Frischer Fisch und freche Sprüche

HERMESKEIL. Mitten im Hochwald ging es am Wochenende echt friesisch zu. Mit Aal und "Wattwurm"-Wurst machte der Hermeskeiler Gewerbeverband Appetit auf seinen ersten verkaufsoffenen Frühlings-Sonntag.

Wenn sich der Aal trotz bitterer Kälte schon mal "nackig" macht, dann hat das seinen Preis. "Von jedem der zugekuckt hat, bekomm ich jetzt drei Euro", foppte Marcus Feldhusen, alias "Aale Marcus", die potenzielle Kundschaft, die sich beim Hermeskeiler Friesenmarkt vor seinem Verkaufsstand drängte. An der Reeperbahn zahle der Kunde für derlei Dienste ganz andere Preise, führte der aus Hamburg stammende ehemalige Matrose der Menschentraube vor Augen. Mit derlei Verkaufsgeschick bringt der Räucherfisch-Experte erfahrungsgemäß selbst hartgesottenste Griesgrame zum Schmunzeln. Und das bei jeder Witterung, wie er am Samstagvormittag in Hermeskeils Fußgängerzone bei bitterer Kälte unter Beweis stellte.Trotz der marktfeindlichen Temperaturen bevölkerten aber bereits etliche Menschen den Rathausvorplatz, um auf unterhaltsame Art Käse, Nudeln oder Obst zu erwerben. Allerdings waren nicht alle zum Kaufen gekommen und schon gar nicht in der Absicht, Fisch und Mett en gros nach Hause zu schleppen. "Mir ist die Menge zu viel" begründete Therese Knippel ihre Kauf-Zurückhaltung. Wenn die Portionen einzeln zu haben wären, statt Aal für 15 Euro oder Tüten mit gemischtem Inhalt für 30 kaufen zu müssen, würde sie eher zugreifen. Aber interessant sei das lautstarke Spektakel schon, sagt die Gusenburgerin.Auch Horst Piter hatte mehr die besondere Markt-Atmosphäre, sprich "die Schreierei" gelockt. "Ich wollt das schon mal anhören, wenn die von der Küste kommen." "Für Hermeskeil ist das eine Attraktion", lobte auch Ludwin Loch die Idee des HGV, während er mit Töchterchen Alisha nach Wurst-Leckerereien Ausschau hielt. Auch Heike Ostermann genoss den etwas anderen Markttag: "Das ist doch mal was andres – eine schöne Atmosphäre." Germaine und Gerard Grewey hatte der pure Zufall zum friesischen Treiben geführt, von dem sie mit Mett und Salami heimkehrten. "So etwas kennen wir bei uns nicht", meinten die Besucher aus der Nähe von Straßburg. Heidi und Manfred Weicherding entschieden sich derweil für Wurst und Nudeln. Heute seien mal Lebensmittel dran, erzählten die Hermeskeiler, die ansonsten eher nach Blumen schauen. Womit sie nicht allein stehen, wie sich gleich nebenan zeigte. Großer Andrang beim "bekloppten Holländer"

Trotz des Andrangs hatte der Blumen-Händler aber alle Mühe, sein Grünzeug an den Kunden zu bringen. "Ich glaub, die wollen nur einen bekloppten Holländer bei der Arbeit zukucken", animierte er mit Schleuderpreisen zum Kauf oder vertröstete aufs kommende Jahr: "Für den Preis muss ich das erst noch klauen."Die Hermeskeiler Gewerbetreibenden mussten sich am Sonntag weniger stimmgewaltig ins Zeug legen, um ihre Kundschaft zum Einkaufen zu bewegen. "Die Stadt ist voll, die Geschäfte sind voll", vermeldete Claudia Fuchs, Sprecherin des Hermeskeiler Gewerbeverbandes, schon am frühen Nachmittag. Die Entscheidung, den verkaufsoffenen Sonntag der Stadtwoche in den Frühling vorzuverlegen, sei daher in jedem Fall die richtige gewesen.

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