Freie Fahrt nach langer Vorgeschichte

Wo einst die Dampflok schnaufte, pusten jetzt Radfahrer ihre Luft aus den Lungen. Doch es war für die Anrainer-Kommunen ein langer Atem nötig, bis aus der Idee, die ehemalige Eisenbahnstrecke zwischen Hermeskeil und Trier zum 50 Kilometer langen Ruwer-Hochwald-Radweg zu machen, Wirklichkeit wurde und am 9. Mai seine offizielle Einweihung zu feiern.

Hermeskeil/Waldrach. "Nach vielen Jahren am Ziel", so titelte der Trierische Volksfreund im Dezember 2003 über den Ruwer-Hochwald-Radweg (RHR). Dabei war damals vom Beginn der Bauarbeiten auf der ehemaligen Trasse der Hochwaldbahn zwischen Hermeskeil und Trier-Ruwer noch gar nicht die Rede.

Für das 10,5 Millionen Euro-Projekt der Ausbaugemeinschaft, bestehend aus dem Kreis Trier-Saarburg, den Städten Trier und Hermeskeil, den Verbandsgemeinden (VG) Kell am See und Ruwer sowie der Gemeinde Reinsfeld waren seinerzeit aber endlich die entscheidenden Weichen gestellt. Das Land würde das Vorhaben mit 80 Prozent bezuschussen, den Rest würde die Ausbaugemeinschaft mit unterschiedlich hohen Anteilen finanzieren.

Dass der TV Ende 2003 von einem "historischen Termin" sprach, bei dem das Signal für den Radwegbau endgültig auf Grün umsprang, lag aber vor allen Dingen an der Unterzeichnung eines Kaufvertrags zwischen den Anrainer-Kommunen und der Deutschen Bahn AG.

Letztere gab zum Preis von 705 000 Euro die fast 50 Kilometer lange Strecke ab. Im Gegenzug zahlte sie der Ausbaugemeinschaft 530 000 Euro dafür, dass diese die Unterhaltungspflichten an den Brückenbauwerken auf der Trasse übernahmen.

Streitpunkt: Wer trägt die Kosten?



Vorangegangen waren langwierige Verkaufsverhandlungen, die schon Ende der 1990er Jahre eingesetzt hatten, als die Bahn die Stilllegung der Strecke ankündigte und die Idee des Radwegbaus geboren wurde. Das war aber nicht das einzige Hindernis, dass sich dem Freizeit- und Tourismus-Projekt im Vorfeld in den Weg stellte. So wurde in den Kommunen - unter anderem in der VG Kell am See - politisch kontrovers darüber diskutiert, auf welche Schultern der jeweilige Eigenanteil der Kosten verteilt wird und ob auch Dörfer, die selbst nicht an der Trasse liegen, den Bau über die Umlage mitfinanzieren müssen. Auch über die Frage, welches Mitglied der Ausbaugemeinschaft wie viel zahlen muss, gab es Meinungsverschiedenheiten.

Letztendlich wurden diese Punkte aber geklärt, so dass im Herbst 2004 in Waldrach mit dem symbolischen Spatenstich der offizielle Beginn der Bauarbeiten erfolgte. Unter der Federführung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier wurde der RHR anschließend in vier Etappen und von beiden Seiten aus fertiggestellt. Auf den Teilstücken zwischen Trier und Waldrach beziehungsweise Hermeskeil und Reinsfeld haben Radfahrer, Inline-Skater und Spaziergänger seit Ende 2005 freie Fahrt.

Auf Abschnitt zwei zwischen Waldrach und Gusterath-Tal sowie Reinsfeld und Kell war dies im Herbst 2006 der Fall. Es folgten 2007 die Passagen zwischen Kell und Niederkell respektive Gusterath-Tal und Hinzenburger Mühle. Im Oktober 2008 gab es schließlich den Lückenschluss der Arbeiten im Bereich Zerf/Hentern.

Seitdem ist die Strecke auf der gesamten Länge asphaltiert und befahrbar, was tausende Radfahrer bereits "auf eigene Gefahr" getan haben. Denn streng genommen müssten sie sich für dieses Freizeitvergnügen bis zur offiziellen Einweihung und Verkehrsfreigabe des RHR am 9. Mai in Hentern gedulden.

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