Erinnerungen und Emotionen

Es ist nichts Neues, dass sich Kriegsveteranen wie magisch zu ihren Wirkungsstätten im 2. Weltkrieg hingezogen fühlen. So erging es auch dem heute 82 Jahre alten Andrew J. Moranz aus Lancaster (USA), der jetzt Lampaden besuchte. Dort hatte er im Frühjahr 1945 für die US-Armee gegen deutsche Truppen gekämpft und wurde dabei verwundet.

 Andrew J. Moranz (links) und Josef Wollscheid erinnern sich an vergangene Zeiten. Frank Jakobs (rechts) dolmetscht. TV-Foto: Hans Muth

Andrew J. Moranz (links) und Josef Wollscheid erinnern sich an vergangene Zeiten. Frank Jakobs (rechts) dolmetscht. TV-Foto: Hans Muth

Lampaden. Lange hatte Andrew J. Moranz diese Reise nach "Good old Germany" geplant. Kürzlich machte er sie gemeinsam mit drei seiner fünf Töchtern wahr. Für den 82-Jährigen gab es dafür einen Grund: Moranz wollte noch einmal in seinem Leben an den Ort zurückkehren, in dem er als 18-Jähriger kämpfte und verwundet wurde. Als Moranz mit seinen Töchtern Kate Alicia und Martha in Lampaden eintraf, nahmen sich gleich mehrere Bürger der Gäste an. Obwohl die Konversation auf Englisch nur schleppend in Gang kam, verstand man sich sofort.

Trotz Sprachbarriere verstand man sich



Moranz, der als 18-jähriger Angehöriger der 94. Division, Batallion 302, Abschnitt L, 1945 in die Kämpfe der Deutschen mit den Amerikanern Lampaden geriet, freundete sich gleich mit der veränderten Landschaft an, konnte jedoch die für ihn relevanten Stellen ausfindig machen. Er führte die Gruppe, bestehend aus den Gemeinderatsmitgliedern Martin Marx und Frank Jakobs, dem örtlichen Chronist Hans Muth und Josef Wollscheid, einem Zeitzeugen, zu den Stätten des Kampfgeschehens. "Hier traf mich die Kugel eines deutschen Soldaten", verkündete er in Höhe der Raiffeisenkasse. "Die Kugel kam aus einem Schützenloch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, einige Meter weiter oberhalb", erinnerte er sich.

Auf die Frage nach seinen derzeitigen Emotionen kämpfte Moranz mit den Tränen. Kein Wunder, denn die Kämpfe innerhalb der Ortschaft forderten in den letzten Kriegswochen des Jahres 1945 alleine über 800 Opfer von deutscher Seite, mit denen die Straßen im Ort übersät waren. 400 gefallene amerikanische Soldaten waren in der Kirche aufgebahrt und später von ihren Kameraden abgeholt worden. Zeitzeuge Josef Wollscheid war dem ehemaligen US-Soldaten bei der Rekonstruierung seiner Vergangenheit in Lampaden eine große Hilfe.

Auch die Relikte der ehemaligen V3-Stellungen unterhalb von Lampaden - die einzigen, die unter strikter Geheimhaltung weltweit zum Einsatz kamen - weckten das Interesse der Besucher, wie auch die Tatsache, dass sich bereits 1981 ein über Lampaden abgeschossener amerikanischer Bomberpilot für seine Vergangenheit in Lampaden interessiert hatte.

Zum Abschluss des Besuchs suchte die Gruppe die mititärische Höhe 507 (Dreikopf oberhalb von Lampaden) auf. Dort fielen in den letzten Kriegswochen innerhalb von fünf Tagen 200 deutsche und 400 amerikanische Soldaten.

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