Einsatz im Namen des Gesetzes

HERMESKEIL. "Sie sind aber mal ‘ne junge Richterin" – diesen Kommentar hat Iris Scholten in den vergangenen Monaten schon häufiger gehört. Die 26-Jährige ist neu beim Amtsgericht Hermeskeil und dort zuständig für Zivil- und Betreuungssachen.

Sie entscheidet unter anderem bei Mietstreitigkeiten und Verkehrsunfällen und stellt alten oder pflegebedürftigen Menschen eine Unterstützung zur Seite, wenn diese ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können.Große Verantwortung

Mit ihren 26 Jahren trägt Iris Scholten schon eine sehr große Verantwortung. Denn seit Juli 2004 verstärkt die gebürtige Kasselerin das Richter-Team von Direktor Helmut Mencher am Amtsgericht Hermeskeil. Unter den rund 980 Richtern im Land Rheinland-Pfalz zählt sie zwar zu den jüngeren Vertretern ihrer Zunft, "eine absolute Ausnahme-Erscheinung ist ein Richter in diesem Alter aber nicht", betont Fabian Scherf, Presseprecher im Mainzer Justizministerium. Aufgewachsen in Dortmund, zog es Scholten nach dem Abitur zum Jura-Studium nach Trier, wo sie nach dem achten Semester den "Freischuss" wagte und auf Anhieb das erste Staatsexamen bestand. Es folgte die zweijährige Referendarzeit mit mehreren Stationen in Trier und einer Bank in Luxemburg, bevor sie mit einem Prädikats-Examen in der Tasche mit ihrer Bewerbung erfolgreich war. Das Justizministerium stellte Scholten, die seit kurzem verheiratet ist, als Nachfolgerin von Dominik Becker als Richterin in Hermeskeil ein. Weil sie noch am Anfang ihrer Karriere steht, ist ein späterer Wechsel zu einem anderen Gericht zwar wahrscheinlich. "Vielleicht habe ich aber Glück und kann hier bleiben. Mir gefällt es in Hermeskeil sehr gut. Hier ist es übersichtlich, und es geht familiär zu", berichtet sie von ihren positiven Erfahrungen am kleinsten Amtsgericht in Rheinland-Pfalz. Zur Arbeit pendelt die passionierte Squash-Spielerin, die sich - wenn es die Zeit erlaubt - auch gerne ans Klavier setzt, aber nach wie vor jeden Tag von Trier in die Hochwaldstadt. Dort verhandelt sie an Sitzungstagen zwischen acht und zehn Fälle. Dass die es im Sitzungssaal oft mit alten Anwalts-Hasen zu tun hat, macht Scholten dabei keinen Kummer. "Ich habe da noch keine schlechten Erfahrungen gemacht." Anders als in Strafsachen gibt es bei zivilen Streitfällen zudem einen Vorteil für den Richter, den Scholten zu schätzen weiß: "Ich muss das Urteil nicht direkt verkünden. Ich kann mir also in Ruhe Gedanken machen, und es gibt keinen Grund, sich unter Druck setzen zu lassen", sagt die sympathische junge Frau.

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