Gefährlicher Windwurf

HOCHWALD. Ob Wiebke 1990, Lothar 2000 oder Kyrill 2007 – infolge des Windwurfs steigen die Unfall- und Todesopferzahlen bei der Waldarbeit an. Deshalb sehen sich die Land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft und die Forstämter veranlasst, Profis und Amateure noch mehr für die Risiken zu sensibilisieren.

Mitten im Kreis Birkenfeld, am Golfplatz bei Kirschweiler, sind 35 Privatwaldbesitzer versammelt. Sie besichtigen einen Harvester bei der Windwurfaufarbeitung und schauen sich an, wie die Motorsäge mit Seilwinden- und Kranunterstützung einzusetzen ist. Angesichts der infolge des Orkans "Kyrill" massiv angestiegenen Unfallzahlen luden die Land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, das Forstamt Birkenfeld und der Waldbauverein Birkenfeld zu dieser Informationsveranstaltung ein. "Beim Aufarbeiten von Sturmholz lauern schwer erkennbare Gefahren, die in der normalen Holzernte nicht auftreten", betont Wolfgang Schuh, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbands für Rheinland-Pfalz. "Daher gilt es, bei Windwurf nur Profis und vorneweg Maschinen in den Wald zu schicken." Trotz aller Sicherheitshinweise zeichnet sich ab, dass die Beseitigung der Folgen von "Kyrill" mehr Todesopfer fordert als die von "Wiebke", obwohl die Orkane von 1990 in Rheinland-Pfalz etwa das Siebenfache der aktuellen Windwurfmenge zerstörten, wie Schuh darlegt. "Am sichersten wird die Aufarbeitung der entwurzelten und abgebrochenen Bäume mit einem Harvester erledigt, weil damit die komplette maschinelle Aufarbeitung möglich ist", erklärt Wilhelm Kins, der Hauptgeschäftsführer der in Darmstadt ansässigen Berufsgenossenschaft. "Mit dieser Methode gelingt es, die Menschen weit gehend aus dem Gefahrenbereich herauszuhalten." Nicht von der Motorsäge, sondern vom Holz geht die größte Bedrohung aus, verdeutlicht Georg Graf von Plettenberg, der Geschäftsführer des Waldbauvereins Birkenfeld. Gezielt wählen die Organisatoren als Unternehmer, der den Harvester vorführt, Walter Kunz aus: Der Argenthaler wurde bei der Beseitigung der Sturmschäden 1990 von einer zurückschlagenden Baumwurzel begraben. Betroffener führt Maschine vor

Dabei erlitt der damals 48-Jährige eine Trümmerfraktur des rechten Schienbeinkopfs - die unvermeidliche Amputation machte ihn zum 50-prozentigen Invaliden. Im Cockpit der Maschine steht er seinen Mann und zeigt, wie effizient er mit seinem vielseitigen Gerät das Sturmholz erntet. Auch Privatleute und Heckengesellschaften gehen dazu über, Brennholz per Harvester aufzuarbeiten und an den Wegesrand zu bringen. Ist es im Einzelfall unumgänglich, auf die Motorsäge zurückzugreifen, so soll dies ausgebildeten Forstwirten überlassen bleiben. "Dann ist vorher ein Maschineneinsatz zwingend notwendig, um Flächenwürfe vor der manuellen Arbeit zu entzerren und damit gefährliche Spannungen zu beheben", wie Kins klarstellt. "Hierbei hat sich der Baggereinsatz besonders bewährt." Auch für gelernte Waldarbeiter bietet die Berufsgenossenschaft Unterweisungen an, um die richtigen und sicheren Schneide- und Sicherheitstechniken in Erinnerung zu rufen.

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