Einhelliges Ja in Reinsfeld für barrierefreies Bürgerhaus

Reinsfeld · Das historische Bruchsteingebäude soll endlich einen ebenerdigen Zugang erhalten. Ein Architekturbüro ist bereits mit der konkreten Planung beauftragt.

 Hildegard Kolz-Lippert (Zweite von links) mit weiteren Frauen der Seniorengruppe – Juliane Michels, Ehrentraud Nierobisch, Dorothea Mannerhans, Doris Philipps und Maria Haller (von links) – vor der Außentreppe des Bürgerhauses Reinsfeld. Der barrierefreie Zugang ist an der Giebelseite hinter ihnen geplant. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hildegard Kolz-Lippert (Zweite von links) mit weiteren Frauen der Seniorengruppe – Juliane Michels, Ehrentraud Nierobisch, Dorothea Mannerhans, Doris Philipps und Maria Haller (von links) – vor der Außentreppe des Bürgerhauses Reinsfeld. Der barrierefreie Zugang ist an der Giebelseite hinter ihnen geplant. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Seit Jahren ist darüber immer mal wieder in den Sitzungen des Reinsfelder Ortsgemeinderates diskutiert worden. Doch nun ist der barrierefreie Zugang für das Reinsfelder Bürgerhaus beschlossene Sache. Auf einhelligen Wunsch des Rates soll es endlich eine Alternative geben für die hohe Außentreppe und auch für weitere Stufen. Sie sind im Innern zu meistern auf dem Weg zum Rathaussaal oder zur Gemeindebücherei.

Das bereits mit der Planung beauftragte Reinsfelder Architekturbüro Kolz will das Projekt zügig voranbringen. Simon Kolz arbeitete vorab drei Entwurfsvarianten aus und stellte sie dem Rat vor. Die teuerste - mit Aufzug -- hätte etwa 150 000 Euro gekostet. Damit war sie chancenlos gegenüber der beschlossenen, mit 54 000 Euro kalkulierten Variante. Sie sieht giebelseitig einen barrierefreien Zugang auf Höhe des Ratssaales und der Bücherei vor. Dafür wird ein bereits vorhandenes Giebelfenster größer gebrochen und durch eine Tür ersetzt. Diese wird über einen Steg mit zwei noch anzulegenden behindertengerechten Auto-Stellplätzen an der Straße Zur Flachsheide verbunden.
Ortsbürgermeister Rainer Spies geht davon aus, dass das Bürgerhaus im nächsten Jahr barrierefrei sein wird.
Zur Ratsentscheidung sagt er: "Es wird höchste Zeit." Sie hätten das Vorhaben nun schon einige Zeit vor sich hergeschoben. Dabei zeige sich der Bedarf immer öfter. Es hätten einfach immer mehr Leute Probleme, die Stufen der Außentreppe hoch zu gehen. Eine auf einen Rollstuhl angewiesene Frau habe im Winter nur dank zweier Gemeindearbeiter an einer Feier teilnehmen können. Sie trugen die Frau samt Rollstuhl nach oben.

Erleichtert ist auch Paul Port, Sprecher der Offenen Wählerliste (OWL), die das Thema schon mehrmals auf die Tagesordnung packte. "Wir sind da seit zehn Jahren dahinter", begrüßt er die Ratsentscheidung ausdrücklich. Eine frühere Realisierung sei bisher an den Kosten gescheitert.

Noch größer ist die Freude bei einer Seniorengruppe, die sich seit Jahrzehnten wöchentlich im Bürgerhaus trifft. Zwei Frauen könnten gar nicht mehr mit dazu kommen und seien deswegen ganz traurig, erzählt Hildegard Kolz-Lippert, die Leiterin der Gruppe. Dabei seien die regelmäßigen "geselligen Nachmittage", bei denen gequasselt und gesungen werde, doch gerade für Alleinstehende sehr wichtig. Bei den Treffen, donnerstags, 14 bis 17 Uhr, gehe es immer lustig zu "bei Kaffee und Kuchen, Spiel und Spaß". Außerdem würden Neuigkeiten ausgetauscht und einmal im Jahr stehe ein gemeinsamer Ausflug auf dem Programm.

Ehrentraud Nierobisch, zu 100 Prozent schwerbehindert und auf ein Elektro-Mobil angewiesen, wird einstweilen ebenfalls auf die Treffen verzichten müssen. An der vorigen Weihnachtsfeier im Haus habe sie noch teilgenommen. Doch inzwischen schaffe sie das nicht mehr. Maria Haller geht es ähnlich. Das mit dem Treppensteigen klappe nicht mehr so gut. Die Entscheidung des Rates, der das "einstimmig abgesegnet" habe, freut sie daher sehr. Die 82-Jährige kann sich kaum an Zeiten ohne Frauentreffen im Bürgerhaus erinnern. Die gebe es bestimmt schon seit 50 Jahren, ist auch Juliane Michels (84) überzeugt. Unmittelbar nach dem Krieg, als im Bürgerhaus Wohnungen eingerichtet waren, trafen sich Frauen in den Dorfgaststätten zum Stricken, erzählt Dorothea Mannerhans. Den heutigen Donnerstags-Treffpunkt nutzen laut Doris Philipps etwa 20 Reinsfelderinnen regelmäßig.Extra: BÜRGERHAUS ALS GENERATIONENTREFF


Im Reinsfelder Bürgerhaus kommen seit Jahrzehnten alle Generationen zusammen: Senioren ebenso wie Krabbelgruppen, Strickfrauen und Jugendliche. Das Dachgeschoss wird für Schulungen des DRK genutzt - das Untergeschoss von der Jugend. In der Etage darüber gibt es neben dem großen Sitzungssaal des Gemeinderates die Gemeindebücherei und das Bürgermeisterbüro sowie einen multifunktional von verschiedenen Gruppen genutzten Raum. Das Bruchsteingebäude war der Zeit von Mehrgenerationenhäusern weit voraus und ist ein wichtiges Kommunikationszentrum der Gemeinde.

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