Heimatverbunden mit vielen Aufgaben

KELL AM SEE. (hm) "Meine Leidenschaft ist mein Garten", sagt Klothilde Grundhöfer. Doch im Gespräch mit der bekennenden Hausfrau ist weit mehr über ihre Interessen zu erfahren.

"Mein Kindheitswunsch war es, einmal Lehrerin zu werden", sagt die 67-jährige Mutter der Töchter Pia und Jeannette und Oma von vier Enkelinnen. Doch die Nachkriegszeit habe das nicht zugelassen. So habe sie im Selbstunterricht Schreibmaschine schreiben gelernt und dies in einem Maße, dass sie 23 Jahre lang an der Volkshochschule unterrichtet habe. "Das hat mir überaus viel Freude bereitet, denn ich habe mir das Schreiben angeeignet, ohne dass ich es je hätte verwenden müssen." Ehemann Otto, Fachlehrer für Maschinenschreiben, habe sie motiviert. Und das Angebot der Volkshochschule habe ihr Zugang zu vielen Menschen gebracht, wovon sie heute noch zehre. Eine bekennende Hausfrau ist Klothilde Grundhöfer nachweislich. Welch anderer Grund spräche für den Erwerb des Meisterbriefes in Hauswirtschaft, ohne diesen Beruf auszuüben? "Auch das habe ich nur für mich getan", ist die Antwort von Grundhöfer, die 1989 zu Zeiten von Pastor Gottfried Zils das Sekretariat des Pfarramts Kell am See übernahm. Anfangs seien es vier Stunden in der Woche gewesen, inzwischen sei die Stundenzahl auf sieben angestiegen. Relativ viel Arbeit falle dort an, beginnend mit der Führung der Kirchenbücher und dem Schreiben der Pfarrbriefe bis hin zur Sprechstunde, bei der sie wiederum Kontakt mit der Bevölkerung hat. "Ich mache das richtig gerne." Schmunzelnd erinnert sie sich zurück. "Ich war ein Großteil meines Lebens damit beschäftigt, familiäre Feierlichkeiten zu gestalten und zu organisieren." Da waren Goldene, Diamantene und Eiserne Hochzeit der Eltern, die Hochzeiten der Töchter Pia und Jeannette, vier Taufen und viele Geburtstage der Eltern. Mutter Luise wurde 91, Vater Josef 94 Jahre alt. Sieben Jahre lang hatte Tochter Klothilde die Pflege beider Elternteile übernommen. In ihrem Garten, einem weiteren Beschäftigungsfeld, fühlt sie sich sehr wohl. "Wir brauchen weder Gemüse, Kartoffeln noch Salat zu kaufen, mit Produkten aus unserem Garten versorge ich drei Familien. Und gut für die Gesundheit ist die Arbeit auch." Dass Klothilde Grundhöfer, die in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum im Kirchenchor feiert, mit ihrem Heimatort völlig verwachsen ist, beweist sie mit einem weiteren Hobby. Seit 1986 schreibt sie Mundartgedichte und ist bei vielen Gelegenheiten zum Vortragen derselben gefragt. "A Woen voll Hah", "Et es Zeit Rommeln ze sehen", "De Dräschmaschin kennt bei et Haus" oder "Wie mer a Meter Holz mäht", um nur wenige zu nennen, schreibt sie - von Hand - in ein dickes Buch. Ihr sei es wichtig, alte Gepflogenheiten und Brauchtum einerseits festzuhalten, andererseits dies mit ihrer eigenen Lyrik zu verbinden. Alles, was sie aufschreibt, hat sie auch erlebt. Eine Kostprobe: "An Dorf wie Kell is dat net scheen, fer eppes ähnliches zu sehn, moß Kilometer weit mer gehn, wenn no Kell richt, dä bleift klewen, baut sich en Haus fier a ganz Lewen." "Wir haben immer mit unseren Kindern Keller Platt gesprochen, darauf haben mein Mann und ich Wert gelegt. Heute fühle ich mich bestätigt, dass dies richtig war."

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