"Einfach Zeit für mich"

HEDDERT. Ihr Leben lang hat Gertrud Stüber anderen Menschen geholfen und stand ihnen zur Seite. Heute nimmt sich die Küsterin endlich Zeit für die eigenen Hobbys: Sie strikt, häkelt und wandert gerne. Außerdem hat sie vor Kurzem schwimmen gelernt.

In Heddert ist sie für jedermann das "Traudchen". Gertrud Stüber, 67 Jahre alt, ist Mutter von neun Kindern und Großmutter von 17 Enkeln. Die rüstige Hausfrau "Traudchen" hatte in ihrer Jugend eine Lehre als Hauswirtschafterin begonnen, musste sie jedoch aus familiären Gründen abbrechen. Landwirtschaft und Pflege

In Mandern aufgewachsen, hat sie ihren aus Schillingen stammenden Ehemann, von Beruf Schmied, kennen gelernt. "Wir zogen dann nach Heddert zu meiner Tante und meinem Onkel und betrieben dort Landwirtschaft", erzählt sie. "Als Onkel und Tante krank wurden, habe ich beide bis zu ihrem Tod gepflegt. Zwischenzeitlich hatten wir neu gebaut, da uns der Wohnbereich zu eng geworden war", sagt "Traudchen" Stüber. Es folgte ein schwerer Schicksalsschlag: "Dann erkrankte mein Mann an Kehlkopfkrebs und ich habe ihn insgesamt 23 Jahre lang gepflegt. Seine Krankheiten summierten sich mit der Zeit, so dass ich voll ausgelastet war", erzählt sie von schweren Jahren. "Nachdem mein Mann an Leukämie gestorben war, habe ich mich im Jahr 2000 dazu bereit erklärt, in Heddert das Küsteramt für unsere Kapelle zu übernehmen." Für die Messen bereitet sie alles vor. Zwölf Jahre - bis zum vergangenen Herbst - war die rüstige Küsterin außerdem im Vorstand der Frauengemeinschaft. Derzeit ist neben den Kindern und der großen Enkelschar die Handarbeit ihr großes Hobby. Insbesondere Häkeln und Sticken sind ihre Stärken. Selbst Glückwunsch- Weihnachts- und Osterkarten aus Papier versieht sie mit Häkelarbeiten. In die Karten sind Sprüche oder Glückwünsche eingelegt. Weiße Schleifen aus Aida-Band mit Kommunion-Motiven zum Befestigen an einer Kerze oder zum Aufhängen an der Haustür sind ihr ganzer Stolz. Genug Abnehmer für ihre Handarbeiten hat sie in der Familie. Gerade ist beispielsweise ein langer roter Schal für Enkel André fertig geworden, der ein großer Fußballfan ist. Bis ins kleinste Detail hat "Traudchen" Fußballschuhe und Sportmotive eingestickt und ganz groß den Namen des Enkels. "An diesen Arbeiten sitze ich abends, wenn ich alleine bin. Das bereitet mir sehr viel Freude", sagt die 67-Jährige. Doch mit diesen Aktivitäten hat die noch nicht genug. Vor Kurzem hat Gertrud Stüber schwimmen gelernt: "Jeden Freitag fahre ich zum Schwimmen. Es geht inzwischen schon ohne Schwimmärmchen", sagt sie stolz. In ihrem kleinen Garten hat sie außerdem reichlich Bewegung. Auch das Wandern mit anderen Frauen aus Heddert oder das Treffen in einer gemütlichen Frauenrunde, in der auch munter gestrickt wird, sind ihr eine willkommene Abwechslung. "Jetzt nehme ich mir einfach mal Zeit für mich", sagt Gertrud Stüber.

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