Handbuch, das Arbeitsinhalte, Abläufe und die Verknüpfungen mit den Vertragspartnern exakt und eindeutig beschreibt.

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