Fahrplan für Ankauf der Hunsrückbahn steht

Bei einem Spitzengespräch über die Zukunft der Hunsrückbahn (der TV berichtete kurz) vereinbarten Landräte, Bürgermeister, Abgeordnete und Vertreter der Wirtschaft die weitere Vorgehensweise.

 Noch kann im Hunsrück kein Holz auf die Schiene verladen werden. Wird die Trasse zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren wie geplant angekauft, soll sich das ändern. TV-Foto: Hermann Bohn

Noch kann im Hunsrück kein Holz auf die Schiene verladen werden. Wird die Trasse zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren wie geplant angekauft, soll sich das ändern. TV-Foto: Hermann Bohn

Thalfang/Hermeskeil. Sie sind in greifbarer Nähe. Nutzen kann das Sägewerk Karl Decker in Hochscheid sie dennoch nicht: die Gleise der Hunsrückbahn zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil. Aus der Sicht von Geschäftsführer Reijo Ranki wäre es ein "bedeutendes Stück Existenzsicherung" für sein Unternehmen, wenn er die Schiene in den Transport von Rund- beziehungsweise Schnittholz einbinden könnte, anstatt den Rohstoff beziehungsweise die fertige Ware über Hunderte von Kilometern per LKW transportieren zu müssen. Dies machte er bei einem Spitzengespräch in Thalfang in Sachen Hunsrückbahn deutlich."Wir haben aus der Wirtschaft eine starke Rückendeckung erfahren", sagt Gregor Eibes, Bürgermeister der Gemeinde Morbach, über das Treffen, zu dem neben Morbach die Anrainerkommunen Thalfang und Hermeskeil eingeladen hatten. Eibes, seine Amtskollegen Michael Hülpes (VG Hermeskeil) und Hans-Dieter Dellwo (VG Thalfang) berieten mit den Landräten Günther Schartz (Trier-Saarburg), Beate Läsch-Weber (Bernkastel-Wittlich) sowie einem Vertreter aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Bettina Brück, Bernhard Henter, Alex Licht und Alfons Maximini über den angestrebten Kauf der Hunsrück-Bahnstrecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil. Mit von der Partie waren auch Bernd Heinrichsmeyer, Geschäftsführer der Hochwaldbahn, der auf der Strecke Frachtverkehr betreiben möchte, und Jörg Schumacher, Sprecher der Geschäftsführung der Flughafen-GmbH. Dieser sieht große Vorteile in einer Verkehrsanbindung des Hunsrück-Airports Richtung Westen. Das Fahrverbot für LKW an Wochenenden werde zunehmend zu einer Verlagerung auf die Schiene führen. Erstmals war auch ein Vertreter der Verbandsgemeinde Kirchberg anwesend. Die Gesprächsteilnehmer vereinbarten laut Hülpes einen Fahrplan für die weitere Vorgehensweise. Die Abgeordneten drängten auf weitere Informationen zu den Instandsetzungskosten und zur Wirtschaftlichkeit, die Schienen-Experte Heinrichsmeyer in Kürze liefern soll. Parallel dazu sucht man das Gespräch mit Mainz.

Für die Trasse Richtung Hermeskeil erwartet die Bahn eine Antwort bis Ende April. Folglich drängt die Zeit. 600 000 Euro soll die Gesamtstrecke kosten. Angesichts der zweistelligen Millionenbeträge, die jenseits des Flughafens Frankfurt-Hahn in den Schienenverkehr investiert werden sollen, sei das ein vergleichsweise kleiner Betrag, merkt Eibes an. Auch Dellwo rät, die "historische Chance zu ergreifen".

Meinung

Abwarten ist keine Option

 Auch über das Geisfelder Viadukt rollen künftig womöglich wieder Züge. TV-Foto: Axel Munsteiner

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Wer hätte das vor wenigen Jahren für möglich gehalten? Es ist noch nicht so lange her, dass Unternehmen nicht nur bundesweit, sondern auch im Hunsrück ihre Transporte von der Schiene auf die Straße verlagert haben. Zu teuer, zu unflexibel - das waren damals die wichtigsten Argumente. Wenige Jahre später ist diese Argumentation nicht mehr stichhaltig. Durch steigende Ölpreise und Auflagen wie die Lenkzeitbeschränkung für LKW-Fahrer holt die Schiene im Wettbewerb wieder deutlich auf, wenn denn Züge fahren. Das macht das Beispiel Fruytier/Decker überdeutlich, die ihre Fracht sogar per LKW nach Belgien transportieren, um sie dort auf die Schiene zu verlagern. Auf die Dauer ist das wenig wirtschaftlich. Keine Frage: In den Kommunen und auch beim Land muss gespart werden, aber nicht um jeden Preis. Man mag Bauvorhaben vertagen oder gar abblasen müssen. Wartet man bei der Hunsrückbahn zu lange, ist diese Tür unwiderruflich zu. i.rosenschild @volksfreund.de

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