Eine Heizung für ein komplettes Neubaugebiet

Eine Heizung für alle Häuser im Neubaugebiet: Mit dieser Formel beschreitet die Gemeinde Reinsfeld bei der derzeit laufenden Erschließung der "Flachsheide II" ein Energieversorgungskonzept, das in der Hochwaldregion einzigartig ist.

 Ortsbürgermeister Rainer Spies, Hermann Weber und Ralf Stüber machen den gemeinsamen Schulterschluss: Die Gemeinde, die Stadtwerke Trier und die Firma „Encon“ wollen mit einer Heizung 45 Häuser versorgen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ortsbürgermeister Rainer Spies, Hermann Weber und Ralf Stüber machen den gemeinsamen Schulterschluss: Die Gemeinde, die Stadtwerke Trier und die Firma „Encon“ wollen mit einer Heizung 45 Häuser versorgen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Reinsfeld. Wenn es um die Einsparung von Energiekosten geht, dann war Reinsfeld den meisten Gemeinden schon früher oft einen Schritt voraus. Gleich in zwei gemeindeeigenen Großgebäuden - dem Bürgerhaus und dem Kindergarten - sind seit längerem Blockheizkraftwerke in Betrieb, die nicht nur Strom, sondern auch Wärme erzeugen und sich deshalb durch einen hohen Wirkungsgrad auszeichnen. "Kraft-Wärme-Kopplung" nennen das die Fachleute. Im Bürgerhaus wird als Brennstoff Rapsöl genutzt, im Kindergarten ist es Erdgas.Nun wird im 2500-Einwohner-Dorf ein "dritter Mosaikstein hinzukommen, der gleichzeitig aber der dickste Brocken ist", wie es Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD) formuliert. An der Sporthalle wird in Kürze das Unternehmen "Encon" eine weitere Energiebox aufstellen. Sie ist die entscheidende Komponente für das Nahwärmenetz, das in Reinsfeld geschaffen wird. Denn das moderne Mini-Kraftwerk wird später die Zentralheizung für alle Häuser im Neubaugebiet "Flachsheide II" sein. Die Erschließungsarbeiten für dieses Neubaugebiet haben nach den Sommerferien begonnen, im ersten Bauabschnitt stehen 31 Grundstücke zur Verfügung. Sie werden bis Mai 2008 zum Preis von 65 Euro pro Quadratmeter angeboten. "Vier feste Zusagen haben wir bereits", berichtet Spies über den aktuellen Stand der Dinge, will zugleich aber noch einen Kritikpunkt loswerden: "Ein echtes Ärgernis waren die Probleme, die die Telekom beim Verlegen der Versorgungsleitungen hatte. Das hat unseren Zeitplan vier bis sechs Wochen in Rückstand gebracht." Der Gemeindechef geht aber davon aus, dass "Anfang November mit der Bebauung der Grundstücke begonnen werden kann".Was später alle Bewohner der "Flachsheide II" einen wird: Sie müssen sich keine Gedanken mehr darüber machen, welcher Energieträger ihr Haus heizt. Das Reinsfelder Neubaugebiet wird ausschließlich mit Erdgas versorgt, das die Stadtwerke Trier (SWT) liefern. "Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Unser neues Nahwärmenetz funktioniert nur in der Gemeinschaft", betont Spies. Deshalb hat die Kommune einen Vertrag mit der Firma "Encon" geschlossen, der laut Encon-Chef Ralf Stüber besagt: "Die Leute kaufen den Energieliefervertrag mit ihrem Grundstück." Das bedeutet für die Häuslebauer in Reinsfeld zunächst zwar eine höhere Einstiegs-Investition, weil einmalig rund 3800 Euro anfallen. Dem stehen aber auch Einsparungen gegenüber: "Es fallen ja keine Kosten beispielsweise für die Anschaffung von Kaminen oder Vorratstanks an", gibt Spies zu bedenken. Außerdem übernimmt die Firma "Encon" als Betreiber sämtliche Wartungs- und Reparaturkosten an den Einzelkomponenten des Nahwärmenetzes. Das Unternehmen profitiert andererseits von den Zahlungen aus dem Energieliefervertrag. Zudem kann es überschüssigen Strom, der im Blockheizkraftwerk erzeugt wird, ins Netz der RWE einspeisen und erhält dafür eine Vergütung.Ein Hinweis ist Spies noch wichtig: Dass wegen des Widerstands im VG-Rat die Pläne der Betreiber der Reinsfelder Biogasanlage gescheitert sind, dort nicht erweitert wird und sich die anvisierte Kooperation mit der SWT zerschlagen hat, die im Hochwaldort eine Aufbereitungsanlage für Bioerdgas installieren wollte (der TV berichtete), habe nichts mit dem Nahwärmenetz im Neubaugebiet zu tun. "Das waren komplett unabhängige Projekte", betont Spies. Zwar hätte es "einen gewissen Charme gehabt, wenn wir hier in Reinsfeld auch Bioerdgas hätten verwenden können und Energie aus dem Ort in den Ort transportiert hätten", sagt Hermann Weber von der SWT. Er fügt aber hinzu: "Die Entscheidung ist eben anders ausgefallen."Im Reinsfelder Bürgerhaus findet am Montag, 29. Oktober, eine Info-Veranstaltung zum Neubaugebiet statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.

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