Feuertaufe mit Marmelade und Schuhcreme

GUSENBURG. (kat) Das Zelter-Leben hat seinen Preis: Petrus ließ es heftig krachen und verpasste dem Feuerwehrnachwuchs eine Lektion in Sachen Campen. Spielte das Wetter mit, sorgte ein vielfältiges Programm für gute Laune unter den 140 Jugendlichen.

Dunkle Wolken ziehen auf. Sie verheißen nichts Gutes. Das Lagerfeuer flackert, während die Jugendlichen ihre Zelte sichern. Um 15 Uhr hat Toni Bonerz, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Hermeskeil und einer der 20 Betreuer, die erste Unwetterwarnung über Funk erhalten. Seitdem steht er in ständigem Kontakt mit der Leitstelle. Niemand ist in Panik. Alles ist bestens vorbereitet. Falls es brenzlig werden sollte, treffen sich alle im großen Essenszelt und werden im Extremfall mit Autos evakuiert.Jugendliche aus polnischer Partnerstadt machen mit

Während erste Donner krachen und der Regen auf das Dach des Vereinshauses der Gusenburger Natur- und Anglerfreunde (NAF) prasselt, lassen Marc Düpre (15 Jahre alt) und Michael Backes (14) den Tag Revue passieren. Die Wanderrallye rund um Gusenburg am Vormittag war "cool". Marc berichtet stolz von den fünf Rotaugen, die nach dem Angler-Schnellkursus chancenlos waren. Kräfte und Geschicklichkeit konnten die Jungen und Mädchen während der Lager-Olympiade messen. Damit der Feuerwehrnachwuchs an fünf Tagen und Nächten Lagerromantik und Zelter-Leben kennen lernen konnte, waren monatelange Vorbereitungen notwendig gewesen. "Gespräche mit den neun teilnehmenden Wehren mussten geführt und Zeltplätze angesehen werden", so Achim Kiemen, Wehrführer in Gusenburg. Die Gast-Jugendfeuerwehr aus Wackernheim und zwei Gruppen aus Hermeskeils polnischer Partnerstadt Hel wurden eingeladen - und sie kamen. Während er von den Vorbereitungen erzählt, spitzt sich die Situation draußen zu. "Es regnet Bindfäden", und die Flammen des von VG-Bürgermeister Michael Hülpes während der Eröffnungsfeier entzündeten Lagerfeuers kämpfen ums Überleben. "Das Lagerfeuer ist vor allem in der Nacht Anlaufpunkt für diejenigen, die nicht schlafen können oder noch quatschen wollen", sagt Marco Hares, Feuerwehrmann aus Gusenburg und Schriftführer der Lagerleitung. Nach Donner und Blitzen bangt René Hares (9) um das beliebte Ritual, das am Abend stattfinden soll: Die neuen Jugendwarte müssen ihre Feuertaufe bestehen. Eine Kostprobe haben sie schon am Morgen erhalten. "Sie wurden gefesselt und mit Marmelade und Schuhcreme von oben bis unten eingeschmiert", sagt René. "Das hat mir gefallen", sagt er schadenfroh. Im letzten Jahr mussten die "Neuen" in den Ort laufen und sich einen Pfannkuchen backen lassen. "Uns wird noch eine Gemeinheit einfallen", sagt Marco Hares mit einem breiten Grinsen.Betreuer legen großen Wert auf die "elf Gebote"

Die Chancen, dass der so genannte "Lagerzirkus" doch noch stattfinden kann, stehen nach ein paar Stunden gut. "Glück gehabt", sagt Toni Bonerz, der gerne seine Zeit opfert, um den jungen Leuten "die Erfahrung von Gemeinschaft" zu ermöglichen. Gut funktioniert das alle zwei Jahre stattfindende Zeltlager, weil die Betreuer großen Wert auf die Einhaltung der "elf Gebote", der Lagerordnung, legen. Nach den Wetterkapriolen hoffen die Zelter, dass Petrus es in den nächsten Tagen gut meint. Workshops, eine Lagerolympiade, ein Rockkonzert mit "Wilma & the Waterbirds" und eine große Abschlussfeier stehen noch aus, bevor die Jugendlichen ihre Zelte wieder abbauen.

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