Gefahr auf waldreichen Strecken

HERMESKEIL. (ax) Die gravierende Zunahme an Wildunfällen verhagelt die Bilanz: 809 Verkehrsunfälle, das sind 80 mehr als im Vorjahr, haben sich 2003 im Bereich der Polizeiinspektion Hermeskeil ereignet. Doch die Statistik weist auch positive Tendenzen auf: So hat sich die Zahl der Toten von sieben auf vier verringert.

Der Blick auf die Unfallstatistik 2003 weckt bei Siegfried Agostini, dem Leiter der Polizeiinspektion (PI) Hermeskeil, ein zwiespältiges Gefühl. Als "eine erfreuliche Entwicklung" bewertet er die Tatsache, dass nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch im Hochwald die Zahl der Verkehrstoten weiter zurückgegangen ist. Vier Menschen verlieren bei Unfällen ihr Leben

Vier Menschen haben 2003 ihr Leben auf den Straßen der Region verloren - 2002 waren es noch sieben. "Bedauerlicherweise haben wir jedoch eine hohe Gesamt-Zahl an Unfällen und deutlich mehr Schwerverletzte als im Jahr 2002 zu verzeichnen", so Agostini. 48 Schwerverletzte hat die Polizei gezählt. Das bedeutet gegenüber 2002 (damals waren es 24) eine Verdopplung. "Ein Unfall wie der im Oktober zwischen Holzerath und Reinsfeld mit acht Schwerverletzten macht sich in dieser Statistik natürlich besonders bemerkbar", erläutert Bertram Höfle, zuständiger Verkehrssachbearbeiter bei der Polizei Hermeskeil. Die Zahl der Leichtverletzten ist gleichzeitig jedoch leicht gesunken - und zwar von 102 auf 90. Was Siegfried Agostini besonders bedauert: "Trotz intensiver Präventionsmaßnahmen und Kontrollen konnten wir nicht verhindern, dass die Zahl der Gesamt-Unfälle gestiegen ist." Waren es 2002 noch 729 Unfälle, so krachte es 2003 insgesamt 809 Mal. Die "Schuldigen" an dieser schlechten Bilanz hat die Polizei zwar schnell gefunden, sie kann aber nichts gegen sie unternehmen. "Wir haben 359 Wildunfälle gezählt", betont Höfle. Das sei im Vergleich zu 2002 eine Steigerung von 21,8 Prozent. "Wegen der warmen Witterung hat es nach Auskunft der Forstbehörden im vorigen Jahr eine besonders hohe Wild-Population gegeben", nennt Höfle den wichtigsten Grund für den gravierenden Anstieg. Eine besondere Gefahrenstelle ist dabei die B 407 zwischen den Eimündungen nach Schillingen und Waldweiler. Dort gab es auf einem zirka ein Kilometer langen Stück im Jahr 2003 insgesamt 17 Wildunfälle. Brennpunkte sind auch die B 52 im Bereich "Hohe Wurzel" und die L 148 bei Bescheid. Zwischen Kell und Schillingen krachte es neun Mal

Kann die Polizei zur Eindämmung von Wildunfällen nur an die Autofahrer appellieren, vor allem in den Morgen- und Abendstunden auf waldreichen Strecken besonders aufmerksam zu fahren, so konnten die Hermeskeiler Beamten durch Vorbeugemaßnahmen, beispielsweise regelmäßige Geschwindigkeitsmessungen, andere riskante Stellen auf den Straßen der Region entschärfen. "Waren es in der Vergangenheit mindestens drei oder vier, so haben wir mittlerweile nur noch eine aktive Unfallhäufungsstelle im Bezirk", sagt Höfle. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Doppelkurve auf der L 143 zwischen Kell und Schillingen, wo 2003 jeweils bei Nässe neun Autos von der Fahrbahn abkamen. Abgesehen von den Wildunfällen waren 2003 im Bereich der PI Hermeskeil Vorfahrtsverletzungen (48) die Haupt-Ursache für Kollisionen. Überhöhte Geschwindigkeit führte in 46 Fällen zum Crash, bei 17 Unfällen waren Alkohol oder Drogen im Spiel. Die Risikogruppe der jungen Fahrer zwischen 18 und 24 Jahre war im Hochwald im Jahr 2003 in 27 Unfälle verwickelt, es gab 16 Motorradunfälle und 17 Unfälle, bei denen Kinder entweder als Fußgänger, Radfahrer oder Mitfahrer im Auto beteiligt waren. Rückläufig ist die Zahl der Unfallflüchtigen. Gegenüber 111 im Jahr 2002 wurden im vorigen Jahr "nur" 91 Anzeigen erstattet. 38 Unfallflüchtige konnten dabei von den Beamten ermittelt werden. "In den meisten Fällen handelt es sich aber um Bagatellschäden auf Parkplätzen, bei denen es kaum verwertbare Spuren gab", begründet Höfle die verhältnismäßig niedrige Aufklärungsquote.

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