Genug von man müsste und man könnte

Neuhütten/Muhl · Bei Dorfgesprächen in Neuhütten und Muhl haben Bürger über erste konkrete Projekte gesprochen, die sie bis Anfang 2018 umsetzen wollen. Danach soll es - mit möglichst vielen Bürgern - kontinuierlich weitergehen mit der Dorferneuerung.

 Dorfmoderatorin Beate Stoff (rechts) konnte zur Gesprächsrunde in Neuhütten rund 20 Interessierte begrüßen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Dorfmoderatorin Beate Stoff (rechts) konnte zur Gesprächsrunde in Neuhütten rund 20 Interessierte begrüßen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Neuhütten/Muhl. Der Anfang ist gemacht - und es lief gut an in den Ortsteilen Neuhütten und Muhl. Viele Bürger wurden inzwischen befragt. D darunter auch Ratsmitglieder und Vertreter aller aktiver, derzeit circa 15, Vereine. Gut 120 Bürger kamen nun zu ersten Terminen wie zwei Dorfrundgängen im Rahmen des zweiten formellen Dorfmoderationsverfahrens der Gemeinde (siehe Extra). Zwei Dorfgespräche, eines in Muhl mit 15 Bürgern - 20 Prozent von 65 - und eines in Neuhütten mit knapp 20 von circa 700 Bürgern, läuteten nun die nächste Runde ein. Und bei der geht es nicht nur darum, sich blicken zu lassen, appelliert Beate Stoff, die den Prozess fachkundig begleitet, an "engagierte "Kopf- und Handarbeiter". In einer Sonderbeilage der August-Dorfzeitung wies sie vielmehr darauf hin, dass es nun gelte, die "vielen gesammelten Ideen" der bisherigen "Man-Liste - man müsste, man sollte, man könnte" umzusetzen.Jugendliche wünschen Grillhütte



Herauskristallisiert als inhaltliche Schwerpunkte haben sich laut Stoff Projekte für Kinder und Jugendliche, der Komplex Naherholung, Tourismus, Nationalpark sowie die Weiterentwicklung des Bürgerbüros und Mach-Mit-Gemeinschaftsaktionen. So regten beispielsweise Jugendliche mehr Spielmöglichkeiten für das Straßendorf an, wobei sie sich als sehr kreativ erwiesen. Im Gegenzug erklärten sie sich bereit, selbst aktiv zu werden. Ihre ersten Ideen klingen vielversprechend und reichen von einem Graffiti-Workshop zur Verschönerung ihres kahlen Jugendraums über die Ausrichtung eines Sommerfestes bis zum Bau einer Grillhütte.
Entscheidend für den Erfolg der zweiten Dorfmoderation wird aber die aktive Beteiligung aller Altersgruppen sein. Ortsbürgermeister Peter Kretz schätzt, dass etwa 20 Bürger mit anpacken wollen. Er freut sich auf den "spannenden Prozess", in dem sie frühere Ansätze gemeinsam weiterentwickeln könnten. Allerdings sehe sich der Ort heute einer anderen Situation gegenüber.
Von den 82 Bürgern bei der Bürgerversammlung vor sechs Jahren seien inzwischen 25 verstorben oder schwerkrank. "Das merkt man auch bei Veranstaltungen im Dorf." So ist das Bürgerbüro inzwischen nicht mehr jeden Montag geöffnet, sondern nur noch den jeweils ersten Montag eines jeden Monats. Und das, obwohl diejenigen, die sich engagieren, ohnehin immer mehr übernehmen.

Diese Folgen des demografischen Wandels waren bei der ersten Dorfmoderation bereits absehbar, was sich unter anderem im Anstieg der 50- bis 65-Jährigen von 167 auf 212 in der kurzen Zeit bestätigt.
Das Interesse der Muhler Bürger sieht Bernd Schmitt, erster Ortsbeigeordneter, in direktem Zusammenhang mit dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Das Thema sei einfach ständig präsent: "Die Leute merken, da passiert jetzt einiges - und das wollen sie nicht verpassen." Dabei war gerade in Muhl, dessen Bürgern die Versorgung mit Brennholz aus dem eigenen Wald sehr wichtig ist, die Skepsis anfangs sehr groß.
Der nächste Termin, zu dem ausdrücklich alle Bürger eingeladen sind, ist am Montag, 24. Oktober, 19 Uhr, im Bürgerhaus Muhl.Extra

Dorfmoderation: Neuhütten machte den Anfang in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil, wozu der erste Platz im Kreiswettbewerb "Lebendige Dörfer" 2010 anspornte. Konkrete Ergebnisse des ersten Dorfmoderations- oder Dorferneuerungsprozesses in der VG sind die erste Dorfzeitung in der VG und das eigene Bürgerbüro. Seine Türen öffneten sich 2011. Inzwischen zog Geisfeld nach, wo eine weitere Dorfzeitung erscheint, und in Gusenburg und Züsch laufen weitere Moderationen (der TV berichtete). Die zweijährigen Verfahren zielen darauf ab, Bürger zu motivieren, eigene Ideen und Anregungen einzubringen und auch möglichst selbst mit anzupacken, um ihr Dorf zu verschönern oder attraktiver und lebendiger zu machen. An den Kosten von je 10 000 Euro beteiligt sich das Land mit 8000 Euro. urs

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