Flucht über die Rampe

Lampaden · Marode Ortsstraßen, ein Bürgerhaus ohne zweiten Fluchtweg und wenig Geld in der Kasse - diese Randbedingungen bestimmen den Doppelhaushalt von Lampaden für die Jahre 2015 und 2016. Auf der Einnahmeseite gibt es ein leichtes Plus. Doch das 561-Einwohner-Dorf ist noch lange nicht über den Berg.

Flucht über die Rampe
Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Lampaden. Wenn es keinen zweiten Fluchtweg aus dem Obergeschoss des Lampadener Bürgerhauses gibt, dürfen sich dort höchstens zwölf Menschen aufhalten. So steht es in den Baugesetzen (Der TV berichtete mehrfach). Architekt Paul Schuh aus Gusterath hat dem Ortsgemeinderat in seiner Haushaltssitzung vier Varianten vorgestellt, wie das geändert werden könnte.
Fluchttreppen an der Vorder- oder Seitenfront sind nicht nur unästhetisch, sondern auch teurer als die Möglichkeit, direkt aus dem zweiten Stock über einen Steg auf den Hang hinters Haus zu gelangen. "Das kostet 28 869 Euro", nennt der Planer einen exakten Betrag.
Der besondere Charme dieser Lösung liegt jedoch darin, gleichzeitig einen barrierefreien Zugang zu schaffen. "Dann ist nicht nur die Flucht im Brandfall gewährleistet, sondern auch der Zugang durch Ältere und Gehbehinderte", sagt Ortsbürgermeister Martin Marx. Bei neun Ja-Stimmen und vier Enthaltungen wurde Architekt Schuh beauftragt, die entsprechenden Kosten zu ermitteln. "Sicherlich ist da auch noch Eigenleistung möglich", findet der Ortschef.
Eine vom Planer aus ästhetischen Gründen favorisierte Erweiterung des Bürgerhauses um einen Anbau, der den Gemeindesaal um 88 Quadratmeter vergrößert hätte, wurde aus Kostengründen (170 400 Euro) verworfen.
Schnelles Sanierungsverfahren


Ebenfalls dringlich ist die Sanierung maroder Dorfstraßen. Martin Ruschke von der Hanauer Firma Kutter stellte dem Rat das DSK-Verfahren vor. Dabei werden zwei dünne Schichten auf die Fahrbahn aufgebracht, die nach wenigen Stunden wieder befahrbar ist. "Das kostet etwa ein Viertel eines Vollausbaus", erklärt er. Das hören die Ratsmitglieder gern.
Für DSK gibt es zwei Jahre Gewährleistung, es hält in der Regel rund zehn Jahre, kann aber nichts gegen tiefe Risse in der Straße ausrichten. "Was ist mit den Kanälen, sind die noch gut?", will Klaus-Jürgen Lambert von der CDU wissen. Der Rat verständigt sich darauf, erst einmal bei den Verbandsgemeindewerken anzufragen, ob nicht doch besser Wasser- und Abwasserkanäle gemeinsam mit den Straßen ausgebaut werden sollten.
"Mit steigenden Steuereinnahmen ist Lampaden wieder auf einem guten Weg", stellt der oberste Kassenwart der Verbandsgemeinde Kell, Raimund Kramp, fest. "Die Kommunalaufsicht verpflichtet defizitäre Gemeinden jedoch zur Sparsamkeit und will wissen, wo man einsparen kann und die Einnahmen verbessern will", sagt Verbandsgemeindebürgermeister Martin Alten. Der Doppelhaushalt für die Jahre 2015 und 2016 sei ja ein Entwurf. Niemand könne heute sagen, ob das alles so kommt, wie es da drin steht.
Der Haushalt wurde mit acht Ja-, vier Neinstimmen und der Enthaltung des Ortsbürgermeisters angenommen.
Extra

 Der Rat favorisiert eine Rampe über das Feuerwehrgebäude hinweg ins Freie. Architekt Paul Schuh soll sie barrierefrei gestalten. TV-Repro: Herbert Thormeyer

Der Rat favorisiert eine Rampe über das Feuerwehrgebäude hinweg ins Freie. Architekt Paul Schuh soll sie barrierefrei gestalten. TV-Repro: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"

Für 2015 stehen Investitionen in Höhe von 117 500 Euro im Haushalt. Die größten Beträge sind die Anbindung des Ruwer-Hochwald-Radweges an den Ort für 25 000 Euro und die Sanierung des Bürgerhauses für 80 000 Euro. Ein Kreditbedarf von 109 200 Euro wäre dafür nötig. Sollte im nächsten Jahr die Kapellenstraße ausgebaut werden, kostet das 150 000 Euro. Allerdings tragen die Anlieger 97 000 Euro der Kosten. Eine ähnliche Situation entsteht, wenn ein Bürgersteig entlang der K 45 in Obersehr für 140 000 Euro angelegt wird. Hier wären bei den Anliegern 118 000 Euro fällig. Ein Fuß- und Radweg Friedhof-Niedersehr würde 50 000 Euro kosten. Für 2016 steht ein Kreditbedarf von 151 500 Euro im Haushalt. doth

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