Harter Schlag für Hentern

HENTERN. Dieser Rückzieher trifft die Henterner hart: Im Hochwaldort haben sich die Pläne für die Umwandlung der leer stehenden Scheune im Landgasthof Kopp in einen Bürgersaal zerschlagen. Weil ihr das finanzielle Risiko zu groß ist, will sich Marlene Kopp-Scherer, die Besitzerin des Gebäudes, nicht mehr an dem gemeinsamen Projekt mit der Gemeinde beteiligen.

Es hätte ein Bauvorhaben mit Modellcharakter werden sollen: Seit vielen Jahren wurde in der 410-Einwohner-Gemeinde Hentern darüber nachgedacht, wie die leer stehende Scheune des bekannten Restaurant-Betriebs Kopp in einen Bürgersaal umgebaut werden kann. Das Außergewöhnliche an dieser Idee war das, was neudeutsch als "public-private-partnership" bezeichnet wird. Denn die Ortsgemeinde und Marlene Kopp-Scherer als private Investorin wollten bei diesem rund 650 000 Euro teuren Bauprojekt gemeinsame Sache machen. Als auch das Land im Herbst 2004 seine Zustimmung zur Mit-Finanzierung gab und einen Zuschuss von 310 000 Euro bewilligte, schienen alle Weichen für den Umbau gestellt. In der jüngsten Sitzung des Henterner Gemeinderats gab es dann aber die ernüchternde Gewissheit: "Das Thema ist erledigt. Aus dem Bau des Bürgersaals wird leider nichts. Diese Position mussten wir notgedrungen aus unserem Investitionsprogramm streichen", sagt Ortsbürgermeister Bernhard Wagner dem TV. Grund für diese überraschende Entwicklung war eine Entscheidung von Kopp-Scherer, die sie "schweren Herzens" getroffen habe. Aber nachdem ihr zwei Steuerberater davon abgeraten hätten, werde sie ihre Beteiligung an dem Projekt zurückziehen. "Das finanzielle Risiko ist einfach zu groß", sagt Kopp-Scherer auf TV-Anfrage. Die Restaurant-Besitzerin hätte nämlich nicht nur einen Anteil von rund 145 000 Euro für den Umbau zahlen müssen. Vorgesehen war zudem, dass sie auch die Unterhaltungskosten des Bürgersaals voll trägt. Diese zusätzliche Belastung von schätzungsweise 10 000 bis 15 000 Euro jährlich könne sie aus ihrem Betrieb aber nicht erwirtschaften, begründet Kopp-Scherer ihren Entschluss. Für die Entwicklung der Gemeinde bedeutet dies einen schweren Rückschlag. "Das neue Bürgerhaus war unser zentrales Projekt für die nächsten Jahrzehnte", betont Wagner. Aus eigener Kraft sei die verschuldete Kommune aber nicht in der Lage, den Umbau zu schultern. "Das können und wollen wir nicht", so Wagner. Die Konsequenzen sind klar: Auch in absehbarer Zukunft wird es keine Möglichkeit für größere Veranstaltungen in Hentern geben, und mehreren Vereinen fehlt weiterhin ein Domizil im Dorf, so dass sie nach wie vor in die Nachbarorte ausweichen müssen. Denn, so Wagner: "Eine Alternative zu diesem Projekt haben wir nicht." Wert legt der Gemeindechef auf die Feststellung, dass er wegen des Rückziehers persönlich keinen Groll gegen Kopp-Scherer hegt. "Ich denke, dass diese Entscheidung auch im Rat so akzeptiert wird", fügt Wagner hinzu. Zwar sei es bedauerlich, dass letztlich alle Bemühungen und die mit diesem Projekt verbundene Vielzahl an Treffen und Gesprächen vergebens waren. Doch abgesehen von dem Zeitaufwand "sind der Gemeinde keine Kosten entstanden. Die gesamte Planung hat nämlich Frau Kopp-Scherer bezahlt", betont der Ortsbürgermeister.

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