Forstmann mit Leib und Seele

WALDWEILER. "Schon als Jugendlicher hatte ich den Traum, als Forstbeamter ein eigenes Revier zu betreuen." Harald Hörle hat sein Ziel erreicht. Seit 25 Jahren betreut der 55-Jährige das Forstrevier "Klink" - eine Position mit hoher Verantwortung und enormen Belastungen. Hörle musste mit den Folgen des Orkans "Wiebke" und der Schweinepest fertig werden.

1836 wurde sie in deutschem Einheitsstil errichtet und 1904 durch eine Gaststätte ergänzt - die "Klink" bei Waldweiler gehört zu den gefragtesten Besucherzielen der Verbandsgemeinde Kell am See. Für Forstamtsrat Harald Hörle ist die "Klink" die Erfüllung eines Traums: "Mitten im Wald eine große Wiese, ein Bach und als Zentrum das Forsthaus. Genau so habe ich es mir immer gewünscht", sagt der erfahrene Revierleiter heute.1978 übernahm Hörle die "Klink"

1978 kam er nach vierjähriger Dienstzeit in Malborn ins Forstrevier "Klink". Hörle, heute 55 Jahre alt und mit Leib und Seele Forstmann, war damals 30 Jahre alt. "Ohne das Einverständnis zur Weiterführung der traditionellen Gastronomie auf der Klink wäre mir der Dienst hier nicht genehmigt worden", erzählt er im Gespräch mit dem TV . Also übernahm Ehefrau Brigitte die Gaststätte, die auch heute noch unverändert zentraler Treffpunkt von Jägern, Forstleuten, Waldbesitzern und am grünen Bereich generell Interessierten ist.25 Jahre "auf der Klink", 40 Jahre Forstbeamter - der Revierleiter kann ein Doppeljubiläum feiern. Gelegenheit für einen Rückblick. Hier muss Harald Hörle nicht lange überlegen. "Die größte Herausforderung in meinem Revier und das herausragende Ereignis in meiner Laufbahn als Forstbeamter war der mächtige Orkan Wiebke im Februar 1990", sagt er. "Mein Revier hatte es hart getroffen. Nach dem Sturm lagen 40 000 Festmeter Holz auf der Erde."Schnell musste eine Infrastruktur aufgebaut werden, um das Holz in einem Nasslager zu konservieren und anschließend zu vermarkten. "Wir hatten die Unterstützung eines Unternehmens, dass sich zum Holzrücken einen Spezialbagger mit Krallenzange anschaffte. Das hat uns sehr geholfen."Zu den Ereignissen, die Hörle niemals vergessen wird, gehört auch eine sehr traurige Geschichte. "1980 war ich mit meinem Kollegen Walter Stephany im Wald unterwegs. Wir trennten uns und vereinbarten einen späteren Treffpunkt." An diesem ist Stephany nie erschienen. Hörle: "Natürlich machte ich mich nach einer gewissen Zeit auf die Suche." Hörle fand Walter Stephany. Der damals 47-Jährige war im Wald an einem Herzinfarkt gestorben. "Eine sehr schlimme Geschichte, denn wir waren nicht nur Kollegen, sondern auch gute Freunde."Der Tourismus gehört zu den zentralen Themen auf der "Klink". "Viele Besucher zieht es insbesondere im Sommer wegen der schönen Wanderwege und der gesunden Luft hierher", erläutert Hörle. "Der Besucher kann Wildbeobachtungen machen, wobei wir als Forstdienststelle Unterstützung gewähren." Die Errichtung einer Besucherkanzel ist geplant."Wir befinden uns hier im Rotwild-Kerngebiet", erklärt Hörle im Gespräch mit dem TV . "Jährlich schießen wir zwischen 500 und 650 Rotwild auf 30 000 Hektar. Im Revier Klink sind dies etwa 25 im Jahr." Obwohl der Schwarzwildbestand extrem gewachsen sei, zeigt der Forstamtsleiter kein Verständnis für falsches Jagen. "Nicht selten wird die Leitbache gejagt, und die Ordnung innerhalb der Rotte ist dahin. Natürlich darf man auch Bachen schießen, aber keine, die zu dieser Zeit Frischlinge haben."Die Ausbreitung des Schwarzwilds ist nach Ansicht von Hörle ein hausgemachtes Problem. "Als ich 1978 hierher kam, gab es kaum Wildschweine. Dann begannen die Maisanpflanzungen, ein Schlaraffenland für Schwarzwild."Probleme mit dem Schweine-Tourismus

Eine eigene Meinung hat Hörle auch zum Thema Schweinepest. "Wenn die Pest im Bestand drin ist, wird sie von den Wildschweinen weiter gegeben. Aber wo kommt sie denn ursprünglich her? Ich glaube, dass der Schweine-Tourismus die zentrale Ursache ist. Die Viren wurden aus anderen Bundesländern hierher gebracht."Dazu kommen äußerst unorthodoxe Methoden der Abfallbeseitigung. "Sehr oft habe ich schon Schlachtabfälle im Wald vorgefunden, sogar tote Ferkel. Da liegt es doch auf der Hand, dass eine Übertragung stattfindet."Weil der Lebensraum des Rotwildes im Hochwald und darüber hinaus immer enger wird, sei derzeit ein in der Bundesrepublik einmaliges Projekt angelaufen: das "Lebensraum-Modell-Projekt Rotwild". "Im Rahmen dieses Projekts suchen wir nach Strategien, mit denen wir die Arterhaltung des Rotwilds gewährleisten können."

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