Es geht um die Existenz

HERMESKEIL. Quo vadis HGV? Der Hermeskeiler Gewerbeverband steckt nach 2004 erneut in einer Existenz bedrohenden Krise. Der damals für zwei Jahre gewählte Vorstand will sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Werden in der Mitgliederversammlung am 6. September keine Nachfolger gefunden, wird die Interessenvertretung der Hermeskeiler Einzelhändler aufgelöst.

Wiederholt sich die Geschichte? Vor zwei Jahren, im Sommer 2004, stand der Hermeskeiler Gewerbeverband (HGV) zum ersten Mal dicht vor dem Aus. Der seinerzeit alleinige Vorsitzende Markus Porten wollte nicht mehr weitermachen, ein Nachfolger wurde zunächst aber nicht gefunden. Schon damals stand die Auflösung des HGV im Raum. Sie konnte aber abgewendet werden, weil sich ein Quartett mit Claudia Fuchs als Sprecherin, Markus Porten, Andreas Noll sowie Anne Asbeck zusammen tat, das sich die Arbeit an der HGV-Spitze teilen wollte. Heute hat sich die Krise beim organisierten Hermeskeiler Einzelhandel weiter zugespitzt. Denn die amtierende Führungsriege des HGV will und wird definitiv nicht mehr kandidieren, wenn am 6. September eine existenziell wichtige Mitgliederversammlung stattfindet. "Es gibt nur zwei Alternativen: Entweder finden wir einen neuen Vorstand oder wir müssen uns auflösen", betont Fuchs den Ernst der Lage. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied zum Sommer 2004. "Damals konnten wir vor der entscheidenden Sitzung hinter den Kulissen einen neuen Vorstand zusammenstellen. Das ist jetzt nicht der Fall." Will heißen: Knapp zwei Wochen vor der Wahlversammlung des 78 Mitglieder starken Verbands sind keine neuen Kandidaten in Sicht, gibt es niemanden, "der die Federführung übernehmen will, sagt HGV-Mitglied Willi Zeier vom Modehaus "Astor" im Gespräch mit dem TV. Markus Porten ist zwar trotz der denkbar schlechten Vorzeichen optimistisch, dass "sich noch Leute finden, die das Staffelholz weitertragen". Für ihn selbst ist - um beim Bild zu bleiben - das Rennen aber vorbei. "Ich habe jetzt zehn Jahre Vorstandsarbeit gemacht. Irgendwann ist die Luft einfach raus", sagt der Besitzer eines Elektro- und Haushaltsfachhandels. Er bekennt aber auch, dass "mangelndes Interesse der Mitglieder am Zusammenschluss" ihm Anlass zu "Dauerfrust" gegeben habe. Einen dritten Grund für seinen Entschluss, sich aus der vordersten Front zurückzuziehen, teilt er mit Claudia Fuchs. Die Inhaberin eines Kindermoden-Geschäfts, die im Sommer 2004 auch in Stadt- und Verbandsgemeinderat gewählt wurde und schon vorher Vorsitzende des Vereins "Rettet unser Freibad" war, räumt unumwunden ein, "dass ich mir zu viel aufgehalst habe". Ein weiterer Grund für viel Frust und letztlich den Rückzug seien aber auch die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit der Stadt gewesen. Sie beklagt, "dass wir keine Lobby auf kommunaler Ebene haben", während Porten sogar noch einen Schritt weiter geht und ganz offen von "mangelnder Unterstützung" der Stadt spricht. Ein Vorwurf, den Stadtbürgermeisterin Ilona König (CDU) so nicht stehen lassen will. Sie müsse zwar zugeben, dass die Zusammenarbeit "manchmal etwas holprig und schwierig" gewesen sei. "Die Stadt tut aber einiges und versucht das Gewerbe zu unterstützen, wo wir das können", sagt König. Entscheidendes Ziel nicht erreicht

Im Rückblick ist HGV-Sprecherin Fuchs zwar der Auffassung, "dass wir in diesen zwei Jahren unsere Arbeit nicht schlecht gemacht und unsere Aktionen gut oranisiert und durchgezogen haben". Ein entscheidendes Ziel in dieser Amtszeit habe der HGV aber nicht erreichen können: "Wir wollten in Kooperation mit der Stadt ein professionelles Stadtmarketing aufbauen. Das ist uns leider nicht gelungen", zeigt sich Fuchs selbstkritisch. Porten fügt hinzu: "Diese Idee wurde zerredet, bevor überhaupt die Frage der Kosten zur Debatte stand." Konkret habe der HGV geplant, dass ein Büro mit einem Ansprechpartner eingerichtet wird, der zentral Großveranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder die Howa-Gewerbeschau organisiert und so die geschäftstreibenden HGV-Mitglieder entlastet, so Porten. Sie selbst habe dieses Anliegen zwar befürwortet, sagt König auf TV-Anfrage. "Wenn die Mehrheit des Rates aber quer durch die Fraktionen diese Sache ablehnt, muss man das akzeptieren und andere Wege finden." Doch was passiert, wenn sich der HGV am 6. September tatsächlich auflösen sollte? Klar ist, dass Hermeskeil dann weiter an Attraktivität verlieren würde und es weder Weihnachts- oder Friesenmarkt sowie verkaufsoffene Sonntage mehr gibt, die die ohnehin oft leere Fußgängerzone in der Vergangenheit belebt haben. "Die Howa 2007 wird aber auf jeden Fall stattfinden. Wir werden dafür eine eigene Firma gründen", betont Fuchs. Auch die Inhaber einer City-Card, die günstigeres Einkaufen ermöglicht, müssen sich keine Sorgen machen. "Das werden die Geschäfte ebenfalls weiterlaufen lassen", sagt Porten.

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