"Geh mal zu Gazer Nikla"

GEISFELD. Die geliebten Fußballballschuhe hat Alois Waschbüsch dem Tenorhorn zuliebe an den Nagel gehängt. Dem Musikverein Geisfeld indes hält er seit dessen Geburtsstunde vor 40 Jahren die Treue.

Wie die Jungfrau zum Kind kam Alois Waschbüsch zum Tenorhorn. "Geh mal zu Gazer Nikla, hol dir das Tenorhorn, und dann probierst du mal aus", umwarb Alfred Harig vor 40 Jahren seinen Schulkameraden. "Die haben Leute gesucht, damit der Musikverein Geisfeld spielfähig wurde", erinnert sich Waschbüsch an die Gründungszeit. Sonntagnachmittags fasste sich der bis dato leidenschaftliche Fußballspieler ein Herz und besorgte sich das Instrument, das der Besitzer aus Altersgründen nicht mehr spielen konnte. Die Tonleiter hat sich der damals 13-Jährige "ein bisschen beigebracht" und sich in der nächsten Musikprobe forsch in die Musiker eingereiht. "Ich habe mich schnell eingearbeitet. Da dachte niemand an Kreismusikschule und speziellen Unterricht. So war das damals", sagt der zweifache Familienvater. Fortan brauchte er morgens Puste, um Melodien zu spielen, und nachmittags, um dem runden Leder hinterher zu hechten. Manchmal mussten die Musikerkollegen bangen, ob Waschbüsch und einige andere "Fußball-Musik-Liebhaber" rechtzeitig zum Auftritt erscheinen würden. Geschafft haben sie es immer, allerdings meist unter enormem Zeitdruck. Einige Male haben sie während der Autofahrt verschwitzte Trikots gegen schnieke Anzüge getauscht, erinnert sich der 53-Jährige. Irgendwann sei das "Zwischen-zwei-Stühlen-Sitzen" zu strapaziös geworden, sagt er. "Mit dem Fußballspielen muss man irgendwann altersbedingt aufhören, Musik kann man machen, solange man Luft hat", sagt der Berufsschreiner. Also entschied er sich für das goldene Tenorhorn. Lampenfieber ist passé, der Spaß blieb

Während der vergangenen vier Jahrzehnte habe sich viel verändert. "Früher waren die Stücke mehr volkstümlich, heute spielen wir anspruchsvollere Musik", sagt Waschbüsch, der auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hermeskeil ist. In seiner Konzertmappe finden sich Noten von Märschen, aber auch der "Elton John Favorites" und des Musicals "Memory" von Andrew Loyed Webber. "Am 16. April geben wir ein Jubiläumskonzert", sagt Waschbüsch. Das erkläre den derzeit außergewöhnlich engen Probenplan. Lampenfieber hat der Routinier keines. Aber noch genauso viel Spaß wie zu Beginn der Vereinskarriere. Aus seinem Portemonnaie zieht er einen vergilbten Zeitungsartikel von vor 20 Jahren. "Das sind und waren alles gute Kameraden", sagt er und betrachtet lange das Foto.

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