Flower Power contra Saal-Statik

KELL AM SEE. Unvergleichlich die Stimmung, hervorragend die Vorträge und proppenvoll der Saal im Gasthaus Lauer - beste Voraussetzungen für das Endlosprogramm der Herrensitzung, das in seiner Fülle alle bisherigen Sitzungen seiner Art übertraf.

Das Motto der Keller Fasenacht war auch das Motto der Herrensitzung: Flower Power der 70er- Jahre mit "Love and Peace" und einem "TriumVierRat" in Form der legendären Beatles unter dem Vorsitz von Reinhard "John Lennon" Lorenz, eingebettet in ein "Yellow Submarine". Rund 250 gestandene Mannsbilder hatten sich auf die fünfstündige Sitzung eingestellt und stellten mitunter die Statik des Saals in Frage.Durch den Kakao gezogen

Von Frauenfeindlichkeit keine Spur. Überwiegend war es der Mann, der von seiner eigenen Spezies gehörig durch den Kakao gezogen wurde. Dass die "Frau an sich" meist die Ursache dafür war, wurde allerdings deutlich. Markus Lehnen referierte unter großem Beifall und Gelächter über seine Arbeit als Schornsteinfeger und der Bereitwilligkeit der Frauen, ihm die Türen zu öffnen. Von seiner sicheren Taktik, einen Ehekrach nach später Heimkehr aus dem Wirtshaus zu entgehen, erzählte "Hippie" Norbert Stüber. Verbesserungsvorschläge für die Predigt des örtlichen Pastors hatte er allemal auf Lager. Wie man Pferde zum Lachen oder Weinen bringen kann, gab Reiner Lauer unter dem Gejohle der stimmungsgeladenen Männerschar zum Besten. Zum ersten Mal Karnevalsprinz und zum ersten Mal in der Bütt der Herrensitzung war "Axel I. von der Flonterbach". Mit Gesangstexten zwischen seiner stimmungsvollen Rede sorgte er für trockene Kehlen. Die nämlich mussten hiernach gut geölt werden, denn was das "Callida-Sextett" gesanglich auf die Beine brachte, war hervorragend und riss die gesamte Männermeute mit. Von "Colonia bis Callida" war das Motto, dem alle so lautstark singend folgten, dass der Saal erzitterte. Auch Gäste aus Nachbarorten hatten sich zur Sitzung eingefunden und bereicherten sie mit ihren Vorträgen. "Hühnchen" aus Mandern und "Pein" aus Waldweiler, zwei alte Faschingshasen spielten "mit zwölf Fingern auf einem Klavier". Bekannt für seine deftigen Witze und den treffenden Humor ist "Krippchen" Backes aus Lampaden. Von Baldringen bis Zerf hatte er für alle 13 Ortschaften der Verbandsgemeinde Kell am See jeweils eine Zote parat, und auch der Verbands- und die Ortsbürgermeister bekamen ihr Fett ab.Deftiges vom "Krippchen"

Über die Wirkung von Hülsenfrüchten referierte Hans Bergner, bevor das Männerballett die Stimmung noch einmal hochtrieb. Schwer hatten es allerdings die letzten Redner Klaus Marx und Karl-Heinz Willger. Die Stimmung im Saal war nach fünf Stunden schwülstiger Lektüre und stimmungsgeladener Animateure so angestiegen, dass kaum mehr Platz für akustische Verständigung vorhanden war. Ein gutes Zeichen, denn alle Akteure hatten alles aus sich herausgenommen und hinterließen eine dankbare Männergesellschaft, die noch lange in trinkfreudiger Runde beisammenblieb.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort