Glanzloser Sieg für Angsten

KELL AM SEE. Werner Angsten darf seine dritte Amtszeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kell am See antreten. Der 57-jährige CDU-Kandidat kam bei der gestrigen Urwahl auf 59,45 Prozent der Stimmen. Für seinen SPD-Kontrahenten Christian Kruchten votierten 40,55 Prozent.

Es ist schon fast 20 Uhr, das Handy von Werner Angsten hat in der zurückliegenden halben Stunde fast im Minutentakt geklingelt, doch dem CDU-Mann bleibt nichts anderes übrig, als die Anrufer zu vertrösten: "Wir sind noch nicht fertig", lautet die stereotype Auskunft des 57-Jährigen. Denn in der "Alten Mühle" in Kell am See ist das lange Warten auf das Ergebnis aus Niederzerf, den letzten von 15 Wahlbezirken, ausgebrochen. Auf eine Leinwand werden dort seit der Schließung der Wahllokale die Schnellmeldungen übertragen, die Kordula Backes telefonisch vom Rathaus erhält. Angsten ist bereits kurz vor 18 Uhr im Saal eingetroffen, der sich nach und nach füllt. Er gibt sich siegesbewusst, wirkt aber dennoch leicht angespannt. Exakt um 18.13 Uhr ist das erste Ergebnis da - im kleinsten Ort der VG, in Schömerich, sind die Stimmen ausgezählt. Dort fährt Angsten satte 67,6 Prozent ein. Doch dieses Votum kann kein Gradmesser sein - das ist allen Beteiligten klar. Vier Minuten später wird das Bild deutlicher. Schlag auf Schlag treffen die Ergebnisse aus Hentern, Baldringen und Mandern ein - und überall hat Angsten deutlich die Nase vorn. Auch Vierherrenborn fällt mit 69,2 Prozent klar an den CDU-Amtsinhaber, und in Paschel bekommt SPD-Herausforderer Christian Kruchten kein Bein auf den Boden: Dort stimmen nur 29 Prozent der Wähler für ihn. Der Trend ist also eindeutig, entschieden jedoch noch nichts. Denn noch fehlen die großen Orte wie Kell, Schillingen und Zerf, wobei die beiden Letzteren eher als SPD-Hochburgen gelten. Dann trifft das Ergebnis aus Schillingen ein, das ein Lichtblick für Kruchten ist, der sich inzwischen mit Freundin Mirjam in der "Alten Mühle" eingefunden hat. In seinem Heimatort schlägt der SPD-Mann Angsten mit 55 Prozent der Stimmen. Es wird für ihn an diesem Abend zwar auch noch zu einer knappen Mehrheit in Zerf (50,5 Prozent) reichen. Das sich abzeichnende Endergebnis bringen diese beiden Orte aber nicht mehr zum Kippen. Denn auch in Kell am See (63,3 Prozent), Waldweiler (55) und Greimerath (65,3) ist Angsten im Aufwind. An seinem Sieg lässt sich zu diesem Zeitpunkt zwar schon nicht mehr rütteln. Amtlich ist er jedoch erst nach der Hängepartie, mit der die Niederzerfer den Geduldsfaden aller Anwesenden strapazieren. Doch dann um 19.56 Uhr ist das Duell endgültig entschieden. Für Angsten haben 3194 Menschen oder 59,45 Prozent der Wähler gestimmt, für Kruchten 2179 (40,55 Prozent). Ein klarer Erfolg also für den Amtsinhaber, wenngleich er 1998 mit damals 62,8 Prozent überzeugender ausgefallen ist. Kruchten, der sich als fairer Verlierer zeigt und Angsten als einer der Ersten gratuliert, sieht deshalb keinen Anlass, den Kopf in den Sand zu stecken. "Es war schon im Vorfeld klar, dass es schwer wird. Ich denke aber, dass wir auf einem guten Weg sind und sehe das Ergebnis als Auftrag, dem Bürgermeister auch weiterhin auf die Finger zu gucken", sagt der 31-Jährige. Angsten hingegen sieht die Wahl als deutliches Zeichen, dass er von der "breiten Bevölkerungsmehrheit" in seiner Arbeit unterstützt wird. Sein Appell zum Schluss: "Ich hoffe, dass alle politischen Kräfte daran mitwirken, dass das positive Image unserer VG fortgeführt wird."

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