Fahrplan für die Feuerwehr

Volle Rückendeckung gibt es von den Kommunalpolitikern für den Blick nach vorne, den die Brandschützer der Verbandsgemeinde Kell am See zu Papier gebracht haben. Der VG-Rat billigte einstimmig das Entwicklungskonzept der 13 Wehren bis zum Jahr 2015. Bis dahin sind Ausgaben von 850 000 Euro nötig, um bei der Fahrzeug-Ausstattung auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

 Mit ihren Fahrzeugen und Geräten wie der Rettungsschere sind die Schillinger Wehrleute Spezialisten für technische Hilfe. Das soll auch so bleiben. TV-Foto: Archiv/ Hans Muth

Mit ihren Fahrzeugen und Geräten wie der Rettungsschere sind die Schillinger Wehrleute Spezialisten für technische Hilfe. Das soll auch so bleiben. TV-Foto: Archiv/ Hans Muth

Kell am See. "Unsere Leute fühlen uns nicht als 13 verschiedene Wehren, sondern wir betrachten uns als eine große Feuerwehr." Diese Grundaussage von Wehrleiter Bruno Merten wurde bei der jüngsten Sitzung des VG-Rats eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Selten zuvor diskutierte das Gremium vor größerer Kulisse. Rund 50 Brandschützer waren gekommen, um Merten moralische Unterstützung zu leisten. Dieser hatte dem politischen Entscheidungs-Gremium in Sachen Brandschutz einen detaillierten Fahrplan vorgelegt. Er legt für jedes der 13 Dörfer fest, welche Wehren im Einsatzfall alarmiert werden, und gibt zudem an, mit welchen Fahrzeugen sie ausrücken. Vor allem aber beinhaltet das von Merten vorgestellte Konzept eine Auflistung, welche Investitionen in den Fuhrpark der Feuerwehr bis zum Jahr 2015 als notwendig erachtet werden.Neues Löschfahrzeug für die Keller Wehr

Gerade dieser Punkt hatte im Vorfeld der Sitzung in den einzelnen Fraktionen des VG-Rats (CDU, SPD, FWG) intensive Diskussionen herbeigeführt. Auslöser dafür war ein im Herbst 2007 verschicktes Rundschreiben des Landes-Innenministers Karl Peter Bruch (SPD). Es enthält — je nachdem, in welcher Risikoklasse ein Ort gemäß der gesetzlichen Feuerwehrverordnung eingestuft ist — generelle Aussagen über die dort vorzuhaltende "Mindest-Ausstattung" an Fahrzeugen. Der VG-Rat hatte daraufhin in der Haushaltssitzung im Dezember 2007 die Anschaffung eines 240 000 Euro teuren Löschgruppenfahrzeugs (LF) für die Keller Wehr vorerst auf Eis gelegt.Für die politisch Verantwortlichen war es zunächst wichtig, sich Klarheit darüber zu verschaffen, ob die Vorschläge aus Mainz konkret auf die Verhältnisse in Kell und Umgebung umsetzbar sind. Diesem Zweck diente das von der Wehrleitung erarbeitete Konzept, über das Merten sagte: "Wir haben es nach bestem Wissen aufgestellt und wollen wirksame Hilfe leisten. Wir bezweifeln aber, ob dies mit den Vorgaben des Ministers bei uns möglich ist".Mehr Investitionen als Mainz vorschlägt

 Der Fuhrpark der Keller Feuerwehr kann aufgerüstet werden. Vom VG-Rat gibt's grünes Licht für den Kauf eines 240 000 Euro teuren Löschfahrzeugs.TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Der Fuhrpark der Keller Feuerwehr kann aufgerüstet werden. Vom VG-Rat gibt's grünes Licht für den Kauf eines 240 000 Euro teuren Löschfahrzeugs.TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Würden Neu- und Ersatzbeschaffungen im Fuhrpark umgesetzt, wie es die Mainzer Einteilung vorsieht, müssten bis 2015 Ausgaben von 640 000 Euro getätigt werden. Der Eigenanteil der VG läge bei 394 000 Euro. Es hätte unter anderem aber zur Folge, dass in Schillingen nur noch ein mittleres Löschfahrzeug (MLF) angeschafft werden könnte und diese Wehr nicht mehr mit dem speziell für die technische Hilfe ausgerüsteten Hilfeleistungslöschgruppen-Fahrzeug (HLF) ausgestattet wäre. Nicht zuletzt deshalb sind nach Auffassung des Wehrleiters Gesamt-Investitionen von 840 000 Euro nötig. Davon müsste die VG 527 000 Euro schultern. Sprich: "Unser Vorschlag ist für die VG 133 000 Euro teurer als der des Ministers", so Merten.Gleichwohl folgte der Rat den Vorstellungen der Experten vor Ort einstimmig. "Wir tragen das mit. Das ist uns die Sicherheit der Bürger wert", betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Marx. SPD-Sprecher Manfred Rommelfanger sprach von "gut angelegtem Geld". Erwin Rommelfanger, FWG-Chef und früher selbst Wehrleiter, freute sich über den "klaren Vertrauensbeweis für unsere Feuerwehr". Bürgermeister Werner Angsten (CDU) sprach sogar von einer "Sternstunde der kommunalen Selbstverwaltung. Wir haben ein Ministerschreiben ernsthaft geprüft und sind beim Vergleich mit den Verhältnissen hier in der VG Kell zu eigenen Ergebnissen gekommen". extra: Feuerwehrwesen in der VG: In der Verbandsgemeinde Kell am See gibt es 13 freiwillige Feuerwehren, in denen aktuell 319 Brandschützer aktiv sind. Das Feuerwehrwesen in der VG ruht auf drei "Oberzentren" mit einer klaren Aufgabenverteilung. Die Feuerwehr Kell am See ist spezialisiert auf die Brandbekämpfung. Die Schillinger Wehr ist bei der technischen Hilfe gefragt. Sie wird bei Unfällen mit Eingeklemmten gerufen, sie beseitigt Unwetterschäden oder wird alarmiert, wenn etwa durch ausgelaufenes Öl Gefahr für die Umwelt besteht. Zerf übernimmt als Schwerpunkt-Standort für den westlichen Teil der VG sowohl den Brandschutz als auch die technische Hilfe. Die neun kleineren Wehren sorgen dafür, dass sie im Fall der Fälle innerhalb von acht Minuten am Einsatzort sind und den sogenannten "Erstangriff" vornehmen können. Außerdem leisten sie den anderen Wehren Hilfe. Eine ganz zentrale Rolle spielt die Feuerwehr übrigens in Heddert. Von gerade einmal 274 Einwohnern sind 36 bei der Feuerwehr aktiv. Nach Kell ist Heddert somit zusammen mit Zerf personell die zweitstärkste Wehr.

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