Haus eröffnet, Geld für Sanierung erschöpft

Die Feier zur Eröffnung des Mehrgenerationenhauses in Hermeskeil ist erst wenige Tage her, da droht Dechant Clemens Grünebach mit der Schließung: Wenn sich kein Zuschussgeber für die Sanierung findet, könne die Einrichtung nur einige Jahre betrieben werden. Es fehlen knapp 235 000 Euro.

Hermeskeil. (urs) Laut haben die Sektkorken geknallt, als das Mehrgenerationenhaus Johanneshaus in der vorigen Woche offiziell seine Pforten öffnete. Nun - acht Tage später - herrscht Katerstimmung. Denn der Träger, die Katholische Kirchengemeinde Hermeskeil, und das Bistum Trier können die Kosten für die anstehenden Sanierungarbeiten nicht schultern. Nun sollen die Kommunen in die Bresche springen. Doch in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderats regte sich Widerstand. 480 000 Euro sollen die Arbeiten am Johanneshaus kosten. 246 000 Euro bringen das Bistum Trier und die Kirchengemeinde auf. Die restlichen 234 800 Euro soll die Kommune zahlen - so wünscht es die Pfarrei. Sie hat daher Zuschüsse bei der Stadt Hermeskeil (50 Prozent), der Verbandsgemeinde und dem Landkreis beantragt (je 25 Prozent). Benötigt werden die Gelder für die Sanierung der WC-Anlagen, der Bühne und des Bistros sowie der Flachdächer. Außerdem soll ein Treppenlift eingebaut werden, um den Zugang barrierefrei zu gestalten. Dechant Clemens Grünebach sprach in der Verbandsgemeinderatssitzung über die Bedeutung der Einrichtung für die VG: "Es ist ein offenes Haus für alle Menschen - nicht nur für Hermeskeiler, sondern für den gesamten Hochwald." Projekte wie eine Ehrenamtsbörse und das Lebenscafé sowie künftige Einrichtungen wie die Schuldnerberatung der Diakonie machten deutlich, dass über die Stadtgrenzen hinaus Menschen angesprochen werden. Außerdem könne das Johanneshaus verschiedene Institutionen vernetzen und eine Plattform für Kultur bieten. Die Einrichtung an sich erntete zwar reichlich Lob aus den Reihen des Rates - die Beteiligung an den Kosten aber in erster Linie Kritik. In der Planungsphase hieß es, dass sich die VG nicht an den Kosten beteiligen muss, sagte Ursula Stimmler (SPD). "Hat sich die Pfarrei vorher keine Gedanken über die Finanzierung gemacht?", fragte sie. CDU-Sprecher Engelbert Philipp ist einer der Ratsmitglieder, die befürchten, dass die Gewährung von Geldern für das Mehrgenerationenhaus Ortsgemeinden signalisieren könne, dass auch Bürgerhäuser unterstützt werden. "Wir haben schon Schwierigkeiten, mit dem Haushalt unsere Pflichtaufgaben zu erledigen. Hier geht es aber um eine nur freiwillige Aufgabe." Grünebach wandte ein: "Wir haben Angebote, die ein einzelnes Bürgerhaus nicht leisten kann." Außerdem müsse die Einrichtung VG-weit genutzt werden, um sich zu lohnen. Die Frage, ob die Kommunen das Johanneshaus künftig weiter mitfinanzieren müssen, verneinte der Dechant. "Danach halten wir Ruhe - zumindest, solange ich hier Pastor bin." Zwar zahlt der Bund für jedes Mehrgenerationenhaus jährlich einen Zuschuss von 40 000 Euro. Doch nach Auskunft Grünebachs kann dieses Geld nicht für die Sanierung genutzt werden. Und die Kirchengemeinde sei "blank". Bis zum 15. September fordert das Bistum eine Entscheidung der Kommunen. Paul Port (SPD) stellte die Frage in den Raum, warum das Thema nun plötzlich so brisant sei. Mit 14 gegen zehn Stimmen beschloss der Rat schließlich, die Abstimmung zu vertagen. Bis dahin soll auch geklärt werden, ob Mittel aus dem Investitionsstock für die Sanierung genutzt werden können. Grünebach verdeutlichte den Ernst der Lage: "Wenn jetzt nicht renoviert wird, müssen wir in einigen Jahren wieder schließen." Meinung Richtig kalt erwischt Die Verbandsgemeinde will das Mehrgenerationhaus. Doch die Rolle des Geldgebers möchte sie nicht ohne Weiteres übernehmen. Verständlicherweise. Denn von Anfang an hätte klar sein müssen, was saniert werden muss, welche Kosten entstehen, und wer sie übernimmt. In der Debatte um die Finanzen stehen sich zwei geschwächte Akteure gegenüber. Schließlich können weder Kirche noch Kommune aus dem Vollen schöpfen. Die Bürgerhäuser und das Johanneshaus geraten so in Konkurrenz zueinander. Schade. u.quickert@volksfreund.de

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