Härtefälle sind möglich

HERMESKEIL. Für die Soldaten der Hochwaldkaserne in Hermeskeil ist das Ende des Standorts ein Einschnitt voller Ungewissheit. Bataillonskommandeur Michael Nold erwartet für Feldwebeldienstgrade mittleren Alters die meisten Schwierigkeiten.

Peter Struck ist allgegenwärtig. Im Dienstzimmer von Oberstleutnant Michael Nold in der Hermeskeiler Hochwald-Kaserne hängt die Fotografie des Bundesverteidigungministers gleich neben der Fahne des Raketenartillerielehrbataillons 52. Allzu lange wird die Fahne diese Ecke nicht mehr zieren. Und "Schuld" daran ist der Verteidigungsminister, der Hermeskeil auf seine Liste der Standorte gesetzt hat, die dicht gemacht werden. Michael Nold, Bataillonskommandeur und Standortältester in Hermeskeil, bringt die Entscheidung seines obersten Dienstherren zunächst einmal nicht aus der Ruhe: "Es ist ja keineswegs so, dass wir morgen schon weg sein müssen. Es gibt noch keine Zeitschiene, und ich vermute, dass sich die Auflösung wenigstens über zwei Jahre erstrecken wird." Struck zollt der Kommandeur sogar Respekt: "So schade die Entscheidung gegen unseren Standort ist, so stilvoll war die Art und Weise, wie die Informationspolitik von Seiten des Verteidigungsministeriums betrieben wurde." Nold musste nicht erst am 2. November gegen 13.15 Uhr aus dem Radio erfahren, dass es Hermeskeil treffen würde, sondern war tags zuvor persönlich informiert worden. Für die Ängste der Geschäftsleute in Hermeskeil hat Nold volles Verständnis, aber den Kommandeur befremdet schon, dass nahezu ausschließlich die Probleme für die Zivilbevölkerung zum Thema gemacht werden, an die betroffenen Soldaten aber kaum jemand denke. Dabei gehört der Oberstleutnant keineswegs zu jenen, die aufgrund der Situation jammern. Nold differenziert klar und verdeutlicht, dass nur eine bestimmte Gruppe von Soldaten mit Schwierigkeiten durch die Standortschließung rechnen muss. Mannschaftsdienstgrade sowie Unteroffiziere und Stabsunteroffiziere betrifft das alles überhaupt nicht. Deren Dienstzeit bewegt sich etwa im Rahmen der Schließungs-Zeitschiene. Auch für Offiziere sieht Nold kein Problem. Das Berufsbild des Offiziers bringt es mit sich, dass er an verschiedenen Standorten eingesetzt wird. "Der Offizier, der nicht weiß, dass er sich permanent verändert, hat etwas falsch gemacht." Doch es gibt eine Gruppe, die dem Oberstleutnant Kopfzerbrechen bereitet. "Härtefälle kann es bei den Feldwebeldienstgraden zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr geben", fürchtet Nold. "Diese Leute kommen oft aus der Region, in der sie eingesetzt sind. Sie sind verwurzelt, haben Häuser und Familie. Denen, die dann nicht nach Kusel oder Idar-Oberstein versetzt werden, müssen wir eine Brücke bauen, und bei denen bin ich als Verantwortlicher gefordert." Doch auch hier bewahrt sich Nold seinen Realitätssinn: "Wenn einer dieser Feldwebeldienstgrade, weil es eben nicht anders geht, irgendwohin in die Republik muss, dann verstehe ich zwar die Betroffenheit. Doch auch diese Betroffenheit muss richtig eingeordnet werden: Egal, wo sie eingesetzt werden, am Ersten jeden Monats finden die Kameraden ihr Geld auf dem Konto." Zudem scheut sich der Oberstleutnant nicht, den Auftrag neu zu formulieren: "Dann bilden wir eben nicht mehr aus, dann ist halt eine saubere Auflösung des Standorts unser wichtigster Auftrag", sagt Nold. Peter Struck im Bilderrahmen wird diese Einstellung gefallen.

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