Gastronomen fürchten Stillstand im Tourismus - Gebietsreform beunruhigt Akteure aus Kell

Kell am See · Ob Freibad, Touristinformation vor Ort oder Kooperationen bei Rad- und Wanderwegen - Tourismus-Akteure aus der VG Kell sehen bisherige Errungenschaften für den Hochwald durch die Kommunalreform gefährdet. Sie wollen sichergehen, dass in den bevorstehenden Fusionsgesprächen auf den Erhalt und weiteren Ausbau dieser wichtigen Strukturen gepocht wird.

Gastronomen fürchten Stillstand im Tourismus - Gebietsreform beunruhigt Akteure aus Kell
Foto: (h_hochw )

Kell am See. Der Hochwald hat sich eine eigene Identität als Tourismusregion erarbeitet. Das zeigt sich auch an steigenden Übernachtungszahlen. Einige Gastronomen aus der Verbandsgemeinde Kell am See sehen diese positive Entwicklung nun allerdings in Gefahr. Grund dafür ist die Kommunalreform.
Politiker der VG Kell wollen mit der VG Saarburg über die vom Land geforderte Fusion verhandeln (der TV berichtete mehrfach). Für den Tourismus ergäben sich Vorteile, sagte Bürgermeister Martin Alten bei einer Infoversammlung zur Reform am 26. Oktober in Mandern.

In Saarburg (Saar-Obermosel-Touristik) wie auch in Kell (Hochwald Ferienland) sei ein Verein aktiv. Zwar gebe es unterschiedliche Schwerpunkte - in Saarburg Kultur, Wein und Radfahren an Saar und Mosel, in Kell das Wandern und Radfahren im Hochwald. Aber dies biete auch die Chance auf Entwicklung für beide Seiten. Die starke Anlehnung an den Hunsrück "müsse auch so erhalten bleiben und weiter gefördert werden". Also läuft alles weiter wie bisher? Davon sind Michael Krämer, Inhaber des Hotels Zur Post in Kell, Liselotte Wegner, Leiterin des Landal Feriendorfs, Christof Maßem vom Gasthaus Maßem in Schillingen und Claudia de Ruiter vom Keller Hotel Typisch nicht überzeugt. Sie wollen sichergehen, dass ihre Anliegen in die Verhandlungen eingebracht werden. Wegner war als zweite Vorsitzende des Keller Tourismusvereins bei allen Arbeitsgruppen mit den Kollegen aus Saarburg, Hermeskeil und Ruwer dabei. Sie hatten wichtige Fakten zum Tourismus gesammelt und an den Bürgermeister, die Fraktionschefs und VG-Beigeordneten übergeben. "Ich dachte, wir sprechen noch mal über den Bericht", sagt Wegner. Aber es habe keinen Kontakt mehr gegeben, bevor die Empfehlung für Saarburg ausgesprochen wurde.Kommunal reform

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Foto: Axel Munsteiner
Gastronomen fürchten Stillstand im Tourismus - Gebietsreform beunruhigt Akteure aus Kell
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"Deshalb melden wir uns jetzt", sagt Michael Krämer. Für ihn habe es einen "faden Beigeschmack", dass man die erarbeiteten Fakten "unterm Tisch" halte. Was ihnen wichtig ist, wollen die Gastronomen nun öffentlich einfordern. Dazu zählt der Erhalt gewachsener Strukturen. "Wir brauchen weiter eine Touristinfo in Kell", sagt Christof Maßem.
Wichtig sei auch, dass der Verein Erholungsgebiet Hochwald mit der VG Hermeskeil und der VG Ruwer bestehen bleibe - mit der gemeinsamen Wanderkarte und dem hauptamtlichen Wegewart. "Wir kriegen sehr positives Feedback. Die Gäste loben die Beschilderung und die top gepflegten Wege", sagt Krämer.

Bestand haben müsse auch die gemeinsame Vermarktung des Ruwer-Hochwald-Radwegs, der Verbleib im Projekt Saar-Hunsrück-Steig und in der Hunsrück-Touristik, die Zusammenarbeit mit der Initiative Ebbes von hei. Über deren Plattform werden Lebensmittel und Dienstleistungen aus dem Hunsrück vermarktet. Wichtig sei auch der Erhalt des Keller Freibads und anderer Freizeitangebote in der Umgebung - nicht nur für Urlaubsgäste.

"Unsere Angebote nutzen auch viele Einheimische", sagt Landal-Chefin Wegner. Der Tourismus im Hochwald sei ein verlässlicher Arbeitgeber von der Größe eines mittelständischen Unternehmens, betont Christof Maßem. Die Marke Hochwald habe man gemeinsam aufgebaut - über neue Traumschleifen zum Saar-Hunsrück-Steig, die Rad- und Mountainbike-Routen, über Angebote wie die Kartoffeltage Saar-Hunsrück. "Diese Identität ist unser Kapital, auf das wir weiter bauen müssen." Liselotte Wegner befürchtet jedoch eine "Stagnation", weil sich derzeit alles um die Reform drehe.

Ein Beispiel dafür sei der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, sagt Hotelier Krämer. Sein Betrieb sei längst Partner des Parks, die VG Kell aber noch kein Mitglied des Vereins zur Entwicklung der Nationalparkregion. Wegner graut vor einer "Handlungsunfähigkeit, solange die neuen Strukturen aufgebaut werden". Sie könne nicht sagen, mit welcher VG es besser funktioniere. "Hermeskeil ist uns natürlich näher. Die Saarburger sind tolle Kollegen. Aber es dauert sicher eine Weile, bis sie wissen, wie sie auch den Hochwald vermarkten." Egal, mit wem verhandelt werde: "Wir wollen, dass unser Know how einbezogen wird."

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