Franziskus macht dicht

HERMESKEIL. Die Marienhaus GmbH feiert 100-jähriges Bestehen - und macht den ihr gehörenden Pflegedienst "Franziskus ambulant" in Hermeskeil dicht. Einige Hermeskeiler sind empört.

Die Marienhaus GmbH wird dieser Tage 100 Jahre alt (derTV berichtete). Die von Waldbreitbacher Franziskanerinnengegründete sozial-caritative Gesellschaft hat sich zum größtenkirchlichen Träger von Kranken- und Sozialeinrichtungen inDeutschland entwickelt. 11 000 Mitarbeiter stehen in Diensten derMarienhaus GmbH. Eine Erfolgsgeschichte. In Hermeskeil jedoch kam bei einigen älteren Menschen dieser Tage keine so rechte Feierlaune auf. Denn der Pflegedienst "Franziskus ambulant" kündigte seinen gut 40 Kunden an, er werde ab dem 30. Juni seine Dienste einstellen.

"Keine ausreichende Perspektive"

"Franziskus ambulant" ist eine 1999 gegründete, hundertprozentige Tochter des zur Marienhaus GmbH gehörenden St.- Joseph-Krankenhauses. Zwölf Mitarbeiter sind bei "Franziskus ambulant" beschäftigt. "Wirtschaftliche Gründe" machten die Schließung notwendig, sagt Heribert Frieling, Leiter der Unternehmenskommunikation der Marienhaus GmbH aus Waldbreitbach.

Man sehe keine ausreichende Perspektive für den Dienst. Der Pflegedienst im ländlichen Raum sei vor allem aufgrund der langen Fahrtwege "sehr kostenintensiv". Auch die anderen ambulanten Pflegedienste der Marienhaus GmbH in Neuwied und Neustadt an der Weinstraße hätten - wie viele Pflegedienste - erhebliche Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen. Aber an diesen beiden Standorten sei man etwas "städtischer organisiert". Den Mitarbeitern von "Franziskus ambulant" werde angeboten, im Krankenhaus zu arbeiten oder zur Sozialstation des Deutschen Roten Kreuzes zu wechseln. Niemand verliere durch die Schließung den Job. Natürlich könne sich jeder Kunde einen neuen Pflegedienst suchen, sagt Heribert Frieling. "Wir hätten aber auch nichts dagegen, wenn die Aufgabe von unserem Kooperationspartner DRK übernommen würde."

Empörung und Unverständnis

Besonders gut an kommt die Schließung des Pflegedienstes in Hermeskeil nicht. Edmund Roth, der sich um mehrere ältere Menschen kümmert, ist regelrecht empört. "Das ist ein Unding, dass das so kurzfristig kommt", sagt der 69-Jährige. Eine von ihm betreute 90-jährige Frau habe Tränen vergossen und leide fürchterlich unter der bevorstehenden Trennung von den vertrauten Mitarbeitern des Pflegedienstes.

"Alte Menschen werden wie eine Ware behandelt", sagt Roth. "Aber man kann Menschen nicht einfach so hin- und herschieben." Für die "wirtschaftlichen Gründe" hat er kein Verständnis: "Gerade eine christliche Institution sollte mehr als nur Geldquellen im Kopf haben."

Roth vermutet gar politischen Druck hinter der Schließung. Das DRK solle gestärkt werden, indem der Sozialstation Kunden zugeschustert würden, vermutet der Hermeskeiler. Verhindert werden kann die Schließung des Dienstes nicht mehr, das weiß auch Edmund Roth. Wenigstens seinem Ärger will er trotzdem noch Luft machen, und zwar mit einem Beschwerde-Brief an die Ordensschwestern. Mehrere Angehörige hätten schon angekündigt, ebenfalls zu unterschreiben.

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