Erneut trifft es die Erzkapelle

HERMESKEIL. Erneut ließen Vandalen ihre Zerstörungswut an der Erzkapelle aus. Bereits die Schändung des Gotteshauses im Mai hat in der Hochwaldstadt enorme Empörung ausgelöst. Jetzt traf es zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten die Gethsemane-Figurengruppe. Die Polizei zieht den Kreis um die Verdächtigen enger.

Abgelegen am Stadtrand, ruhig, friedlich, ideal für einen Moment im Gebet und einen Augenblick der Besinnung: Die Gründe, die aus der 1865 von Johann Marx erbaute Erzkapelle ein beliebtes Ziel von Gläubigen und Spaziergängern machen, ziehen offenbar auch Menschen an, die von Ruhe und Frieden nicht viel halten. Denn das Gotteshaus liegt weit genug weg von der Stadt und ihren Verkehrswegen. Man kann sich unbeobachtet austoben, und der entstandene Schaden wird möglicherweise erst Tage später bemerkt. Innenraum blieb dieses Mal verschont

Wer die Kapelle in diesen Tagen besucht, findet eine unvollständige Gethsemane-Figurengruppe vor. Eine der Figuren ist von Unbekannten den Hang hinuntergestürzt und mit einem großen Stein schwer beschädigt worden. Zusätzlich wurde eine Kunststoffbank attackiert. Der genaue Zeitpunkt der Tat steht nicht fest, die Polizei vermutet Dienstag oder Mittwoch. Den Innenraum der Erzkapelle haben die Täter dieses Mal verschont. "Zum Glück", sagt Pastor Otfried Stertenbrink. "Diese Kapelle ist das Heiligtum der Hermeskeiler schlechthin Deshalb reagieren die Menschen auch so sensibel auf diese Vorfälle." Hermeskeil hat die Schändung der Kapelle im Mai noch nicht vergessen. Damals gingen die Täter wesentlich rabiater vor. Die Figuren der Gethsemane-Gruppe wurden geköpft, auf dem Altar der Kapelle lag ein mit Fäkalien gefülltes Kondom. Die Täter hatten Schieferplatten im Eingangsbereich herausgerissen. Mehr als 80 Gläubige, die wegen der Maiandacht gekommen waren, standen damals fassungslos vor der geschändeten Kapelle und den zerstörten Heiligenfiguren. Die Polizeiinspektion Hermeskeil reagierte sofort und gründete eine Ermittlungsgruppe. Die Beamten stießen auf die Spur einer Gruppe von Jugendlichen aus der Hochwaldregion und ziehen jetzt nach sechsmonatigen Ermittlungen die Kreise enger. "Wir haben einen konkreten Tatverdacht", sagte Kriminal-Hauptkommissar Franz Petry gestern. "Die Akten liegen der Staatsanwaltschaft vor. Dort wird die Entscheidung fallen, ob Anklage erhoben wird. In diesem Zusammenhang werden wir natürlich auch prüfen, ob die gleichen Täter für die Schäden von Mai und Oktober verantwortlich sind." "Es ist wirklich unfassbar, für die Gläubigen wie auch für die vielen Firmen und Helfer, die nach den Vorfällen im Mai geholfen haben, die Schäden und Verunreinigungen zu beseitigen." Pastor Stertenbrink ist sich seiner Hilflosigkeit bewusst, schließlich kann die Pfarrgemeinde keine Kapellenwächter engagieren. "Wir können nur immer wieder restaurieren und einen langen Atem haben." "Wir" steht in diesem Fall für eine große Gemeinschaft. Der Lions-Club Hochwald-Hermeskeil hatte sich eingeschaltet, der Heimatverein war mit dabei, viele Firmen haben ihre Unterstützung angeboten. Heinz Treitz hat die Figuren restauriert

Dazu kam enormes Engagement von privater Seite. Die Wiederherstellung der Gethsemane-Gruppe ging im Sommer auf das Konto des Hermeskeiler Hobby-Restaurateurs Heinz Treitz. Er hatte die geköpften Figuren gerettet - zum zweiten Mal, denn bereits vor 15 Jahren hatten Vandalen zugeschlagen. "Schon als Kinder haben wir dort oben gespielt”, sagt Heinz Treitz. "Ich hatte mich sofort nach Bekanntwerden des Schadens an die Arbeit gemacht.” Jetzt wird Treitz den Schaden zum dritten Mal beheben. "Wir haben darüber gesprochen, die Figuren mit Beton auszugießen, damit man sie nicht mehr umwerfen kann", erklärt Otfried Stertenbrink. Die Polizei betont die Bedeutung von Hinweisen aus der Bevölkerung. Mitteilungen werden unter 06503/91510 entgegengenommen und vertraulich behandelt. Die Menschen im Hochwald hoffen auf eine schnelle Aufklärung. "Die Täter müssen gefasst und empfindlich bestraft werden, damit mögliche Nachahmer in Zukunft die Finger von unserer Kapelle lassen", sagt Paul Reichert (62) aus Hermeskeil.

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