Halbzeit für Hülpes

HERMESKEIL. 2002 wurde er gewählt, 2010 endet seine Amtszeit. Damit ist in diesem Jahr Halbzeit für Michael Hülpes als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, der allerdings in vier Jahren die Wiederwahl anstrebt. Was hat der Rathaus-Chef bisher geleistet, und was sind seine wichtigsten Ziele für die Zukunft? Das wollte der TV im Interview vom CDU-Politiker wissen.

Herr Hülpes, was ist eigentlich schwieriger zu leiten: ein Verbandsgemeinderat oder eine Schulklasse?Hülpes: Es ist sicher anspruchsvoller, einen Rat zu leiten, in dem selbstständige und selbstbewusste Mitglieder sitzen, die sich und ihre Meinung positionieren wollen. Die Kunst des Jobs als Bürgermeister ist es ja, dass man die Vorgaben der Verwaltung mit den politischen Wünschen und Forderungen in Einklang bringen muss. Dafür muss man moderieren können, was mir, denke ich, bislang ganz gut gelungen ist. Bei Ihrem Amtsantritt 2002 haben Sie in einer Erklärung in zwölf Punkten Ihre Vision von der VG Hermeskeil im Jahr 2010 skizziert. Sind Sie dabei schon mehr als die Hälfte des Weges vorangekommen?Hülpes: Ich bin schon der Meinung, dass in der VG in den letzten Jahren eine sehr dynamische Entwicklung abgelaufen ist. Vor allem im Bereich regenerative Energien hat sich viel getan, zum Beispiel die Holzhackschnitzelanlage im Schulzentrum oder die Reinsfelder Biogasanlage. Viele unserer Dörfer haben sich nicht zuletzt wegen des hohen ehrenamtlichen Engagements der Bürger gut weiterentwickelt. Es hat mit der Neubebauung des Donatusplatzes in Hermeskeil geklappt, und auch im touristischen Bereich wurden - beispielsweise mit dem Radweg - neue Attraktionen geschaffen. Es gibt aber auch Baustellen. Man denke etwa an das gescheiterte Experiment mit der Stelle eines Wirtschaftsförderers für die VG.Hülpes: Sie haben Recht. Die Wirtschaftsförderung müssen wir optimieren. Bei diesem Thema gibt es noch einiges zu tun. Dabei kommt vor allem der Stadt eine Vorreiter-Funktion zu, und ich bin froh, dass jetzt mit der Einstellung einer Marketing-Assistentin ein neuer Ansatz gefunden wurde, damit Stadt und der Hermeskeiler Gewerbeverband ihr gemeinsames Potenzial bündeln. Was aber auch gesagt werden muss: Generell sind unsere wirtschaftlichen Daten günstig, vor allem, wenn man die sehr niedrige Arbeitslosenquote sieht. Was war das bislang schönste Erlebnis in Ihrer Amtszeit?Hülpes: Für mich war der größte Erfolg, als wir endlich den Spatenstich für das neue Einkaufszentrum am Donatusplatz machen konnten. Bei diesem Bauprojekt gab es schon sehr schwierige Verhandlungen mit dem Investor, an denen ich intensiv beteiligt und voll gefordert war. Und das Schlimmste?Hülpes: (überlegt länger): Ein sehr trauriger Tag war sicher, als wir im November 2004 den definitiven Schließungsbescheid für die Kaserne in der Hand hielten, für deren Fortbestand wir so lange und hart gekämpft hatten. Womit wir bei einem wichtigen Punkt sind. Für die Zukunft wird in den Augen der Bevölkerung die entscheidende Frage lauten: "Was wird aus der Kaserne?" Ist die Konversion auch für Sie die zentrale Herausforderung für den Rest Ihrer Amtszeit?Hülpes: Ja, ganz eindeutig. Das Ziel muss lauten, dass wir jetzt in der Konversionsproblematik die richtigen Weichenstellungen vornehmen. Ich weiß aber auch: Bis zum Ende meiner Dienstzeit brauche ich auch den kurzfristigen Erfolg, beispielsweise die Ansiedlung von Betrieben auf dem Kasernengelände oder deutliche Fortschritte bei der Stadtentwicklung in Hermeskeil. Spürbar wird das für die Bürger ja schon im nächsten Jahr mit der Freibad-Sanierung. Die viele nur als Trostpflaster für die Kasernenschließung empfinden.Hülpes: Das weiß ich. Auch wir drängen darauf, dass die Freibad-Sanierung nicht alles sein kann. Wir brauchen auch an der Kaserne und auf dem Übungsplatz einen richtigen Magneten für mehr touristische Attraktivität. Das Land fordert zuvor aber eine solide Planung. Ihre politischen Gegner werfen Ihnen allerdings vor, dass es mit der Konversion zu langsam vorangeht.Hülpes: Das muss ich entschieden zurückweisen. Nochmals: Wir müssen in soliden Schritten vorgehen. Das ist die Grundvoraussetzung für eine hohe Landesförderung von 75 Prozent für Konversionsmaßnahmen. Im Übrigen liegen wir gut in der Zeit. Bevor der letzte Soldat die Kaserne verlässt, liegt mit dem touristischen Gesamtkonzept eine wissenschaftlich fundierte Entwicklungsplanung vor. Danach können wir in Machbarkeitsstudien für einzelne Investoren-Angebote gehen und erste Projekte umsetzen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Sie weiterhin Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands sind. Verträgt sich das mit der Forderung an die Neutralität, die ein Bürgermeister bei seiner Amtsführung walten lassen sollte?Hülpes: Auch diesen Vorwurf weise ich zurück. Ich versuche, mein Amt im Interesse aller Bürger auszuüben und die Parteipolitik herauszuhalten. Im Übrigen: Wenn man so etwas von einem Bürgermeister erwarten würde, dann müssten viele Ministerpräsidenten den Landesvorsitz ihrer Partei abgeben, zum Beispiel auch Kurt Beck. Wenn Sie nur einen Wunsch für die Verbandsgemeinde Hermeskeil im Jahr 2010 hätten, wie würde der lauten?Hülpes: Dann würde ich mir wünschen, dass im Wohnbereich der Kaserne ein Dorfhotel entstanden ist, und es auf dem Übungsplatz einen See mit Wasserskianlage, ein großes Freizeitzentrum und ein Feriendorf gibt. Das Gespräch führte TV-Redakteur Axel Munsteiner.

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