"Es war nicht schlimm"

HERMESKEIL. Schmerzen sind für die 16-jährige Sylvia Umuganwa nichts Ungewohntes, seit sie vor acht Jahren fast ihren rechten Arm verloren hätte. Wachstumsbedingt stand nun die Verpflanzung eines Muskellappens an.

Die Tapferkeit seiner jungen Patientin ringt Dr. Heinz Braick Respekt ab. Nach zehn Tagen hatte die 16-jährige Sylvia Umuganwa, eine Bürgerkriegsversehrte aus Ruanda, das St.-Josef-Krankenhaus Hermeskeil bereits wieder verlassen. Dabei war die vorausgegangene mikro-chirurgische, wiederherstellende Operation sehr aufwändig gewesen. Die Verpflanzung eines Muskellappens aus dem Rückenbereich auf den Oberarm hatte fünf Stunden in Anspruch genommen. Doch kurz danach konnte der Teenager schon wieder lachen. Was sie ebenso direkt im Anschluss an das schmerzhafte Ziehen der Fäden und das Entfernen der Klammern tat. "Es war nicht schlimm", versicherte sie lächelnd und wischte verstohlen die letzten Tränen aus den Augen. "Das sind für mich besondere Menschen", sagt der Chefarzt der Chirurgischen Abteilung. Kinder wie die heute 16-Jährige hätten Entsetzliches während des Bürgerkrieges in Ruanda miterlebt. "Da spürt man diese Skepsis, auch Angst", versucht der Arzt sich in deren Empfindungen hinein zu denken. Aber letztlich hätten sie es geschafft, anders als die ungefähr eine Million Menschen, die dort ums Leben kamen. Sylvia hatte durch einen Gewehrschuss fast ihren rechten Arm verloren hätte. Ihre Knochenbrüche und Verletzungen an Oberarm und Schulter waren jedoch 1996 im Elisabeth-Krankenhaus Saarlouis von Dr. Uwe Specht erfolgreich operiert worden. Bedingt durch Wachstum und Narbenbildung, hatte die Jugendliche jedoch inzwischen mit starken Funktionsbeeinträchtigungen des rechten Arms zu kämpfen. Schmerzen habe sie zwar nicht gehabt, aber auch keine Muskeln, bringt Sylvia, die seit ihrem ersten Aufenthalt in Deutschland hervorragend Deutsch spricht, die Probleme auf den Punkt.Weihnachten vielleicht wieder zu Hause

Die Operation in Deutschland hatten auf Initiative von Ordensschwester Lea Ackermann die Waldbreitbacher Franziskanerinnen ermöglicht. Die St.-Elisabeth-Stiftung Dernbach, Rechtsträger Marienhaus Kranken- und Pflegegesellschaft mbH in Waldbreitbach, ist auch Träger der Krankenhäuser in Saarlouis und Hermeskeil. Sofern Sylvia bei der Physiotherapie ebenso rasche Fortschritte macht wie nach der Operation, wird sie an Weihnachten vielleicht schon wieder in Ruanda sein können.

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