Erna Rimpler geht auch Betteln

VIERHERRENBORN. 50 000 Menschen in Deutschland haben sich im Kinderschutzbund zusammengetan. An 420 Orten setzen sie sich für Kinder ein, spüren Missstände auf, drängen Politiker und Verwaltung zum Handeln und packen selber an. Erna und Jürgen Rimpler gehören dazu.

Jürgen und Erna Rimpler wohnen auf einem Bauernhof, wie er für Vierherrenborn typisch ist. Doch heute dient er nicht mehr der Landwirtschaft und wurde zu einem Gästehaus umgebaut, ein Teil des Hauses besteht seit fünf Jahren aus Ferienwohnungen. "Seit 15 Jahren sind mein Mann Jürgen und ich Mitglied im ‚Kreuzbund', einer Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige", erzählt Erna Rimpler. Beide arbeiten auch ehrenamtlich für den Kinderschutzbund. Eines der Projekte sei für die Allgemeinheit eher unauffällig angelaufen - ein Hilfsprojekt für Kinder suchtkranker Eltern: das Projekt "Lichtblick" des Kinderschutzbundes Trier e.V. "Mir sind die darin enthaltenen Themen, auch durch eigene Erfahrung, ans Herz gewachsen, so dass ich meine Ausbildung intensiviert habe. Mit der zweiten Vorsitzenden des Kinderschutzbundes, Elke Bonné, habe ich verschiedene Projekte durchgeführt. So haben wir vor etwa zehn Jahren eine Zeit lang obdachlose Menschen bei uns zu Hause aufgenommen. Mal war es eine Familie mit Kindern, mal waren es junge Menschen, die im Haushalt gewohnt haben." Elke Bonné habe das Projekt Lichtblick gestartet. Darin werden Menschen gesucht, die sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen und die auf schnelle und unbürokratische Weise ohne Angst vor Strafen zu helfen versuchen. "Seit kurzer Zeit haben wir in Trier in der Fahrstraße eine Wohnung bezogen, wo wir unsere Arbeit tun können. Daran hat die die ‚Aktion Mensch' einen großen Anteil, die uns mit rund 300 000 Euro unterstützt hat, ebenso wie die Stiftung des Trierischen Volksfreunds. Von dort erhielten wir weitere 100 000 Euro. Das ermöglichte uns zusätzlich die Übernahme von drei ehrenamtlichen Helfern auf Teilzeit-Stellen", sagt Erna Rimpler. Lichtblick sei eine Gruppe von 20 ehrenamtlichen Helfern, die mit Hauptamtlichen zusammen arbeite, um Geld zu sammeln etwa bei Konzerten, Info-Ständen, Veranstaltungen aller Art. Erna Rimpler ist sich nicht zu fein, in Blumengeschäften für ein paar Blumen zu betteln, die sie an Menschen weitergibt, die sich kostenlos für den Kinderschutzbund einsetzen. Das Geld werde gebraucht, weil die Miete in dem Haus in Trier selbst finanziert werden müsse. Natürlich wolle sie ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen, damit das Projekt weiter bekannt wird. "Wir sind beide aktiv. Mein Mann eher in der praktischen Arbeit, Gestaltung, Transporte. Ich kümmere mich um die Eingänge der Spenden und die Pressearbeit", berichtet sie. Sie wolle vor allem das Schweige-Tabu bei den Betroffenen brechen. Dazu gehöre, dass über die Hintergründe und Ursachen informiert werde. "Wie sind bestrebt, Betroffene zu Wort kommen zu lassen", sagt Erna Rimpler.

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