Eine Freundschaft ohne Grenzen

REINSFELD. 40 Jahre hochwald-elsässische Frauenfreundschaft: Maria Gerstel und ihre französische Freundin Françoise Bilger lernten sich vor 40 Jahren auf einem Tanzabend in Reinsfeld kennen. Seitdem verbindet die beiden Frauen eine intensive Freundschaft. Doch die Wurzeln dieser Beziehung führen ins Jahr 1916 zurück.

Françoise Bilgers Großvater Charles Meinrad kämpfte im Ersten Weltkrieg auf deutscher Seite, denn bis 1918 gehörte das Elsass zum Deutschen Reich, und er wurde schwer verwundet. Nach seiner Genesung durfte er nicht in seinen Heimatort zurückkehren, weil er gleichzeitig Bauer und Bürgermeister im elsässischen Illhäusern war. Meinrad wurde von den deutschen Militärbehörden nach Reinsfeld delegiert und musste den sich im Krieg befindenden Bauer Peter Breit ersetzen. Meinrad und Helene Breit bewirtschafteten den Bauernhof in der Renusstraße gemeinsam. "Es bahnte sich eine Freundschaft zwischen den Familien an", erzählt Enkelin Françoise Bilger. Nachdem ihr Opa nach Kriegsende zu seiner Frau und seinen beiden Kindern ins Elsass zurückkehrte, hielten beide Familien den Kontakt aufrecht. "Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben wir uns dann gegenseitig besucht", schildert Bilger. Ihr Berufswunsch, Deutschlehrerin zu werden, wurde so nachhaltig bekräftigt. 1964 kam sie zum ersten Mal nach Reinsfeld, um die Familie Breit zu besuchen und freundete sich mit deren beiden Töchtern Marianne und Rosita an. Zwei Jahre später kam Bilger erneut nach Reinsfeld. Marianne Breit stellte damals der Französin ihre Freundin Maria Gerstel vor. "Es war im Reinsfelder Tanzlokal ,Orient-Grotte‘ auf einem Tanzabend", erinnert sich Maria Gerstel genau an die erste Begegnung, aus der dann eine vierzigjährige Freundschaft wurde. Seit diesem Tag teilen Françoise Bilger und Maria Gerstel ihr Schicksal. Sie sind immer für einander da. "Unsere Freundschaft steht bei Glück oder Leid immer im Vordergrund", sagt Gerstel. Die beiden Freundinnen nutzen jede Gelegenheit für Besuche. "Dieses Mal war klar, dass wir kommen", sagt die Studienrätin am Colmarer Gymnasium. Zwei Wochen war Françoise Bilger in den Sommerferien mit ihren Kindern Marc-Antoine (9) und Alice-Ann (8) in Reinsfeld. Auf dem Programm steht auch ein Besuch bei den Nachkommen der Familie von Peter Breit, dessen Enkel den Eichhof vor den Toren Reinsfelds führt. Der Rest der Zeit ist ebenfalls verplant. "Wenn Françoise hier ist, kommen viele Reinsfelder vorbei oder laden uns ein", sagt Maria Gerstel. Sie freut sich jetzt schon auf ihren nächsten Besuch im elsässischen Ribeauville. Doch bis es wieder so weit ist, werden sie wohl noch unzählige Telefonate miteinander führen.

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