Fäkalien im Schutzgebiet

HERMESKEIL. Wenn verschmutztes Wasser in den Trinkwasserspeicher der Hermeskeiler läuft: Nach starken Regenfällen gelangt über den Altbach immer wieder Abwasser in den Stausee Nonnweiler. Verärgerte Anwohner kritisieren dies als "krassen Verstoß". Die Verbandsgemeinde spricht von einem "genehmigten Zustand", der keine Umweltgefährdung bedeute.

"Das stinkt zum Himmel", entrüstete sich unlängst der anonyme Verfasser eines Internet-Eintrags ins Gästebuch der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil. Der Naturfreund prangerte die Tatsache an, dass vor allem nach starken Regenfällen aus einem Kanalrohr an der "Alten Mühle" in Züsch Schmutzwasser, Fäkalien und andere Hinterlassenschaften aus Haushalten in den Altbach fließen. Doch damit nicht genug: Wie an Ort und Stelle auf den ersten Blick deutlich wird, bleiben gerade an solchen Tagen am Ufer des Baches größere Mengen Toilettenpapier in den Büschen hängen.Anwohner ärgern sich über unappetitlichen Anblick

Ein unappetitlicher Anblick, der sich vielen Spaziergängern bietet. Denn direkt am Altbach verläuft ein beliebter Wanderweg. "Für mich ist dieser Zustand ein großes Ärgernis. Früher bin ich mit meinen Enkeln noch runter an den Bach gegangen. Mittlerweile lasse ich es sein", sagt eine Anwohnerin dem TV. "Das Problem ist der VG zwar schon lange bekannt und müsste eigentlich sofort abgestellt werden. Passiert ist aber noch nichts", echauffiert sich auch der Besitzer der "Alten Mühle". Was besonders pikant ist: Der Altbach fließt in den Stausee Nonnweiler, der als Trinkwasserspeicher für die Stadt Hermeskeil dient (siehe "Extra" rechts). "Wenn massiv Abwasser in den See geleitet wird, ist das ein krasser Verstoß gegen den Umweltschutz", sagt deshalb der Mann aus Züsch. "Von einem Umweltskandal kann keine Rede sein, und es entsteht auch keine Gefahr für das Talsperrenwasser", hält Bürgermeister Michael Hülpes dieser Kritik entgegen. Man wisse zwar, dass sich am Altbach nach starken Regenfällen "kein schönes Bild" bietet. "Es handelt sich jedoch um einen untersuchten und genehmigten Zustand", betont VG-Werkleiter Andreas Schmitt. Er führt das Problem darauf zurück, dass in Neuhütten, Züsch und Damflos noch Mischsysteme vorhanden sind, also Schmutzwasser und Regenwasser in einen Kanal laufen. Bei größeren Niederschlagsmengen könne es deshalb vorkommen, dass der Kanal und die unterirdischen Rückhaltebecken überlaufen. In diesem Fall würde an vorgegebenen Stellen verdünntes Abwasser in die Zuflüsse der Talsperre eingeleitet. "Die wasserrechtlichen Genehmigungen für diese Einleitungen aus den sechs Regenüberläufen liegen aber seit vielen Jahren vor", sagt Schmitt. Eine Aussage, die von der Pressestelle der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord bestätigt wird. Zudem würden die genehmigten Werte nicht überschritten, was regelmäßig kontrolliert werde. Laut Schmitt haben auch mehrere bakteriologische Gutachten keine negativen Veränderungen der Wasserqualität ergeben. Dass sich das Wasser der Talsperre sehr wohl eigne, als Trinkwasser aufbereitet zu werden, steht für Hülpes und Schmitt deshalb außer Frage. Auch für die SGD steht fest, "dass sich für Mensch und Umwelt keine erkennbare Gefährdung ergibt". Doch was will die VG tun, um die Verschmutzung des Altbachs künftig besser in den Griff zu bekommen? "Uns gefällt das zwar auch nicht. Es wird aber nicht leicht sein, das Problem mit vertretbaren Kosten zu beheben", sagt Hülpes. Die Nachrüstung bestehender Bauwerke würde aufwändig und teuer werden. Prinzipiell sei es zwar möglich, einen mechanischen Rechen in das Rückhaltebecken an der "Alten Mühle" einzubauen. "Dieser würde aber nur das Grobmaterial wie Toilettenpapier herausfiltern und zu einer optischen Verbesserung führen", so Schmitt. "Die Einleitung von verdünntem Abwasser wird dadurch nicht verhindert". Die Kosten für eine solche Lösung werden auf mehr als 100 000 Euro geschätzt, was laut Hülpes und Schmitt die Frage der Finanzierbarkeit aufwirft. Eine gewisse Abhilfe versprechen sie sich jedoch vom geplanten Kreisstraßenausbau in Züsch. Dort wird im Zuge der Arbeiten ein Trennsystem installiert. Die Folge: Das Regenwasser läuft dann nicht mehr in den Abwasserkanal, der somit entlastet würde. Ansonsten bleibt ihnen aber nur die Ankündigung verstärkter Kontrollen am Altbach, wobei Hülpes offen gesteht, "dass wir das Problem zwar reduzieren, aber nicht ganz abstellen können".

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